Nicht nur Heinz-Christian Strache hatte ein Déjà-vu, als er zum Interview bei Armin Wolf in der "Zeit im Bild 2" saß. Sollte irgendjemand in der Vergangenheit geglaubt haben, dass die Rhetorik des rechten Politikers das Produkt eines fulminanten Trainers aus der freiheitlichen Parteizentrale war, weiß er es seit Dienstagabend besser: Strache ist einfach so.

Das Interview in der "ZiB 2" zum Nachschauen.
ORF

Da ist es ganz egal, ob er als FPÖ-Chef und Vizekanzler der Republik im Studio sitzt, dem unter den Rechtsextremen in Europa als großgewachsenem Wunderkind aus dem Wehrsportwald gehuldigt wird. Oder als Obmann einer traurigen Liste von Obskuranten und Verschwörungstheoretikern, die sich ihre Abkürzung mit einem pflanzlichen Rauschstoff teilen muss.

Neu: Der einstudierte Ibiza-Schmäh

Straches Kniffe sind die gleichen: Das Höhö-Lachen zwischendurch, der blitzartige Rückzug in die Opferrolle, das Ansetzen zur Antwort, um dann schnell in vorgefertigte Wahlkampfreden zu flüchten und die eigenartig komplizierten Satzkonstruktionen mit Hilfswörtern wie "stattfinden", "erleben" und "passieren". Im vergangenen Jahr ist noch ein einstudierter, selbstironischer Ibiza-Schmäh ("Das Leiberl war vielleicht das peinlichste Stück") dazugekommen. Strache kann eben nur Strache.

Und es zeigt sich, wenig überraschend: Das allein reicht nicht. Zumindest nicht für viel. Von Wolf mussten sich schon Profis in Bestform aufblatteln lassen, doch beim gefallenen Vizekanzler musste sich der Interviewer nicht einmal bemühen. Eingefleischte Strache-Fans wird das nicht umstimmen. Allen anderen bleibt zumindest diese ganz eigene Mischung aus Amüsement, Fremdscham und Fassungslosigkeit. (Sebastian Fellner, 19.8.2020)