"Schauen Sie, mir ist es relativ egal", fand FPÖ-Chef Norbert Hofer zur Frage, ob sein Vorgänger Heinz-Christian Strache bei der Wien-Wahl antreten darf.

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Norbert Hofer ging mit einer Erwartungshaltung in das ORF-"Sommergespräch": "Ich gehe davon aus, dass der ORF versuchen wird, mich ein bisschen zu grillen und mich aus der Ruhe zu bringen", erklärte er seinen Instagram-Followern am Montagnachmittag in einem Video. Das werde dem Sender aber "wahrscheinlich schwer gelingen", gab der FPÖ-Chef auch gleich den Anspruch an sich selbst bekannt.

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Vielleicht war es da ganz günstig, dass die politische Nachricht des Abends erst vermeldet wurde, als die Aufzeichnung des Interviews schon erfolgt war: Denn wie DER STANDARD erfahren hatte, darf Hofers früherer Parteichef und nunmehriger Listengründer Heinz-Christian Strache nun fix bei der Gemeinderatswahl in Wien kandidieren. Das hätte durchaus Potenzial, den blauen Bundesparteichef zu beunruhigen. Im Gespräch behauptete Hofer dann auf die dem Aufzeichnungszeitpunkt geschuldet noch hypothetische Frage nach dieser Entscheidung: "Schauen Sie, mir ist es relativ egal."

Krankheits-Stakkato

Emotional wurde Hofer allerdings beim Thema Corona, wo der Freiheitliche auf eine "Man darf Corona nicht unterschätzen, aber ..."-Rhetorik setzte. Und etwa im Stakkato aufzählte, was sonst noch gefährlich sei: Tuberkulose, HIV, Krankenhauskeime, Krebs, Schlaganfälle, Herzinfarkte.

"Wie ich antworte, darf ich schon selbst entscheiden", quittierte er die Versuche von Moderatorin Simone Stribl, das Thema weg von allen anderen Krankheiten und hin zur virulenten Pandemie zu leiten.

Blaue Gerüchteküche

Eine Maßnahme, die einen nächsten Fall Strache verhindern soll, sind die Compliance-Regeln, die sich die Partei infolge der Spesen-Affäre auferlegen will. Details dazu waren Hofer nicht zu entlocken – bis Anfang des kommenden Jahres werde der laut dem Parteichef sehr umfangreiche Prozess aber noch dauern.

Erwartbarerweise schoss sich Hofer als Nächstes auf die türkis-grüne Bundesregierung ein. Sie mache, insbesondere während der Corona-Pandemie, schlechte Arbeit. Reihenweise verfassungswidrige Gesetze, das dürfe einer Bundesregierung nicht passieren, sagte der Ex-Verkehrsminister und erinnerte an seine eigene Regierungszeit: "Das ist keine Qualität, das wäre bei uns anders gewesen."

Gegen Ende brachte Hofer in guter blauer Manier noch ein Gerücht ins Spiel: Angesprochen auf die Frage, ob er gegen den amtierenden Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen tatsächlich nicht noch einmal antreten würde, sagte Hofer, er hätte ohnehin gehört, dass der aktuelle Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) antreten solle. Und gegen ihn würde er sehr gerne antreten. (Sebastian Fellner, Fabian Schmid, 17.8.2020)