Nach Prognosen des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts soll der Impfstoff schon Anfang 2021 kommen, in Österreich wollen sich viele impfen lassen.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Die norwegische Regierung hat am Mittwoch bekanntgeben, dass angesichts der steigenden Infektionszahlen in Österreich, Großbritannien, Griechenland und Irland Reisende aus diesen Ländern zehn Tage in Quarantäne müssen.
  • Die Dunkelziffer an Corona-Infizierten in Österreich dürfte laut Franz Allerberger von der Ages bei rund 300.000 Menschen liegen.
  • In Österreich sind die Impfbefürworter laut einer aktuellen Umfrage deutlich in der Überzahl: Knapp drei Viertel würden sich dieser Gruppe zuordnen. Fast ein Viertel der Befragten ist für eine Impfpflicht.
  • Tirols Landeshauptmann Günther Platter forderte 120 Soldaten zur Unterstützung bei Gesundheitskontrollen an den südlichen Grenzen des Bundeslandes an.
  • Im neu eingerichteten Testcenter beim Wiener Ernst-Happel-Stadion wurden bisher fünf Coronavirus-Infektionen entdeckt.
  • In Österreich bleiben die Infektionszahlen auf einem hohen Niveau. Gegenüber Dienstag sind am Mittwoch 255 Neuinfektionen dazugekommen.
  • Die österreichische Nachtgastronomie stehe vor einer Kündigungswelle, warnt der Verbandsobmann Stefan Ratzenberger. Er kritisiert die "leeren Ankündigungen" des ÖVP-Finanzministers Gernot Blümel.
  • Das Land Niederösterreich startet eine Testoffensive für Landes- und Gemeindebedienstete. Insgesamt sollen 52.000 Menschen getestet werden.
  • Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut hält eine Corona-Impfung Anfang 2021 unter Auflagen für möglich. Sollte es zu einer Zulassung kommen, sei dies der am schnellsten zugelassene Impfstoff der Geschichte Europas.
  • Deutschland kämpft weiter mit einem Aufwärtstrend bei den Infektionszahlen: Mit mehr als 1.500 Neuinfektionen innerhalb eines Tages erreicht das Land wieder den Wert von Anfang Mai.
  • Auch Staaten wie Griechenland und Irland kämpfen seit Tagen mit steigenden Infektionszahlen. Am Dienstag wurden in Griechenland 269 Neuinfektionen verzeichnet, Irland beschränkt Sozialkontakte.
  • Australiens Premier Scott Morrison will eine Impfung gegen das Coronavirus "so obligatorisch wie möglich" machen. Ausnahmen soll es nur aus medizinischen Gründen geben.
  • Ab Montag gilt die Reisewarnung für Spanien auch für die Balearen, nicht aber für die Kanaren: Es darf nur noch mit Test eingereist werden, alternativ muss man in Quarantäne. Für jene, die bis dahin zurückkommen, soll es Gratistests geben.

Den Tagesüberblick von Dienstag finden Sie hier

Quarantänepflicht in Norwegen

Die norwegische Regierung hat am Mittwoch bekanntgeben, dass angesichts der steigenden Infektionszahlen in Österreich, Großbritannien, Griechenland und Irland Reisende aus diesen Ländern zehn Tage in Quarantäne müssen.


Fünf Infektionen entdeckt

Im Zuge der Untersuchungen im Testcenter beim Wiener Ernst-Happel-Stadion wurden bisher fünf Coronavirus-Infektionen entdeckt. Rund 400 Tests wurden bisher ausgewertet. Das teilte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) der APA am Mittwoch mit. Die Einrichtung ist für Kroatien-Rückkehrer gedacht.

Die Teststraße wurde am Sonntag geöffnet, sie ist zumindest laut derzeitigem Plan noch bis Ende der Woche in Betrieb. Eine Verlängerung ist jedoch denkbar, wie es kürzlich hieß.

Die Einrichtung kann mit dem Auto oder auch zu Fuß besucht werden. Der Andrang ist weiter enorm. Mehr als 3.000 Tests wurden dort laut Rathaus bereits durchgeführt.


Ages-Experte hält 300.000 Infizierte für möglich

Die Dunkelziffer an Corona-Infizierten in Österreich dürfte sehr viel höher liegen als bisher – mit rund 120.000 – geschätzt. Es sei "absolut" möglich, dass bereits 300.000 Menschen Covid-19-positiv waren, sagte Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin der Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) Mittwoch in der "ZiB2". Er berichtete zudem von schweren Spätfolgen der Viruserkrankung.

Positiv getestet wurden bisher noch nicht ganz 25.000 Menschen in Österreich. Das sei "nur die Spitze vom Eisberg", meinte Allerberger. Darauf deutet auch hin, dass die Sterblichkeit mit 0,25 Prozent angegeben wird – und in Österreich bisher 729 Todesopfer gezählt wurden.

Eine ähnliche Todesrate gibt es auch bei der Grippe. Dennoch hält Allerberger die gegen die Corona-Pandemie ergriffenen einschränkenden Maßnahmen für angebracht. Dies auch im Blick darauf, dass die Covid-19-Infektionen sehr viel schwerer verlaufen kann als Grippe – und wesentlich öfter schwere Spätfolgen verursacht. Auch bei milderen Verläufen könnten Dauerschäden nicht nur an der Lunge, sondern auch an Herz, Nieren etc. aufgetreten, die "wochen-, monate- wenn nicht jahrelang" anhalten können, berichtete Allerberger.


Österreicher mehrheitlich Impfbefürworter

Fast ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher ist für eine generelle Impfpflicht. Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten, in der ersten Augustwoche durchgeführten Umfrage von Marketagent hervor. Weitere 53 Prozent sprechen sich für eine Impfpflicht nur für gefährliche Krankheiten wie Masern aus. Gegen eine Impfpflicht sind indes knapp 23 Prozent der Umfrageteilnehmer.

Die Frage, ob sie einen Impfstoff der ersten Generation auch nutzen würde, spaltet die heimische Bevölkerung. So würde fast die Hälfte (49 Prozent) dies in Anspruch nehmen, sollte die Sicherheit gewährleistet sein. 17 Prozent sind völlig überzeugt, unter den ersten Geimpften zu sein, sobald dies in Österreich möglich ist.

Der Schutz vor einer Infektion steht für zwei Drittel (65 Prozent) im Vordergrund. 52 Prozent wollen eine Herdenimmunität aufbauen, 45 Prozent sehen es als gesellschaftliche Verpflichtung an, sich impfen zu lassen. 37 Prozent erwarten sich im Zuge eines Impfstoffs weniger Einschränkungen.

Die andere Hälfte (51 Prozent) der Befragten steht einer Impfung gegen Covid-19 mit Skepsis gegenüber und würde davon eher Abstand nehmen. Der klare Hauptgrund ist dabei für knapp zwei Drittel das fehlende Vertrauen in einen Impfstoff, der derartig schnell entwickelt wurde. Auch werden von knapp einem Drittel der Befragten Nebenwirkungen befürchtet. Weitere 30 Prozent sehen sich nicht als Teil der Risikogruppe und sehen damit keinen Bedarf an einer Impfung. 21 Prozent stufen eine Ansteckung mit Covid-19 generell als unwahrscheinlich ein.

Eine verpflichtende Impfung gegen Corona befürworten 36 Prozent der Befragten, darunter mehr Männer (40 Prozent) und die Risikogruppe der 60- bis 75-Jährigen (46 Prozent). Bei mehr als vier von zehn Österreichern (44 Prozent) würde ein Impfzwang jedoch auf starken Widerstand stoßen.

Insgesamt sind die Impfbefürworter in Österreich klar in der Überzahl. Knapp drei Viertel der Befragten würden sich dieser Gruppe zuordnen. Ein Viertel positioniert sich tendenziell im Lager der Impfgegner. Die Sorge vor einer zu geringe Durchimpfungsrate und dem damit verbundenen Auftreten von gefährlichen Krankheiten betrifft vor allem die jüngsten Teile der Bevölkerung. Sieben von zehn Befragten sprechen sich für bestimmte verpflichtende Impfungen für den Kindergarten- und Schulbesuch aus. Neun von zehn würden ihre Kinder aber ohnehin zumindest gegen das Wichtigste impfen lassen.

Marketagent führte die Umfrage von 31. Juli bis 7. August durch. 501 Personen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren wurden befragt.


Platter forderte 120 Soldaten für Gesundheitschecks an

Nachdem österreichweit 800 Soldaten zur Unterstützung bei Gesundheitskontrollen zur Verfügung stehen sollen, hat Tirols LH Günther Platter (ÖVP) 120 Soldaten im Rahmen eines Assistenzeinsatzes an den südlichen Grenzen des Bundeslandes angefordert. Zudem verlangte er Testmöglichkeiten direkt an der Grenze und "schnellstmöglich Klarheit über die konkrete Ausgestaltung der Gesundheitskontrollen".

Die Kontrollen sollen neben dem Grenzübergang am Brenner auch am Reschenpass und in Sillian in Osttirol stattfinden, so Platter in einer Aussendung am Mittwoch. Sie sollen möglichst durchgehend sichergestellt werden, um beispielsweise Personen mit Fieber bereits bei ihrer Einreise ausfindig zu machen und weitere Schritte setzen zu können.


Nachtgastronomie warnt vor Kündigungswelle

Die Nachtgastronomie leidet weiter besonders stark unter der Corona-Krise und aus ihrer Sicht mangelnden Hilfen. "Finanzminister Blümel hat zwar eine 100-prozentige Abdeckung der Fixkosten angekündigt, Modalitäten fehlen aber weiter", kritisierte der Obmann des Verbandes Österreichischer Nachtgastronomen (Vöng), Stefan Ratzenberger, am Mittwoch im Gespräch mit der APA. Es drohe bald eine Kündigungswelle.

Auch die Wiener Clubbetreiber machten mehrmals auf ihre prekäre Situation aufmerksam, zuletzt mit einer Demo.
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Von den 2.900 Unternehmen der Gastronomie haben Ratzenberger zufolge 15 bis 20 Prozent wegen der Corona-Auflagen gar nicht offen, der Rest öffne mit hohen Einbußen bis zur erlaubten Sperrstunde von 1 Uhr in der Früh. Würde man nur den 15 bis 20 Prozent eine gänzliche Fixkostenerstattung von Juni bis September zukommen lassen, "dann sind die Kosten mit zehn bis fünfzehn Millionen Euro sehr überschaubar", rechnete der Interessenvertreter der Nachtclubs vor. Die anderen Betriebe erhielten ohnehin die gestaffelten Hilfen je nach Umsatzausfall. Dass man die Fixkosten für nunmehr sechs Monate Corona-Sperre bzw. -Sperrstunde zurückbekommen wolle, so weit gehe man gar nicht.

Ratzenberger kritisierte neben der "leeren Ankündigung" des ÖVP-Finanzministers auch den Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), von dem man "nur mehr vertröstet" werde. In einer ungewissen Zukunft für die Branche sei das "nicht akzeptabel".

Als positives Beispiel nannte der Nachtgastro-Vertreter Italien. Dort habe es für die Diskotheken und Co ein Sofortpaket mit 100 Millionen Euro gegeben, und die Hilfen, die die Fixkosten zur Gänze decken, würden unbürokratisch ausbezahlt.


Niederösterreich kündigt Testoffensive an

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat am Mittwoch eine neue PCR-Testkampagne für niederösterreichische Landes- und Gemeindebedienstete angekündigt. In der ersten Septemberwoche können sich demnach Mitarbeiter von Schulen und Kindergärten freiwillig und kostenlos testen lassen, in der folgenden Woche jene aus der Verwaltung. Insgesamt werden laut der Landeshauptfrau etwa 52.000 Personen Tests auf das Coronavirus angeboten.

Bis Dienstag 17 Uhr wurden 1.048 Tests durchgeführt. 580 waren es in St. Pölten, 406 in Münchendorf (Bezirk Mödling), 62 in Amstetten.
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An den niederösterreichischen Drive-in-Stationen ließen sich seit Wochenbeginn bereits mehr als 1.000 Menschen gratis auf das Coronavirus testen. Das Angebot werde gut angenommen, zog Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) am Mittwoch eine erste Zwischenbilanz.


Paul-Ehrlich-Institut hält Impfstoff bereits Anfang 2021 für möglich

Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut (Pei) hält eine Impfung gegen Covid-19 für erste Bevölkerungsgruppen bereits Anfang 2021 für möglich. Vielversprechende Impfstoffe könnten nach Angaben des Instituts zu Jahresbeginn zugelassen sein. Aktuell zeigten die Daten aus Prüfungen der ersten und zweiten Phase, dass einige der derzeit vielversprechenden Impfstoffe eine Immunreaktion gegen das Virus auslösten.

"Wenn die Daten in den Phase-III-Prüfungen die Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffprodukten belegen, könnten erste Impfstoffe zu Jahresbeginn zugelassen sein, womöglich mit Auflagen", sagte Institutspräsident Klaus Cichutek den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Aufgrund der von den Herstellern gemachten Zusagen werde es zu diesem Zeitpunkt auch schon erste Dosen für Verbraucher in Deutschland geben, gemäß Priorisierung durch die Ständige Impfkommission, ergänzte Cichutek.

Trotz aller Brisanz der Corona-Krise werde es keine unüberlegten Abweichungen von den Standards der Impfstoffzulassung geben. Sollte es zu einer Zulassung kommen, sei dies der am schnellsten zugelassene Impfstoff der Geschichte Europas.


Höchste Zahl an Neuinfektionen in Deutschland seit Mai

Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) hat die höchste Zahl an Neuinfektionen in Deutschland seit mehr als drei Monaten registriert. Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland 1.510 neue Corona-Infektionen gemeldet. Dies geht aus den Angaben des Robert-Koch-Instituts vom frühen Mittwochmorgen hervor. Höher lag die Zahl zuletzt am 1. Mai mit 1.639 registrierten Neuinfektionen.

Der Sieben-Tage-R-Wert lag am Dienstag bei 1,05 (Vortag: 1,04). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Dieser Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen.


Griechenland und Irland kämpfen mit hohen Infektionszahlen

Eigentlich haben Griechenland und Irland die Corona-Pandemie bislang gut überstanden, aber nun kämpfen beide Staaten wieder mit hohen Infektionsraten. Die griechischen Behörden meldeten am Dienstag eine Zunahme von 269 Fällen, berichtet die griechische Zeitung "Kathimerini". Die meisten Fälle wurden in der Region Attika und Thessaloniki sowie auf den Zykladen gemeldet. Die Behörden führen die Entwicklung auf die zunehmende Missachtung von Abstandsregeln in Lokalen und anderen öffentlichen Orten zurück. Die Zivilschutzbehörde verhängte als Reaktion nächtliche Ausgangssperren in einigen Regionen, darunter einige der meistbesuchten Urlaubsgebiete.

Auch in Irland wurden die Maßnahmen wieder verschärft: Künftig sollen sich laut Regierungschef Micheál Martinnoch sechs Menschen treffen können, bisher lag die Grenze bei 50 Menschen. Bei Hochzeiten sollen aber weiter bis zu 50 Menschen zusammenkommen können. Bei Sportveranstaltungen wurde die maximale Zuschauerzahl von 200 auf 15 gesenkt. Die neuen Regeln gelten mindestens bis 13. September.


Australiens Premier für Corona-Impfpflicht

Australiens Premierminister Scott Morrison will eine Corona-Impfpflicht für die 25 Millionen Einwohner seines Landes. Die Impfung solle "so obligatorisch wie möglich sein", sagte der Regierungschef am Mittwoch dem Radiosender 3AW. Ausnahmen sollten nur aus medizinischen Gründen erfolgen.

Morrison sagte, das Risiko sei zu hoch, um die Krankheit weiter unkontrolliert zu lassen. "Wir sprechen von einer Pandemie, die die Weltwirtschaft zerstört und Hunderttausende getötet hat", sagte Morrison. Die Regierung habe jedoch noch keine Entscheidung zu dem Thema getroffen. Die Impfung solle kostenlos sein. (APA, red, 19.8.2020)