Wie soll der Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen im Herbst anlaufen? Diese Frage ist alles andere als neu, seit Ausbruch der Pandemie im März war schließlich klar, dass Anfang September die Schulen nach den Sommerferien wieder öffnen werden. Dennoch gab es bisher kein Konzept aus dem Bildungsministerium dazu, wie der Schulstart aussehen soll.

Spät, aber doch dürfte sich das nun ändern: Am Montag will Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) seine genauen Vorstellungen präsentieren. Am Sonntag nannte er in der "ZiB 2" bereits einige Eckpunkte aus dem Plan.

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Die gute Nachricht aus Sicht vieler leidgeprüfter Eltern zuerst: Flächendeckende Schulschließungen wie im März soll es nicht mehr geben, so Faßmann. Auch einzelne Schulen sollen nur mehr in Ausnahmefällen dichtmachen müssen. Ein solcher Ausnahmefall wäre etwa gegeben, wenn ein Schüler positiv auf das Coronavirus getestet wird, der Betroffene und seine Klassenkollegen isoliert werden, dann aber in anderen Klassen dennoch neue Fälle auftreten.

Keine Maske im Unterricht

Einen Unterricht mit Maske soll es nicht geben, so Faßmann weiter. Lediglich wenn die geplante Corona-Ampel auf Gelb schaltet, in einem Bezirk die Zahl der Fälle also ansteigt, soll eine Maskenpflicht wie bereits im vergangenen September an jenen Orten gelten, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Das gilt etwa im Eingangsbereich der Schule. In den Klassenzimmern soll es aber in keiner Ampelphase eine Maskenpflicht geben.

Details dazu, wie die geplante Corona-Ampel aussehen wird, also etwa wann die Schaltung auf Gelb erfolgt, fehlen bisher. Faßmann sagt aber, dass er versuche, vom Gesundheitsministerium schon vor dem offiziellen Start der Ampel Informationen zu den Schwellenwerten bekommen. "Wir sind mit dem Gesundheitsministerium in einem guten Einvernehmen", sagt Faßmann.

Wenn ein Verdachtsfall auftritt, ein Schüler etwa Fieber bekommt, soll vorgegangen werden wie bisher, stellte Faßmann klar. Der Schüler soll von seiner Klasse abgesondert werden, die Gesundheitsbehörden würden dann den Fall bewerten und entscheiden, wie es weitergeht. Sofern ein Schüler positiv getestet wird, werden die engen Kontaktpersonen, also Schüler aus der Klasse und Lehrer, in Quarantäne geschickt.

Das Infektionsgeschehen an den Schulen soll zudem laufend überwacht werden, kündigte der ÖVP-Minister an. So sollen über eine Zufallsstichprobe 200 Schulen ermittelt werden, an denen ebenfalls über eine Zufallsstichprobe bestimmte Lehrer und Schüler regelmäßig mit der Gurgelmethode getestet werden. Gurgelmethode bedeutet, dass keine unangenehmen Rachenabstriche genommen werden müssen, sondern eine Lösung gegurgelt und später einer Analyse unterzogen wird.

Faßmann: Wir haben dazugelernt

Dass die Schulen aufsperren werden, obwohl es aktuell mehr Infizierte gibt als im März 2020, als die Schulen zusperrten, verteidigte Faßmann: Man wisse, woher die steigenden Zahlen kommen. "Wir sind weit von einer Situation entfernt, wo das Virus überall grassiert." Und: Man habe viel dazugelernt, Schulen seien nicht Orte, an denen ständig neue Cluster entstünden.

Die Opposition hatte den Bildungsminister bereits heftig dafür kritisiert, dass bis jetzt kein fertiges Konzept vorgelegen ist – und eigene Forderungen lanciert.

Die SPÖ hatte etwa verlangt, dass gleich zu Beginn des Schuljahres ein vom Bund finanziertes Testkit für einen Gurgeltest an jeden Schüler ausgeteilt wird. Das würde auch Druck von den Eltern nehmen, die womöglich kranke Kinder in die Schule schicken, weil sie vielleicht keine Betreuungsmöglichkeit haben. Auch die Schulen sollen derartige Testkits (ein Becher mit Salzwasserlösung) vorrätig haben, um etwaige Verdachtsfälle schnell zu klären, so die SPÖ.

Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger forderte eine "Fast Lane" für Schulen und Kindergärten, also eine Auswertung dieser Corona-Tests binnen 24 Stunden. Zudem forderten die Neos eine Hotline für Pädagoginnen und Pädagogen in Schulen und Kindergärten, also eine Anlaufstelle, um medizinische Auskünfte zu erhalten, aber auch um etwaige Ängste und Unsicherheiten zu besprechen. (red, 16.8.2020)