Derzeit sind mehr als 420.000 Menschen arbeitslos gemeldet.

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Türkis-Grün ist noch kein Jahr im Amt, doch ein Eindruck hat sich insbesondere durch die Corona-Krise verfestigt: Wann immer die Koalitionäre öffentlichkeitswirksam und mit Fanfaren gegen ein vermeintliches oder echtes Problem ankämpfen können, tun sie es. Beispiel Kroatien: Da gibt es nicht nur eine Reisewarnung für das Land, sondern es werden gleich die Grenzkontrollen verschärft, und Kanzler Sebastian Kurz versucht, mit knackigen Sprüchen wie "Das Virus kommt mit dem Auto" zu punkten.

Wenn es aber komplexer wird, schnelle Siege nicht zu erwarten sind, tut sich die Regierung schwer und reagiert oft zu spät. Das zeigt sich aktuell in der Arbeitsmarktpolitik: Derzeit sind mehr als 420.000 Menschen arbeitslos gemeldet, das ist um ein Drittel mehr als vor einem Jahr. Ebenso erschreckend: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen beginnt schon zu steigen, weil viele, die schon vor Corona keinen Job hatten, sich nun deutlich schwerer tun, etwas zu finden.

Doch von einer arbeitsmarktpolitischen Offensive fehlt in Österreich jede Spur. Dabei ist absehbar, dass sich die Situation ab Herbst zuspitzen wird. In der kalten Jahreszeit, wenn Baustellen stillstehen, steigt die Zahl der Arbeitslosen traditionell an. Hier müssten schon Konzepte und Ideen auf dem Tisch liegen, zumal das AMS Zeit braucht, eine neue Strategie umzusetzen. Es ist an der Zeit, dass Türkis-Grün aufwacht. (András Szigetvari, 18.8.2020)