Ein Drittel der Neuinfektionen von der rückreisenden Bevölkerung in den Urlaubsgebieten auf dem Balkan, vor allem aus Kroatien.

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Woher kommt das Virus? "Über die Grenze", sagt Bundeskanzler Sebastian Kurz in seiner "großen Bitte" an die "Bevölkerung", sich doch risikoadäquat zu verhalten. Immerhin: "die Bevölkerung", also nicht nur die "lieben Österreicher und Österreicherinnen" wie sonst immer. Dass das Virus aber von außen, "über die Grenze", kommt, das hat sein müssen.

Zwar kommt ein Drittel der Neuinfektionen von der rückreisenden Bevölkerung in den Urlaubsgebieten auf dem Balkan, vor allem aus Kroatien, und bei der blitzschnell von Wien eingerichteten Gratisteststelle stauten sich am Sonntag die Rückkehrer. Aber woher die anderen zwei Drittel kommen, das ist höchstens zu erahnen, wenn man die massenweisen Maskenverweigerer, Partytiger und Abstandignoranten im eigenen Land betrachtet.

Die Infektionen nehmen zu, die Regierung reagiert situativ. Wenn es brenzlig wird, taucht Kurz wieder auf und fordert etwas ("bessere Grenzkontrollen") – streng genommen ja von sich selbst.

Ein zusammenhängendes Konzept, was wann passieren muss, vermisst man weiterhin. So entschieden die Regierung zu Beginn gehandelt hat, war in der Folge deutlich zu spüren, dass die Interessen der heimischen Fremdenverkehrswirtschaft eine Zeitlang im Vordergrund standen. Dieses zugleich subtile wie öde Abschieben auf einen Import "über die Grenze" ist zugleich kontraproduktiv und unwürdig. (Hans Rauscher, 17.8.2020)