Nachmittags beginnen sich die Rasenflächen im Grazer Stadtpark langsam zu bevölkern. Abends gibt's kaum noch freie Flecken.

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Die abendliche Treffen am Salzach-Strand sind nach dem Corona-Lockdown usus.

Foto: Stefanie Ruep

Die Schilder am Salzachufer sollen laut Stadt mit "klarer freundlicher Botschaft" darauf hinweisen, wie man die Salzach genießt. Die Plakatständern werden schmunzelnd zur Kenntnis genommen.

Foto: Stefanie Ruep

Graz/Salzburg – Man könnte es als Kollateralnutzen der Corona-Krise sehen: Die Stadtbewohner, vor allem die jungen, gehen wieder vermehrt raus, nutzen freie Flächen der Stadt, um zu flanieren, zu tratschen, Sport zu betreiben – und abzufeiern. Selten waren die Städte von den Bewohnern so bevölkert wie in diesem Sommer. Dabei wurde auch eine alte Kultur wiederentdeckt: das Picknicken.

In der steirischen Landeshauptstadt Graz haben sich in den letzten Monaten unterschiedliche Hotspots entwickelt. Die Mur-Bucht im Augarten etwa. Zunächst heftig umstritten, jetzt massenhaft geliebt. Ausgebreitete Decken, darauf Speis und Trank, chillige Musik aus der Konserve, Kerzenlicht. Romantik am Wasser. Etliche hundert Meter weiter, am randvoll gefüllten Kunsthauscafé und im anschließenden Mariahilferviertel an den dicht frequentierten Bobolokalen vorbei und den halben Schlosspark umrundet, landet man im Stadtpark. Hier am Ententeich inmitten des Parks rund um das Café Parkhouse hat sich einen beachtliche, mit DJ-Musik versorgte Szene entwickelt. Partyatmosphäre, aber ohne Konsumzwang.

Marktstände als Gastgartenmobiliar

Den Stadtpark quer durch Richtung Oper stößt man auf den zweiten Hotspot, die große Entdeckung des Jahres: den Kaiser-Josef-Platz. Am Morgen verkaufen hier die Bauern der Umgebung Gemüse, Obst, Fische und Blumen, ab Nachmittag bis spät in den Abend hinein dienen die Marktstände als Gastgartenmobiliar, die Freiflächen als Skaterareal.

Die Stadt sieht in den jugendlichen Hotspots bisher kein Problem. "Da spielt sich alles im Freien ab, das macht uns daher weniger Kopfzerbrechen", sagt Gesundheitsstadtrat Robert Krotzner (KPÖ). "Wir werden nur tätig, wenn es Anzeigen gibt", ergänzt Polizeisprecher Fritz Grundnig. Was Krotzer mehr Sorgen bereitet, sind einige Clubs, die die Nacht über offen haben. "Da werden wir jetzt strenger kontrollieren, wir wollen verhindern, dass Partycluster entstehen." Die Stadt werde aber mit Bedacht vorhergehen. "Wir wollen ja auch keine Spaßverderber sein", sagt Krotzer.

Bewohner machen aus dem Salzach-Ufer einen Stadtstrand

In Salzburg ist die Salzach-Böschung der Treffpunkt imm Freien. Seit Jahren schwirren Ideen für einen Stadtstrand durch die politischen Sommerlöcher. Heuer haben die Salzburger Bewohner das Ufer und die neu entstandenen Schotterbänke kurzerhand selbst dazu gemacht. Die Uferbänke entstanden, weil die Salzburg AG die Salzach vertiefen musste. Neue Lebensqualität am Wasser war nicht das Ziel der Baggerarbeiten. Das Geschiebe blieb am Rand liegen. Seither wird der Kiesstrand abends von vielen Bewohnern genutzt.

Die Polizei macht hier regelmäßig Rundgänge, und auch die Stadt hat reagiert. Plakatständer sollen den Bewohner klarmachen, wie man die Salzach genießt: nämlich leise, ohne Müll und Lagerfeuer. Die Plakatständer seien nach Beschwerden von Anrainern aufgestellt worden, heißt es von der Stadt. "Mit einer klaren und freundlichen Botschaft." Vor Ort werden die A-Ständer schmunzelnd zur Kenntnis genommen.

Eine Gruppe Jugendlicher trifft sich an dem lauen Sommerabend lieber an der Salzach als in einem der vielen Lokale am Rudolfskai oder in der Gstättengasse. Dort sei ihnen zu viel los. Obwohl es auch an der Salzach Samstagabend ab 22 Uhr enger werden kann. Bis ein Uhr morgens wird am Ufer gefeiert. (Walter Müller, Stefanie Ruep, 20.8.2020)