Das Coronavirus hat auch im Hochschulbetrieb einiges verändert.

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Wien – Wegen der Corona-Krise konnten Studierende im vergangenen Semester nur eingeschränkt via Fernlehre studieren. Viele Studierende hätten zudem ihre Jobs verloren, meint die Studierendenvertretung ÖH. Das Bildungsministerium lehnt die Forderung nach einer Rückerstattung der Studiengebühren für das vergangene Semester jedoch ab.

363 Euro betragen die Studienbeiträge in Österreich pro Semester und müssen nach der Regelstudienzeit oder regulär an Fachhochschulen bezahlt werden. Studierende aus Drittstaaten müssen 726 Euro pro Semester bezahlen.

Die ÖH will österreichische Studierende nun finanziell entlasten. Die soziale Lage der Studierenden in Österreich habe sich während der Corona-Krise massiv verschlechtert, sagte Bundes-ÖH-Vorsitzender Desmond Grossmann von den unabhängigen Fachschaftslisten (Flö) am Montag im Ö1-"Journal um acht". "Ein Erlass der Studiengebühren ist unerlässlich." 60 Prozent der Studierenden würden der ÖH zufolge neben dem Studium arbeiten, ein Großteil davon geringfügig. Die Studierendenvertretung schätzt, dass jeder dritte Studierende den Arbeitsplatz verloren hat. Auch die Fernlehre habe nur bedingt funktioniert, meinte Grossmann.

Ministerium: Kein verlorenes Semester

Das Bildungsministerium sieht das anders. Es habe ein Lehrangebot gegeben, und das Sommersemester 2020 habe daher stattgefunden, meinte Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion im "Journal um acht": "Wer studieren wollte, konnte das." Manche Studierende seien im vergangenen Semester sogar produktiver gewesen, verweist Pichl auf die Universität Innsbruck. Dort seien im Sommersemester viel mehr Prüfungen absolviert worden als im Vorjahr. Von einem verlorenen Semester könne also keine Rede sein, und eine Rückerstattung der Studienbeiträge sei kein Thema für das Bildungsministerium.

Die ÖH argumentiert hingegen mit einer Studie der Universität Wien, bei der nur rund sieben Prozent der Studierenden angegeben hätten, im vergangenen Semester erfolgreich oder überwiegend erfolgreich studiert zu haben. 16 Prozent hätten zudem von "gröberen Problemen" bei der Fernlehre berichtet.

Was die finanzielle Entlastung angeht, verweist das Bildungsministerium im Gespräch mit Ö1 auf den Corona-Härtefonds der ÖH. Dieser stelle 500.000 Euro für finanziell schwer getroffene Studierende zu Verfügung. Grossmann meinte jedoch, es brauche mehr an staatlicher Unterstützung, denn die Hälfte des Budgets sei bereits ausgeschöpft. 2.000 Anträge seien von Studierenden gestellt worden. (brun, 17.8.2020)