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Gavin Williamson entschuldigte sich für den Schlingerkurs seines Bildungsministeriums.

Foto: AP / Stefan Rousseau

London – Erfolg für englische Schulabgänger: Die britische Regierung hat nach Protesten eine umstrittene Corona-bedingte Korrektur der Abschlussnoten zurückgenommen. Wie die englische Schulbehörde am Montag mitteilte, machte sie die nachträgliche Anpassung der mit der Matura vergleichbaren A-Level-Ergebnisse für Schülerinnen und Schüler, deren Abschlussprüfungen wegen der Pandemie abgesagt wurden, wieder rückgängig.

Wie viele andere Länder hatte Großbritannien die Prüfungen im Frühjahr wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Um trotzdem die für Bewerbungen um Studienplätze und Jobs wichtigen Abschlussnoten zu erhalten, hatten die britischen Behörden entschieden, dass Lehrerinnen und Lehrer diese auf Basis vergangener Leistungen der einzelnen Schülerinenn und Schüler festlegen sollten. Um eine Flut an guten Noten zu verhindern, wollten die Behörden den Schnitt anschließend schulweit anhand der Ergebnisse der vergangenen Jahre anpassen. Wer als gute Schülerin also eine schlechte Schule besucht, hätte nur deshalb also automatisch eine schlechtere Note erhalten. Dies führte dazu, dass 39 Prozent aller Abschlussnoten abgewertet wurden. Die Betroffenen hatten dagegen protestiert, dass die Korrekturmethode ärmere Schüler benachteilige.

250.000 Beschwerden

Die Jugendlichen und ihre Eltern argumentierten, dass gute Schüler an öffentlichen Schulen in sozial benachteiligten Gegenden mit tendenziell schlechteren Notenschnitten benachteiligt würden. Schlechtere Schüler an Privatschulen mit tendenziell besserem Schulschnitt hätten hingegen einen Vorteil. Lehrer fürchteten wiederum drohende Klagen von Eltern.

Oppositionspolitiker unterstützten die Schulabgänger ebenso wie eine wachsende Zahl an Abgeordneten von Premierminister Boris Johnsons Konservativer Partei. Eine Petition gegen das Vorgehen der Behörden wurde von mehr als 250.000 Menschen unterschrieben und zwei Interessenvereinigungen drohten, die Regierung zu verklagen. Schließlich entschieden die Schulbehörden von Schottland und Wales eigenständig, die Korrekturen zurückzunehmen, und setzten die für England zuständige britische Regierung weiter unter Druck.

Unterrichtsminister Gavin Williamson entschuldigte sich nun für das Hin und Her. Er sagte, er "hoffe, dass diese Ankündigung jetzt die Gewissheit und Sicherheit bietet", die Schüler und Eltern verdienten. Die Regierung Nordirlands erklärte nach Williamsons Entscheidung schließlich als letzter Landesteil Großbritanniens, auf die umstrittene Regelung verzichten zu wollen. Schüler, die dank der Regelung bessere Abschlussnoten erhielten, sollen hingegen nicht zurückgestuft werden. (APA, 17.8.2020)