Lang sind die Zeiten her, als das United States Postal Service für positive Schlagzeilen sorgte: Das war zur Jahrtausendwende, als sich die US-amerikanische Postbehörde im internationalen Rennradsport tummelte und sich ein eigenes Team leistete. Ihr Spitzenathlet: Lance Armstrong, der ab 1999 im Renndress der Blau-Weißen mehrmals die Tour de France gewann. Ende 2004 zog sich USPS als Sponsor zurück – rechtzeitig genug, um nicht in den Dopingskandal um Armstrong verwickelt zu werden, dem all seine sieben Toursiege aberkannt wurden.

Gute Zeiten...
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In den vergangenen Jahren machte das US Postal Service wieder nur in der ureigenen Branche Schlagzeilen – und zwar fast ausschließlich schlechte. Träge, heillos überschuldet sei das Postwesen in den USA, ohne Chance auf gewinnbringendes oder zumindest ausgeglichenes Wirtschaften.

Ein Mühlstein am Hals des Managements ist ein Gesetz, das USPS dazu verpflichtet, langfristig – nämlich viele Jahre im Voraus – die Gesundheits- und Pensionskosten seiner Mitarbeiter abzusichern. Gleichzeitig kämpft das Unternehmen mit der Marktentwicklung der vergangenen Jahre. Der Wettbewerb gegen alternative Paketzusteller setzt USPS besonders stark zu.

Als möglicherweise fatal für das Unternehmen erweist sich in diesen Tagen und Wochen der Umstand, dass Präsident Donald Trump einen Hebel gefunden hat, um USPS in seinem eigenen Interesse für den Wahlkampf einzusetzen: durch Budgetkürzungen, die die ohnehin schon marode Firma noch weiter belasten.

Trump macht Stimmung

Trump behauptet – ohne über stichhaltige Beweise zu verfügen –, dass mit der Briefwahl dem Wahlbetrug Tür und Tor geöffnet werde. Im Corona-Wahljahr 2020 werde wohl noch mehr Gebrauch von der Abstimmung via Post gemacht, und das gefährde "massiv" seine Chance auf Wiederwahl. Also setzt er alles daran, um der Post die fristgerechte Zustellung von Wahlbriefen so schwer wie möglich zu machen.

...schlechte Zeiten.
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Ein Erfüllungsgehilfe Trumps in diesem Spiel ist der erst vor wenigen Wochen erkorene neue Direktor des US Postal Service selbst: Louis DeJoy. Der Vertraute des Präsidenten wird nun für den 24. August vor den Kontrollausschuss des Repräsentantenhauses zitiert, wo er zu den jüngsten betrieblichen Veränderungen Stellung beziehen soll. De Joys Management habe zu Beeinträchtigungen des Postwesens geführt, meinen die oppositionellen Demokraten. Deshalb müsse man "alle Optionen prüfen, die uns zum Schutz der Integrität dieser Wahlen zur Verfügung stehen", sagte etwa Josh Stein, Generalstaatsanwalt von North Carolina.

Nancy Pelosi, Sprecherin des von der Opposition dominierten Repräsentantenhauses, rief indes am Sonntag (Ortszeit) die Abgeordneten aus der Sommerpause zurück: Sie sollen noch vor DeJoys Anhörung über eine Novellierung des betreffenden Gesetzes entscheiden, um das US Postal Service besser abzusichern und vor dem direkten Zugriff durch den Präsidenten zu schützen. Zudem wollen die Demokraten schon in Kürze erste Gesetzesentwürfe vorlegen. (Gianluca Wallisch, 17.8.2020)