Die Stimmung in der Bauwirtschaft ist nach wie vor getrübt.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Wien – Die Corona-Krise hat ein deutliches Loch in Österreichs Wirtschaft gerissen, nun geht es langsam wieder bergauf: Im Juli stieg der Bank-Austria-Konjunkturindikator zum dritten Monat in Folge an. Ganz rosig ist die Aussicht allerdings noch nicht: Der Wert stieg zwar um einen Punkt, befindet sich aber nach wie vor bei minus 2,3 Punkten. Der Tiefpunkt sei überwunden, heiß es bei der Bank Austria. Deren Ökonom Walter Pudschedl spricht von einer Erholung "mit angezogener Handbremse".

Insgesamt sei man von der Intensität der wirtschaftlichen Erholung ein wenig überrascht gewesen, sagte Pudschedl zum STANDARD. Die Bank Austria habe die Hemmnisse, die aufgrund des Corona-Shutdowns gegeben waren, anfangs stärker eingeschätzt. Die nun relativ rasche Erholung der Wirtschaft erklärt sich der Ökonom einerseits dadurch, dass die Phase des Shutdowns kürzer ausgefallen sei als erwartet. Und: "Von null aus ist es leicht zu wachsen." Gemeint ist damit das Corona-bedingte Tief der österreichischen Wirtschaft im April.

Covid-19-Folgen weiter spürbar

Im heurigen Sommer liegt die Wirtschaftsleistung in Österreich nach Berechnung der Ökonomen um rund zehn Prozentpunkten unter dem Vorkrisenniveau. Für das Gesamtjahr rechnet die Bank Austria weiterhin mit einem Rückgang des Bruttoinlandprodukts von bis zu acht Prozent. Die Folgen der Pandemie dürften nach Ansicht von Pudschedl auch im kommenden Jahr weiterhin spürbar sein: "Trotz eines zahlenmäßig beeindruckenden Wirtschaftswachstums von bis zu sieben Prozent dürfte die österreichische Wirtschaft 2021 kaum das Auslastungsniveau von vor der Corona-Krise erreichen."

Ein "Silberstreifen am Horizont"

Nach wie vor seien die Stimmung am Bau und das Konsumentenvertrauen getrübt, heißt es in der am Montag veröffentlichten Erhebung. Die Baubranche habe im Juli nach einer raschen Verbesserung einen ersten Dämpfer erlitten. Und auch der Konsum hat im Vergleich zum Vormonat wieder einen Rückschlag verbucht. Positiv schätzen die Wirtschaftsforscher unterdessen die Entwicklung der internationalen Konjunktur ein; die Lockerung der Maßnahmen in einigen Dienstleistungsbranchen habe für einen "Silberstreifen am Horizont" gesorgt. Das verbesserte Exportumfeld würde zudem für eine Erholung in der Industrie sorgen. Dort habe sich die Stimmung aufgehellt.

Die zurückhaltende Entwicklung der Nachfrage sowie der niedrige Ölpreis würden weiterhin für eine niedrige Inflation sorgen, hieß es am Montag. Für heuer rechnen die Ökonomen mit einer durchschnittlichen Teuerung von 1,1 Prozent.

Am Arbeitsmarkt habe das Tempo der Verbesserung nachgelassen, ein weiterer Rückgang der Arbeitslosenquote wird sich aus Sicht der Ökonomen schwieriger gestalten. "Nach durchschnittlich zehn Prozent im Jahr 2020 wird die Arbeitslosenquote 2021 mit zumindest acht Prozent noch deutlich über dem Vorkrisenniveau liegen", schätzt Pudschedl. Ende Juli waren in Österreich 432.539 Personen arbeitslos gemeldet oder in Schulung – ein Drittel mehr als im Vormonat. (red, 17.8.2020)