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Bald geht es wieder los.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Deutschland

An der Frage, wie es für die zehn Millionen Schülerinnen und Schüler zwischen Schneizlreuth und Sylt nun weitergeht, scheiden sich die Geister. Über Wohl und Weh von Taferlklassler bis Abiturient entscheidet das jeweilige Kultusministerium der Bundesländer – und die liegen mitunter durchaus über Kreuz. Im CSU-regierten Bayern etwa, wo die Schulglocke so wie in Ostösterreich erst am 8. September wieder läutet, heißt es für alle Schülerinnen und Schüler "Maske auf", jedenfalls von Schultor bis -bank. Kultusminister Michael Piazolo kann sich aber auch eine Maskenpflicht während des Unterrichts vorstellen – so wie sie schon für Oberstufler in Nordrhein-Westfalen gilt.

Ein Vier-Stufen-Plan soll Orientierung bieten. Lehrkräfte ohne Lehramtsstudium sollen im Freistaat die Reserve bilden, falls das Stammpersonal aufgrund zu hohen Risikos nicht in die Schule kann. In Brandenburg, wo schon seit einer Woche wieder unterrichtet wird, gilt derzeit hingegen keine Maskenpflicht. Jeder Lehrer kann sich sechs Mal auf Schulkosten auf eine Infektion testen lassen. Sollte es zu einem Ausbruch kommen – wie andernorts etwa an einer Berliner Schule–, sollen nur einzelne Klassen in den Heimunterricht geschickt werden.

Israel

Lange blickte die Welt gebannt auf das kleine Israel: Rascher als andere hatte die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drastische Schritte ergriffen, um dem Virus Herr zu werden. Im Juni noch erntete der ansonsten so bedrängte Premier Lob von seinesgleichen rund um den Globus. Heute sieht sich Israel einer zweiten Covid-19-Welle ausgesetzt. Mitschuld daran trägt nach Ansicht von Gesundheitsexperten die zu frühe Wiedereröffnung der Schulen. 125 davon mussten wegen Corona-Ausbrüchen erneut schließen, mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler hatten sich angesteckt – auch deshalb, weil die Behörden im heißen Sommer 2020 weder auf Masken noch auf Abstand in den häufig übervollen Klassen gepocht hatten.

Nun soll ab 1. September, wenn es wieder losgeht, alles anders werden. Höchstens 18 Kinder dürfen, wenn es nach dem israelischen Bildungsministerium geht, gemeinsam unterrichtet werden – von der vierten Klasse an stets mit Maske, auch in den Klassenräumen. Ältere Kinder dürfen ab 1. September nur zwei Tage in der Woche in die Schule, die restliche Zeit sollen sie per Videokonferenzen unterrichtet werden.

Italien

Ausgerechnet zur Haupturlaubszeit Ferragosto schob Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza Tanzlokalen zwischen Tarvis und Taormina einen Riegel vor. Die leidgeprüfte Bevölkerung müsse jetzt ein weiteres Opfer bringen, damit wie geplant die Schulen am 14. September auch wirklich den Unterricht wieder aufnehmen könnten. Zuletzt war das Durchschnittsalter der Neuinfizierten nämlich "spektakulär gesunken", was die Mitte-links-Regierung auch der Partywut der so lange Isolierten zuschreibt. Seit 5. März sind Italiens Schulen schon geschlossen, mit aller Kraft bereitet sich das Land nun auf die Rückkehr zur Normalität vor – wenn auch unter neuen Vorzeichen.

Ab Herbst sollen die Schüler auf Einzelbänken maximal zu fünfzehnt in den Klassenzimmern sitzen, von einer Maskenpflicht oder Plexiglastrennwänden an den Pulten ist man zuletzt wieder abgekommen. Bildungsministerin Lucia Azzolina sucht derweil händeringend nach Notquartieren für bis zu 400.000 "scolari" und "studenti", Hotels und Kinosäle wurden bereits angemietet. Dafür sollen die Mensen wieder öffnen, für höhere Klassen wird weiterhin Fernunterricht angeboten.

Schweden

Auch wenn sich der schwedische Sonderweg für mittlerweile mehr als 5.000 Verstorbene als Irrweg erwiesen hat: Den Schulalltag zumindest hat das Virus kaum verändert – weder für die Kinder aus Bullerbü noch für jene aus dem von Covid-19 besonders betroffenen Stockholm. So dürfte sich denn auch für die 1,7 Millionen Schüler nicht allzu viel ändern, die dieser Tage aus den Sommerferien zurückgerufen werden. Schließlich paukten die meisten von ihnen auch, als überall sonst Lockdown herrschte, wie gewohnt an ihren Vierertischen im Klassenraum. Lediglich die drei letzten Stufen des Gymnasiums wurden auf Homeschooling umgestellt, Feiern, Schwimmstunden und Konzerte wurden abgesagt.

Eine Studie, die vom nationalen Gesundheitsdienst beauftragt wurde, kam unlängst zu dem Schluss, dass schwedische Schüler sogar weniger häufig infiziert waren als jene im benachbarten Finnland, wo die Schulen geschlossen waren. Die international kritisierte Regierung sieht dies als Beleg dafür, dass sie mit ihrem Sonderweg dennoch richtig gelegen ist. Weil die Schulen und Kindergärten offen waren, konnten die Eltern auch während der Krise ihrem Beruf nachgehen – und ärmere Kinder konnten in der Schule kostenlos essen. (Florian Niederndorfer, 18.8.2020)