Es sind denkbar schlechte Rahmenbedingungen, unter denen Google unlängst sein neuestes Mittelklasse-Smartphone vorgestellt hat: Den ursprünglich anvisierten Launch-Termin bereits um Monate verpasst, steht die Veröffentlichung des Pixel 4a weiter unter den Vorzeichen von Covid-19. Von ganz offensichtlichen Problemen in der Lieferkette geplagt, gibt es das neue Smartphone zunächst einmal nur in den USA, Anfang Oktober soll es dann auch nach Europa kommen. All das in einem ohnehin schon schwierigen Umfeld, immerhin erlebt der Smartphone-Markt angesichts der Pandemie gerade eine veritable Krise.

Zeitgemäße Wahl

Aber es gibt auch eine andere Perspektive: Nämlich, dass das Pixel 4a perfekt in diese Zeit passt. Immerhin ist die finanzielle Situation bei vielen derzeit deutlich angespannter als noch im Jahr zuvor. Da werden Mittelklasse-Smartphones plötzlich auch für jene interessant, die sonst üblicherweise im High-End-Bereich zuschlagen. Und dass Google weiß, wie man ein Smartphone baut, welches mit relativ geringen Abstrichen im Vergleich zur Oberklasse auskommt, hatte man schon mit dem Vorgänger, dem Pixel 3a, bewiesen.

Das Pixel 4a ist Googles neues Smartphone für die Mittelklasse.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Erster Eindruck

Der wichtigste Unterschied zum Vorjahr fällt sofort auf: Das Pixel 4a gibt es – zumindest vorerst – nur in einer Größe. Und die heißt: klein. Mit seinen 144 x 69,4 x 8,2 Millimeter ist das neue Smartphone schon fast wieder bei den Abmessungen von Googles beliebtem Nexus 5 angekommen. Mit 143 Gramm ist das Smartphone dazu noch erfreulich leicht. Das liegt nicht zuletzt an den verwendeten Materialien. Statt Glas oder Metall gibt es nämlich ein Polycarbonat-Unibody-Gehäuse. Generell ist gegen die Verwendung von Kunststoff gerade in dieser Preiskategorie wenig einzuwenden. In diesem Fall ist es aber so, dass die Oberfläche wirklich leicht verschmiert – was dann wieder in unerfreulicher Weise an die bereits erwähnten Nexus-5-Zeiten erinnert.

Das Design des ausschließlich in Schwarz erhältlichen Geräts ist äußerst unauffällig, manche würden hier wohl gar zum Begriff "generisch" greifen. Auffälligstes Merkmal ist der in einer hellen Mint-Farbe gehaltene Power-Button. Apropos. Die Knöpfe sind durchaus sauber verarbeitet. Ebenfalls auffällig ist das Kameramodul, das mit seiner Form an das größere Pixel 4 erinnert, aber – soviel sei vorab verraten – nur eine Kamera beherbergt. Ebenfalls zu sehen ist wieder der Fingerprint-Sensor auf der Rückseite, der manchen veraltet vorkommen mag, in der Praxis aber besser und sicherer funktioniert als die In-Display-Sensoren anderer Smartphones. Eine Gesichtserkennung wie beim Pixel 4 gibt es dieses Mal nicht. Das hätte man vor ein paar Monaten noch mit gewissem Recht kritisieren können. In Zeiten der omnipräsenten Maskenpflicht ist aber der Fingerabdruck ohnehin die bessere Wahl zur biometrischen Authentifizierung.

Display wächst, Gerät wird kleiner

An der Vorderseite zeigt sich im direkten Vergleich schnell ein weiterer großer Unterschied zum Vorjahr: Der Rahmen rund um das Display ist erheblich kleiner geworden, oder anders gesagt: Der Bildschirm nimmt nun einen wesentlich größeren Teil der Vorderseite ein. Das hat zur Folge, dass das Pixel 4a mit seinem 5,8-Zoll-Display sogar kleiner als das Pixel 3a mit 5,6-Zoll-Bildschirm ist. Möglich wird dies nicht zuletzt dadurch, dass Google zum ersten Mal ein Punchhole-Design verwendet, die Frontkamera also mit einem kreisrunden Ausschnitt den Bildschirm links oben durchbricht. Die Stelle ist für so etwas an sich gut gewählt, gleichzeitig geht natürlich ein gewisser Teil der Statuszeile verloren, und diese wird auch höher als von vielen anderen Geräten gewohnt.

Den Punchhole-Ausschnitt kann man wie bei anderen Smartphones auch mit ein paar mehr oder weniger clever gemachten Wallpapers kaschieren.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Weitere Eckdaten zum Display: Die Auflösung beträgt 1.080 x 2.340 Pixel, was eine Pixeldichte von 443 PPI ergibt. Das Seitenverhältnis beträgt 19,5:9, als Technologie wird OLED verwendet, HDR-Support gibt es ebenfalls. Geschützt wird das Ganze durch ein nicht mehr ganz aktuelles, gehärtetes Gorilla Glass 3. Trotzdem ist das noch immer ein Upgrade zum Vorjahr. Beim Pixel 3a griff Google zu einem weniger starken Glas. Die Darstellungsqualität ist für ein Geräte dieser Preisklasse wirklich sehr gut, und auch die maximale Helligkeit weiß zu überzeugen. Bei direktem Sonnenlicht und automatischer Helligkeitsanpassung kann das Smartphone kurzfristig auf mehr als 800 Nits hochregeln. Aber natürlich gibt es auch gewisse Abstriche im Vergleich zum High-End-Bereich hinzunehmen. Dazu zählt eine schlechtere Winkelabhängigkeit, außerdem zeigt die Beschichtung einen gewissen Regenbogeneffekt.

Die Kamera

Wenn sich Google-Smartphones in den vergangenen Jahren für etwas einen Namen gemacht haben, dann ist es die Kamera. Und diese Stärke will Google auch beim Pixel 4a ausspielen. Zwar gibt es nur eine Kamera, diese entspricht dafür aber exakt jener des Pixel 4: Es gibt also einen 12,2 Megapixel-Sensor mit einer Pixelgröße von 1,4 μm, eine Blende von f/1.7 sowie optische und elektronische Bildstabilisierung.

Ein einfacher Schnappschuss bei sehr guten Lichtverhältnissen.
Viel Licht, viel Schatten. Ein Szenario, bei dem Googles HDR+ seine Stärken ausspielt.
Königskategorie: Katze.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Der Sensor ist aber ohnehin nicht das, was die Qualität der Pixel-Kameras ausmacht sondern Googles Software. Und diese spielt auch hier wieder ganz ihre Stärken aus: Die gelieferte Fotoqualität ist nicht einfach nur für ein Mittelklassegerät gut, sie kann auch locker mit aktuellen High-End-Smartphones mithalten. An manchen Stellen merkt man die Überlegenheit der stärkeren Sensoren anderer Hersteller zwar, aber es ist wirklich verblüffend, was Google mit seiner Software aus der recht generischen Hardware macht. Vor allem aber ist die Pixel-Kamera eines: Extrem zuverlässig und konsistent. Man kann sich eigentlich immer darauf verlassen, dass die Bilder etwas werden, und oft werden sie dann auch überraschend gut.

Astrofotografie, Nachtmodus: Alles da

Die Softwarefeatures des Pixel 4 übernimmt Google dabei ausnahmslos auch für das 4a: Das bedeutet etwa, dass sogar der Astrofotografiemodus geboten wird, der wirklich verblüffende Fotos des Sternenhimmels liefern kann. Am Abend hilft der Nachtmodus mehr aus den Aufnahmen zu holen, und auch dieser ist zuverlässiger und vor allem stabiler als bei den meisten anderen Herstellern. Der Porträtmodus macht ebenfalls sehr gut Aufnahmen, und als Extra ist Google Lens integriert, das äußerst nützlich ist, wenn man einmal unbekannte Pflanzen bei einem Spaziergang identifizieren oder Texte auf Schildern in unbekannten Sprachen übersetzen will. Besonders positiv fällt zudem die Live HDR-Vorschau auf, dank der die Vorschau in der Kamera-App deutlich näher am fertigen Bild ist als bei den meisten anderen Smartphones. Ein kleines Defizit im Vergleich zum Pixel 4 gibt es dann aber doch: Da das Pixel 4a ohne Googles Co-Prozessor für die Bildverarbeitung auskommen muss, dauert die Berechnung der Aufnahmen etwas länger.

Statt eines optischen Zoom gibt es Googles "SuperResZoom", der bei niedrigen Vergrößerungsstufen auch sehr gute Arbeit leistet. Ein kleiner Tipp am Rande: Die 2x-Vergrößerung bietet sich gut für Makroaufnahmen mit natürlichem Bokeh an. (im Bild)
Foto: Proschofsky / STANDARD
Auch am Abend liefert das Pixel 4a sehr gute Aufnahmen.
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So gut die Fotofähigkeiten des Pixel 4a auch sein mögen, so mittelmäßig fallen die Videofunktionen aus – auch das kennt man bereits von der Pixel-Reihe. Das liegt weniger an der Videoqualität selbst, die ist nämlich besser als ihr Ruf und auch die Stabilisierung funktioniert hervorragend. Allerdings ist hier weiterhin bei 4K30 Schluss, und vor allem gibt es außer Zeitraffer- und Zeitlupenmodus nur sehr wenige Funktionen zur Videoaufnahme.

Die Frontkamera birgt keine Überraschungen, sie ist nämlich exakt die gleiche wie beim Vorgänger. Die gelieferte Qualität ist dabei auch durchaus gut. Mittlerweile gibt es hier aber andere Hersteller, die besseres liefern.

Performance

Als Prozessor kommt beim Pixel 4a ein Snapdragon 730G von Qualcomm zum Einsatz. Dabei handelt es sich um einen Achtkerner (2 x 2,2 Ghz, 6 x 1,8 GHz), dem ein Adreno 618 als Grafikeinheit zur Seite gestellt. Als Arbeitssspeicher gibt es 6 GB LPDDR4x RAM, ein erfreuliches Upgrade von den 4 GB des Pixel 3a. Was heißt das nun alles in der Praxis: Im Vergleich zum Pixel 3a mit seinem Snapdragon 670 stellt dies ein durchaus signifikantes Upgrade dar. Das zeigt sich vor allem bei grafikintensiven Anwendungen, im Benchmark von 3DMark ist das Pixel 4a rund 50 Prozent flotter. Ähnlich groß ist der Sprung bei der Single Core Leistung bei Geekbench, im Multi-Core-Test gibt es hingegen "nur" einen leichten Zugewinn von rund 25 Prozent.

In Benchmarks kann das Pixel 4a natürlich nicht ganz mit aktuellen High-End-Geräten mithalten, ist aber gleichzeitig deutlich flotter als der Vorgänger. Beim Test mit "Don't Kill My App" erhält es Bestwerte, da Google auf die aggressiven Stromsparmethoden anderer Hersteller, die zu Problemen mit vielen Apps führen können, verzichtet.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Gleichzeitig zeigen sich in solchen Benchmarks natürlich die größten Unterschiede zu aktuellen High-End-Geräten. Bei 3DMark sind die Galaxy S20 oder OnePlus 8 Pro der Welt doch mehr als doppelt so flott. Deutlich erfreulicher sieht der Vergleich für das Pixel 4a hingegen bei dem auf reale Arbeitslasten ausgelegten PCMark-Work-Test aus: Hier erzielt es 8.400 Punkte, womit man von der Leistung her irgendwo zwischen Pixel 2 und Pixel 3 angesiedelt ist – und übrigens auch über dem Galaxy S10. Das kommt nicht ganz überraschend, die Google-Smartphones schneiden aufgrund ihrer guten Softwareoptimierung hier immer besser ab als es von der Hardwareausstattung zu erwarten wäre.

Relationen zum Mitbewerb

Ein Vergleich ist aber angesichts der Preisklasse, in der das Pixel 4a spielt, noch wichtiger: jener zum Snapdragon 765G, der im OnePlus Nord zu finden ist. Dieses ist in CPU-Tests nur 10 bis 20 Prozent flotter, bei der Grafik fällt der Vorsprung mit 20 bis 30 Prozent etwas deutlicher aus.

Entscheidend ist aber ohnehin, wie sich ein Smartphone im Alltag anfühlt. Und hier kann das Pixel 4a wieder punkten: Im normalen App-Alltag ist kaum ein Unterschied zu High-End-Geräten zu bemerken, auch aktuelle Spiele laufen äußerst flink. Im Vergleich zum Pixel 3a fallen vor allem die deutlich reduzierten App-Startzeiten auf. Dies ist einer anderen Performance-Optimierung zu verdanken: Das Pixel 4a verwendet erheblich schnellere Speicherchips (UFS 2.1 statt eMMC), was sich in Storage-Benchmarks konsistent mit einem Geschwindigkeitszuwachs zwischen 50 und 100 Prozent niederschlägt.

Das Pixel 4a is kaum größer als das Nexus 5 aus dem Jahr 2013 und damit erfreulich kompakt. Leider ist die Rückseite auch ähnlich anfällig für Schmutzspuren.
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Das größte gefühlte Performancedefizit ist insofern das Fehlen eines 90- oder 120-Hz-Modus, mit dem sich die Animationen auf Smartphones deutlich weicher anfühlen. Angesichts der Performance-Probleme, die OnePlus damit bei seinem Nord hat, ist diese Entscheidung aber nachvollziehbar. Und bis solche hochfrequenten Displays auch in der Mittelklasse zum Standard gehören werden wohl noch ein bis zwei Jahre vergehen.

Ansonsten bleibt in Hinblick auf die Performance vor allem eine Unsicherheit, nämlich wie sich das Pixel 4a in ein paar Jahren einmal schlagen wird. Das lässt sich allerdings nur schwer prognostizieren, eine bessere Zukunftssicherheit gibt es in dieser Hinsicht aber zweifelsohne bei Smartphones mit leistungsstärkeren Prozessoren.

Sicherheit

Ein Bonus des Pixel 4a sei an dieser Stelle noch kurz angesprochen, und dieser sollte nicht unterschätzt werden. Mit Googles Titan M bietet das Smartphone einen eigenen Sicherheits-Chip zur zusätzlichen Absicherung von sensiblen Daten, auf die dann das Android-System selbst keinen Zugriff hat. Das ist selbst bei High-End-Geräten bisher noch immer nicht Standard.

Laufzeit

Mit 3.140 mAh gibt es bei der Akkukapazität ein kleines Update im Vergleich zum Pixel 3a (3.000 mAh). Klingt wenig, ist es auch, hält in der Praxis aber trotzdem erfreulich lange. Im Testverlauf lag die Screen-On-Time meist so um die sieben Stunden. Damit hält das Pixel 4a nicht zuletzt auch erheblich länger durch als das in dieser Hinsicht viel kritisierte Pixel 4. Die Mischung aus einem etwas größeren Akku, einem sparsameren Prozessor und dem Verzicht auf einen 90-Hz-Modus machen sich hier also bezahlt. In Benchmarks zeigt sich diese Stärke des Pixel 4a übrigens ebenfalls: Beim Akkutest von PCMark Work erreicht das Google-Smartphone einen hervorragenden Wert von 12:34 Stunden.

Sehr konventionell gibt sich Google beim Aufladen: Es wird USB PD 2.0 mit bis zu 18 Watt unterstützt, ein passender Charger ist schon mit dabei. Damit gibt es nach 15 Minuten wieder 25 Prozent Akkuladung, bis das Smartphone dann vollgeladen ist, dauert es aber in Summe eher lange 86 Minuten. Auf Wireless Charging muss man hingegen leider verzichten. Dies ist ein Punkt, der für das nächstjährige Pixel 5a sicher ganz oben auf der Wunschliste steht.

Mehr Speicherplatz

Bereits erwähnt wurde das erfreuliche Speed-Upgrade beim Storage. Doch es gibt noch eine weitere gute Nachricht: Der lokale Speicherplatz fällt nun nämlich doppelt so groß wie beim Vorgänger aus, es gibt also 128 statt 64 GByte. Einen MicroSD-Slot zur Erweiterung gibt es hingegen nicht, die Verbindung erfolgt via USB 3.1.

Geladen wird ausschließlich über USB-C. Flankiert ist dieser Anschluss mit einem Lautsprecher und einer Mikrofonöffnung.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Kommen wir zu den klanglichen Qualitäten des Pixel 4a: Es gibt Stereo-Lautsprecher, deren Klang zwar nicht sonderlich beeindruckend aber doch in Ordnung und vor allem auch recht laut ist. Für die Tonaufnahme gibt es zwei Mikrofone, und dann wäre da noch ein nettes Extra: Ein 3,5mm-Audioausgang – also ein klassischer Kopfhöreranschluss. Was hingegen vermisst wird, ist eine IP68-Zertifizierung für den Schutz vor Wasser und Staub. Zudem wurde jenes "Active Edge" genannte Feature gestrichen, über das durch das Drücken des Rahmens des Geräts der Google Assistant aufgerufen werden konnte.

Connectivity

Zur Kommunikation nach außen werden WLAN 5 sowie LTE Cat 12 mit bis zu 600 MBit/s Download unterstützt. 5G-Support gibt es hier hingegen keinen. Dieser soll einem eigenen 5G-Modell des Pixel 4a vorbehalten bleiben, das erst in den kommenden Wochen vorgestellt werden soll. Mit der Kombination aus eSIM und Nano-SIM ist ein Dual-SIM-Betrieb möglich. Außerdem gibt es Bluetooth 5.0, NFC und zur Lokalisierung werden GPS, GLONASS, Galileo, QZSS und BeiDou unterstützt.

Android 10, (sehr) bald Android 11

Als Software findet sich auf dem Pixel 4a die aktuelle Betriebssystemversion Android 10 – zumindest derzeit noch. Bis es das Smartphone in Europa zu kaufen gibt, wird nämlich bereits das Update auf Android 11 erhältlich sein, und wie andere Google-Geräte auch wird das Pixel 4a diese neue Version am ersten Tag erhalten. Überhaupt ist die Softwareversorgung eine der großen Stärken der Pixel-Reihe: Der Hersteller verspricht drei Jahre lang große Updates und Sicherheitsaktualisierungen, und das nicht nur monatlich sondern ohne die von anderen Herstellern gewohnten Verzögerungen. Angesichts dessen dass Samsung mittlerweile ebenfalls bereits drei große Android-Versionssprünge garantiert, wäre es trotzdem an der Zeit, dass Google sein Support-Versprechen ausdehnt, und so frischen Druck auf den restlichen Android-Markt ausübt.

Eine interessante Detailfrage ist, was diese drei Jahre an großen Updates beim Pixel 4a schlussendlich in der Praxis bedeuten werden – und das liegt am gewählten Veröffentlichungszeitpunkt. Dieses Versprechen gilt nämlich ab dem Verkaufsstart im US-amerikanischen Google Store. Und dieser erfolgt noch im August. Neue Android-Generationen kommen aber üblicherweise im August oder September auf den Markt. Insofern wäre sowohl möglich, dass das Pixel 4a als letzte Softwaregeneration bei Android 13 hängen bleibt als auch, dass es noch Android 14 erhält.

Pixel-Stärken

Wie immer bei Google gefällt die schlanke und gut optimierte Software, die mit einigen Pixel-Spezialitäten aufwarten kann. Dazu gehört etwa die Offline-Spracherkennung, die bald auch auf Deutsch funktionieren soll, und die sogar erheblich flotter agiert als die Spracherkennung praktisch aller Top-Smartphones. Passend dazu gibt es beim Pixel 4a die viel gelobte Recorder App, die Sprachaufnahmen automatisch mit einem Transkript kombiniert. Die Safety App, mit der man in gefährlichen Situationen automatisch Dritter über die eigene Position informieren lassen kann ist ebenfalls mit dabei, auch wenn hier die in den USA verfügbare Autounfallerkennung noch fehlt. Und auch wenn es dieses Feature mittlerweile bereits auf einigen Nicht-Google-Geräten gibt, sei es doch erwähnt: Das "Live Caption"-Feature, mit dem beliebige Tonausgaben auf dem Gerät – ebenfalls komplett lokal – automatisch untertitelt werden können, ist wirklich eine der unterschätztesten Android-Neuerungen der vergangenen Jahre.

Von Haus gibt es ein recht simples Live Wallpaper, das den Akkustand visualisiert. Bei der Einrichtung werden einige zusätzliche Google-Apps zur Einrichtung empfohlen, wer aufpasst, kann diese aber auch individuell oder als Ganzes abwählen. Generell ist die Softwareaustattung recht schlank, ein paar Apps könnte Google aber sehr wohl noch optional machen.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Das Einrichten des Geräts ist unkompliziert, auch die neue Gestensteuerung wird dabei mittlerweile gut erklärt. Weniger gut gefällt, dass Google weiter alle möglichen Einstellungen, die aus einer Privatsphärenhinsicht sensibel sind, von Haus aus aktiviert. Das ist zwar bei anderen Android-Smartphones auch nicht anders, zudem lassen sich diese Dinge zumeist gezielt deaktivieren – das macht solche Methoden aber trotzdem nicht besser. Eine erfreuliche Entwicklung ist zumindest, dass nun nach dem Einrichten des Geräts via Benachrichtigung darauf hingewiesen wird, wenn bei einem Google-Konto der Standortverlauf bereits aktiviert ist.

Die App-Ausstattung ist im Vergleich zu vielen anderen Herstellern vergleichsweise schlank. Negativ fällt allerdings auf, dass hier einige Google-Apps fix installiert sind, die sich bei anderen Herstellern restlos löschen lassen – Play Movies oder auch die bereits erwähnte Recorder-App sind etwa Beispiele dafür. Und noch eine kleine Bemerkung am Rand: An der Softwareausstattung sieht man auch gut wie lange das Pixel 4a bereits auf seine Veröffentlichung gewartet hat. Nach dem ersten Boot ist hier nämlich noch der Sicherheits-Patch vom Mai 2020 zu finden. Zumindest gibt es gleich ein Update auf die aktuelle August-Version.

Preisfrage

Bleibt die Frage nach dem Preis, und die Antwort darauf ist ebenfalls eine erfreuliche: Mit 349 Euro kostet das Pixel 4a nämlich um 50 Euro weniger als das Pixel 3a. Mit der Verfügbarkeit sieht es da schon anders aus, und hier findet sich aus heimischer Perspektive der entscheidende Schönheitsfehler: Denn Österreich findet sich erneut nicht auf der Liste der offiziell unterstützten Länder. Da das Gerät in Deutschland auf den Markt kommt, dürfte es trotzdem einfach werden, an das Pixel 4a zu kommen, da einige heimische Händler dazu neigen, die Pixel-Geräte zu importieren und auch lokal zu verkaufen. Doch selbst dann muss man sich, wie einleitend bereits erwähnt, noch etwas gedulden: Der Vorverkauf im deutschen Google Store beginnt erst am 10. September, die Auslieferung soll am 1. Oktober starten.

Bis dahin sollte es dann zumindest schon mehr Informationen zur zweiten Pixel-4a-Variante geben, dem Pixel 4a (5G). Bislang ist lediglich bekannt, dass dieses – wie der Name schon verrät – 5G-Support aufweisen soll, und mit 499 Euro preislich spürbar höher angesiedelt ist. Als gesichert gilt zudem, dass bei dieser Variante dann der etwas stärkere Snapdragon 765G sowie ein größerer Bildschirm zum Einsatz kommen sollen. Auch von einer Dual-Kamera – wobei die zweite eine Ultraweitwinkelkamera sein soll – war zuletzt zu hören.

Der Power Button des Pixel 4a ist das einzige farbliche Highlight des sonst komplett in Schwarz gehaltenen Smartphones.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Fazit

Es lässt sich nicht anders sagen: Für den Preis ist das Pixel 4a wirklich ein hervorragendes Gerät. Klar gibt es Defizite, das Fehlen von drahtlosem Laden schmerzt, eine zusätzliche Weitwinkel- oder Telefotokamera wäre nett gewesen. Bei dem was da ist, macht Google dafür fast alles richtig. Der Hersteller hat die Kritikpunkte am – generell ohnehin schon sehr positiv rezipierten – Pixel 3a aufgenommen und gezielt nachgebessert, dem ganzen ein moderneres Design verpasst und dann auch noch den Preis gesenkt. Da gibt es nicht nur wenig zu klagen sondern auch neue Hoffnung, dass Google seine derzeit reichlich verworrene Hardwarestrategie mit einer Rückbesinnung auf die Kernstärken wieder in den Griff bekommt.

Eine Frage, die so manche Interessenten beschäftigen könnte, ist allerdings noch offen: Ist das Pixel 4a jetzt besser als das OnePlus Nord? Eine eindeutige Antwort darauf kann es allerdings nicht geben, weil das schlicht davon abhängt, welche Prioritäten man hat. Das OnePlus Nord ist zwar etwa teurer, hat dafür aber den stärkeren Prozessor und ein 90-Hz-Display. Das Pixel 4a punktet wiederum bei Kamera, Softwareausstattung und vor allem auch dem Support. (Andreas Proschofsky, 24.8.2020)