Heuer sollen in Wien insgesamt 120 zusätzliche Ärztestellen sowie Ausbildungsplätze geschaffen werden. In einigen Mangelfächern wie der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Anästhesie oder der Pathologie wird es zunehmend schwieriger, Fachärzte zu finden.

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Wien – Schon im Vorjahr, also noch vor der Coronavirus-Krise, haben sich Stadt Wien und Ärztekammer darauf verständigt, aufgrund von erwarteten Engpässen, 250 neue Stellen für Ärztinnen und Ärzte sowie in der Facharztausbildung zu schaffen.

Mittlerweile ist eine Einigung für einen ersten Teil dieses Personalpakets geglückt: Noch heuer sollen insgesamt 120 zusätzliche Ärztinnen und Ärzte im Wiener Gesundheitsverbund (vormals Krankenanstaltenverbund, KAV) angestellt werden. Das gaben Bürgermeister Michael Ludwig und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (beide SPÖ) bei einer groß angelegten Pressekonferenz mit Ärztekammer, Gesundheitsverbund und Gewerkschaft bekannt.

Bei dieser angepeilten Zahl handelt es sich aber nicht nur um zusätzliche Arztstellen, sondern auch um Ausbildungsstellen für angehende Fachärztinnen und Fachärzte. Wolfgang Weismüller, Vizepräsident der Ärztekammer Wien, geht von rund der Hälfte an Ausbildungsstellen aus. Weismüller verwies aber auch darauf, dass es schon jetzt "in einigen Mangelfächern" große Schwierigkeiten gebe, Stellen zu besetzen. "Probleme gibt es in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Anästhesie oder der Pathologie."

Auch Suche nach Ärzten im Ausland

Im Gespräch mit dem STANDARD meinte Weismüller, dass Wien hier einerseits im Ausland rekrutieren müsse. Andererseits appellierte er an "alle Ärzte, die jetzt fertig mit ihrer Ausbildung werden, dass sie als Fachärzte im Spital bleiben". Hier müsste man auch die Rahmenbedingungen verbessern und attraktiver werden – etwa in puncto "einer echten 40-Stunden-Woche". Denn laut Ärztekammer bleiben nur rund 60 Prozent aller Medizinabsolventen in Österreich im Land.

Neben den 120 Arztstellen wird auch in anderen Bereichen im Gesundheitsverbund personell aufgerüstet. Das sei nötig, weil in den kommenden fünf bis sieben Jahren immer mehr Personen der Babyboomergeneration das Pensionsalter erreichen, meinte Hacker. Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Generaldirektorin des Gesundheitsverbunds, verwies auf insgesamt 380 zusätzliche Stellen im heurigen Jahr: Neben den 120 Ärztestellen seien auch 120 zusätzliche Stellen im Pflegebereich sowie 140 in weiteren Berufsgruppen geschaffen worden. Zehn Prozent seien schon besetzt.

Volle Lager in puncto Schutzausrüstung und Masken

Beim Thema Schutzausrüstung und vor allem Masken verwiesen Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres und Hacker auf volle Lager in Spitälern und im niedergelassenen Bereich für den Herbst, wenn wieder mehr Corona-Fälle erwartet werden. Hier könne man beruhigt in die Zukunft schauen, so Hacker. Im März und April hatte es in Wien erhebliche Engpässe gegeben. (David Krutzler, 17.8.2020)