Zwei Monate hätte man Zeit gehabt, sich zu überlegen, welche Angebote man Individualreisenden macht.

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Es ist absehbar gewesen: Statt Muscheln, Sand und Sonnenuntergangsbildern haben manche Touristen heuer ein Virus als Urlaubsmitbringsel dabei. Das Risiko ist hoch, dass sie es weitergeben, ohne es zu bemerken – schließlich wird derzeit mehrheitlich bei jungen Menschen eine Infektion nachgewiesen, die entweder gar keine oder nur leichte Covid-19-Symptome aufweisen. Umso wichtiger sind die Tests, damit verhindert wird, dass die Krankheit wieder vermehrt Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen lebensgefährlich bedroht. Dass diese Tests nicht direkt an den Grenzen gemacht werden, ist unverständlich.

Sicher, es ist ein enormer Aufwand, der fehleranfällig ist. Siehe Bayern, wo 9000 Ergebnisse von Heimkehrern, darunter 1000 positive, verschlampt worden sind, da die Daten händisch erfasst und wieder händisch in ein Computersystem eingegeben werden mussten. Aber: Spätestens im Juni musste den Verantwortlichen in der Regierung klar sein, was dräut, wenn sich die Fixsternanbeter den Sonnenbrand am Strand und den Sundowner-Brand in der Strandbar holen wollen.

Zwei Monate hätte man also Zeit gehabt, sich zu überlegen, welche Angebote man Individualreisenden macht, damit sie bei der Rückkehr unkompliziert prüfen lassen können, ob sie sich angesteckt haben oder nicht. Natürlich wäre es einfacher, das direkt an den Grenzübergängen oder bei grenznahen Rastplätzen zu machen. Man gewinnt mindestens einen halben Tag, bis das Ergebnis da ist, vorausgesetzt, man konzentriert die Ressourcen. Natürlich kann man die Bezirkshauptmannschaften mit der Aufgabe nicht alleinlassen, die sind personalmäßig überfordert. Die Kosten übernimmt ohnehin der Bund, auch in Wien, wo ein derartiges Testzentrum quasi über Nacht entstanden ist. Aber möglicherweise hat man sich dort besser auf unerwünschte Mitbringsel vorbereitet. (Michael Möseneder, 17.8.2020)