Porsche betreibt gerne ein wenig Zahlenspiele. 356, 0, 911, 19, 992, 8, 4, 6, 385, 450, 4,2, 3,6, 158.551, 226.820, 1965. Die Sache ließe sich durchaus weiterführen, doch wir machen uns gleich ans Aufschlüsseln und werfen die Dechiffriermaschine an.

Nachdem seinerzeit, 1963, als Nachfolger des 356 der Porsche 901 lanciert worden war, verbat sich Peugeot sogleich die Null inmitten – solche Nullen gehören uns, empörten sich die Franzosen. Flugs kam der 1er ins Zentrum, eines der wohl berühmtesten numerischen Kürzel der Welt war geboren.

Größere Bereifung hinten hebt den Targa-Bügel 20 mm an. Damit da die Aerodynamik nicht leidet, gibt es vorn einen Windabweiser.
Foto: Porsche

In 19 Sekunden, kleiner, schlauer Zahlendreher aus "911", öffnet und schließt das vollautomatische Dach mit dem markanten, breiten Bügel, anders als beim Cabrio geht das Spektakel aber nur im Stand.

Vor uns haben wir den 911er mit Kennung 992, die achte Generation der Zuffenhausener Sportwagenlegende, und der neue Targa überträgt die Kraft auf alle vier Räder. Kraft, die der 6-Zylinder-Biturbo-Boxer mit wahlweise 385 (Targa 4) und 450 (Targa 4S) PS zur Verfügung stellt. Im Targa 4 sind das 15 PS mehr als bisher, der Null-auf-100-km/h-Sprint ist in nunmehr 4,2 Sekunden absolviert (bisher 4,3), im 4S gibt es gewissermaßen einen VW Käfer 1200, nämlich 30 PS, obendrauf, ein netter archetypischer Reflex. Das verbessert den Sprint von 4,0 auf 3,6 Sekunden.

Im 4S gibt es gewissermaßen einen VW Käfer 1200, nämlich 30 PS (insgesamt 450), obendrauf, ein netter archetypischer Reflex. Das verbessert den Sprint von 4,0 auf 3,6 Sekunden.
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Was der exklusive, ab August verfügbare Spaß kostet? Der Targa 4 PDK (Doppelkupplungsgetriebe) schlägt zu Buche, der 4S mit 7-Gang-Schaltung kommt auf 176.224, der mit PDK-Getriebe auf 178.676 Euro – und wer die auf 992 Stück limitierte Targa 4S Heritage Design Edition ordert, hat bis zu 226.820 Euro weniger auf dem Konto. Der Finanzminister freut sich über jedes verkaufte Auto, es sollen angeblich ein paar Budgetlöcher zu stopfen sein.

1965 schlug die Geburtsstunde des Targa, der breite Sicherheitsbügel war gleich einmal das Markenzeichen, heute gilt die Karosserieversion als goldene Mitte zwischen Cabrio und Coupé.

Bewegliche Teile

1965 schlug die Geburtsstunde des Targa, der breite Sicherheitsbügel war gleich einmal das Markenzeichen, heute gilt die Karosserieversion als goldene Mitte zwischen Cabrio und Coupé.
Foto: Porsche

Damit weg von den Zahlen, ran an den und rein in den Targa, den wir zwischen Zuffenhausen und Schwarzwald bei Kaiserwetter ausführen durften. Hauptattraktion dieses Sportwagens für Connaisseurs ist und bleibt die mit der Generation 991 eingeführte, aus zwei beweglichen Teilen – Softtop und Glasheckscheibe – bestehende Dachkonstruktion. Zuseherinnen und Zuseher bekommen den Mund kaum zu, und für jede(n) zehnte(n) 911er-Käufer(in) ist das ohnehin das Dach der Welt: So viele entscheiden sich beim 911 nicht für das Coupé oder Cabrio, sondern für den Targa.

Die Wahl der Waffen war für uns die 450 PS starke "Heritage Edition", wie der Schwabe sagt, eine innen wie außen treffsicher aufgemascherlte Hommage an die Tradition und ein Hochemotikum sondergleichen. Was für ein Gesamtpaket! Welche Leistungsentfaltung! Wie sauber und präzise sich das fährt! Dann noch dieses Klangbild! Da wird man mitunter sogar unhöflich und unterbricht das Gespräch an Bord. Entschuldige noch mal, Stephan ...

Damit nicht genug der Novitäten bei Porsche, die bisher erstaunlich gut durch die Corona-Krise gekommen sind: Es gibt Neues von der GTS-Front. Cayenne und Cayenne Coupé sind jetzt auch als GTS erhältlich – mit 4,0-Liter-V8-Biturbo und 460 PS, der den bisherigen 3,6-Liter-V6-Biturbo ablöst. Kostenpunkt: 148.882, Coupé: 154.585 Euro. (Andreas Stockinger, 25.8.2020)