Während Audi noch mit dem Skandal um manipulierte Dieselabgaswerte kämpft, legt ein Gutachten nahe, dass auch bei Benzinern manipuliert wurde.

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Berlin/Ingolstadt – Im Abgasskandal bei Audi könnten laut einem Gerichtsgutachten neben Dieselmotoren auch Benziner von Manipulationen betroffen sein. Abgasmessungen zeigten beim Modell Q5 TFSI 2.0 Euro 6 je nach Testsituation deutliche Unterschiede beim Ausstoß von Stickoxiden und Kohlenmonoxid. Vergleichbare illegale Abschalteinrichtungen hatte Audi bei Dieselmotoren eingebaut.

Das Gutachten eines unabhängigen Sachverständigen wurde im Zuge eines Rechtsstreits vor dem Landgericht Offenburg erstellt. Verglichen wurde dafür der Abgasausstoß eines Audi Q5 in zwei Fahrsituationen: Einmal wurde vor dem Test das Lenkrad wie im alltäglichen Gebrauch des Autos eingeschlagen, und einmal nicht – ähnlich wie auf einem Prüfstand.

Noch keine Stellungnahme von Audi

Im Ergebnis lag der Ausstoß von Stickoxiden laut Gutachten nach dem Einschlagen des Lenkrads um 24,5 Prozent höher. Bei Kohlenmonoxid lag der Unterschied demnach bei 59 Prozent. Der Stickoxid-Ausstoß belief sich nach dem Lenkradeinschlag laut Gutachten auf 82,5 Milligramm pro Kilometer und lag damit klar über dem gesetzlichen Grenzwert.

Die an dem Verfahren vor dem Landgericht Offenburg beteiligte Kanzlei Dr. Stoll und Sauer aus Lahr im Schwarzwald sieht dadurch den Verdacht bestätigt, dass an der Abgasreinigung des getesteten Audi-Modells "manipuliert" worden sei. "Abgasgrenzwerte werden offensichtlich nur auf dem Prüfstand eingehalten." Die Kanzlei erstattete daraufhin nach eigenen Angaben Anzeige gegen den früheren Audi-Chef Rupert Stadler.

Ein Konzernsprecher von Audi äußerte sich zunächst nicht zu den neuen Vorwürfen, da es sich um ein laufendes Verfahren handle. Allerdings kündigte er an, dass der Autobauer dem Gutachten "entgegentreten" werde.

Gegen Stadler und sieben weitere Beschuldigte laufen bereits Verfahren im Zusammenhang mit dem Skandal um manipulierte Dieselabgaswerte. (APA, 19.8.2020)