Vald-Gründer Volkmar und Catharina Weiss.

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"Nachhaltigkeit und Achtsamkeit sind ja inzwischen auch Modewörter geworden und werden inflationär oft eingesetzt. Damit tun wir uns schon auch schwer": Volkmar Weiss.

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Unternehmen, die ein nachhaltiges Produkt haben und achtsam arbeiten, seien "per se weniger wachstumsgetrieben und daher meistens kompakter in ihrer Unternehmensstruktur", sagt Catharina Weiss.

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Arbeiten zwischen Wald und See: Das Vald-Büro im Waldviertel.

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Wien – Im Februar – kurz vor dem Corona-Lockdown – haben Catharina und Volkmar Weiss ihre Agentur Vald – Agentur für nachhaltige Kommunikation gegründet. Die beiden kennen sich aus ihrer Zeit bei Jung von Matt/Donau. Volkmar Weiss war dort Geschäftsführer Kreation, zuvor bei Scholz & Friends in Berlin, Catharina Weiss bei Jung von Matt im Projektmanagement und als Etat-Direktorin tätig. "In den großen Agenturen konnten wir nachhaltiges Arbeiten in unserem Sinn nicht umsetzen. Also haben wir die Konsequenz gezogen und Vald gegründet", sagen Catharina und Volkmar Weiss.

Aber was heißt "nachhaltige Kommunikation" konkret für sie? "Nachhaltig bedeutet für uns nicht ausschließlich 'bio' – auch bzw. ist das der Schwerpunkt. Aber darüber hinaus: Unternehmen aus Kunst und Kultur, NGOs, Unternehmen, die eine regionale Wertschöpfung, Achtsamkeit und das Gemeinwohl im Sinn haben. Kurz: Kunden, die voll hinter der (guten) Sache stehen", so Volkmar Weiss, "wir kommunizieren direkt mit Inhabern und arbeiten selbst an den Konzepten und der Kreation. Wir können schnell eigene Entscheidungen treffen, müssen uns nicht abstimmen, müssen keinem Wachstumsgedanken im Sinne von 'immer größer, immer weiter' folgen. Auch das ist nachhaltig – effizient und zielgerichtet zu arbeiten."

Kommunikation über den Zeitgeist hinaus

Das Paar arbeitet im Vald-Büro im Waldviertel. Catharina Weiss: "Daher auch der Name – eine Kombination aus Wald und Viertel, mit Blick auf den See und den Wald. Dort lassen wir uns inspirieren von dem, was wir erhalten wollen: die Natur." Wann ist Kommunikation nachhaltig?

"Kommunikation ist dann nachhaltig, wenn sie Bestand hat, wenn sie über den Zeitgeist hinausgeht und für eine Marke, ein Produkt und die Zielgruppe langfristig etwas Gutes bewirkt", sagt dazu Volkmar Weiss, "und dann auch noch – klar – in der haptischen Umsetzung, wenn es um Packaging oder das Produkt selbst geht – bio, natürliche Materialien, wenn geht, aus der Region, aus Österreich."

Begonnen hat Vald mit einem Projekt für Sonnentor. Die Agentur betreut das Restaurant Labstelle und die dazugehörige Manufaktur, den Biohof Rohrauer, und arbeitet aktuell an zwei Neugeschäften. Vor der Vald-Gründung arbeiteten Volkmar und Catharina Weiss für Kunden wie Austrian Airlines, Mercedes Benz, Erste Bank und BMW.

Weniger wachstumsgetrieben

Unternehmen, die ein nachhaltiges Produkt haben und achtsam arbeiten, seien "per se weniger wachstumsgetrieben und daher meistens kompakter in ihrer Unternehmensstruktur", sagt Catharina Weiss. "Diese Kunden laufen in großen Agenturen oft nebenbei oder finden dort kein Gehör. Auf diese Kunden spezialisieren wir uns – und bieten dabei alles Wissen aus großen, internationalen Agenturen und von großen Kunden, für die wir gearbeitet haben. Wir wissen, was dem Aufbau einer Marke hilft und genauso, was nicht. Zudem arbeiten wir kreativ auf höchstem Niveau, was auch bis zuletzt internationale Kreativpreise bestätigen. Das macht unsere Zielgruppe zwar spitzer, aber die Grundeinstellung stimmt auf beiden Seiten."

Die Corona-Pandemie habe die Vald-Gründer letztendlich in ihrer Positionierung bestätigt, "Themen wie Regionalität, Nachhaltigkeit und die Frage nach unendlichem Wachstum waren plötzlich in aller Munde. Alles Punkte, die uns schon länger beschäftigen und aufgrund derer wir Vald gegründet haben", so Volkmar Weiss. "Nachhaltigkeit und Achtsamkeit sind ja inzwischen auch Modewörter geworden und werden inflationär oft eingesetzt. Damit tun wir uns schon auch schwer. Jeder will und wird sich das auf die Fahnen heften. Man muss einfach wirklich hinterfragen, wer es ernst meint und wer nicht." (red, 17.8.2020)