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Für ihre "Nettigkeit" bekannt – und jetzt wegen des Arbeitsklimas in ihrer Show in die Kritik geraten: Ellen DeGeneres.

Foto: AP/Andrew Harnik

"Be kind to one another!" Der Aufruf, freundlich zueinander zu sein, ist zu einem Markenzeichen der seit 2003 laufenden Ellen DeGeneres Show geworden. Die stets heiter wirkende Gastgeberin galt lange Zeit als Inbegriff von Nettigkeit.

Alles bloß Show, die nur für die Kamera stattfindet, gaben indessen vor wenigen Wochen Mitarbeiter von DeGeneres gegenüber dem US-Portal Buzzfeed zu Protokoll. Kritisiert wurde ein "toxisches Arbeitsklima". Drei Top-Produzenten der Show nahmen schließlich diese Woche ihren Hut, nachdem eine interne Untersuchungskommission Vorwürfen nachgegangen war, die von Bullying und Rassismus bis zu sexueller Belästigung reichen. DeGeneres habe von den Missständen zumindest gewusst, manches habe sie sogar gefördert, behaupten einzelne Mitarbeiter.

Der 62-jährigen Entertainerin bläst nicht zum ersten Mal Gegenwind entgegen. Als sich die in Louisiana geborene Tochter einer Sprachtherapeutin und eines Versicherungsmaklers 1997 als lesbisch outete, witterten viele das Ende ihrer Karriere. Tatsächlich kündigten Werbekunden ihre Anzeigen, 1998 stellte NBC die Sitcom Ellen, in der DeGeneres eine Buchhändlerin spielte, ein.

Trailer zum Stand-up-Special "Relatable" von Ellen DeGeneres.
Netflix

Doch die quirlige Blondine, die als Stand-up-Comedian in Clubs in New Orleans und San Francisco begonnen hatte, kämpfte sich zurück. Neben der neuen Show schrieb sie Bücher, moderierte Emmy-, Grammy- und Oscar-Verleihungen, gründete Firmen und lieh dem Fisch Dorie im Animationsfilm-Hit Findet Nemo ihre Stimme. Von US-Präsident Barrack Obama wurde sie mit der Freiheitsmedaille ausgezeichnet.

Die aktuellen Vorwürfe bezeichnet DeGeneres als "herzzerreißend". Laut Variety entschuldigte sie sich bei ihren rund 200 Mitarbeitern in einer internen Videokonferenz, in der sie davon sprach, "nicht perfekt" zu sein im Bemühen, die Show als "gut geölte Maschine" laufen zu lassen. In den sozialen Medien sprangen ihr Prominente wie Katy Perry, Alec Baldwin und Ashton Kutcher zur Seite.

Wie sich das alles auf die Zukunft der Ellen DeGeneres Show auswirkt, scheint ungewiss. Noch 2018 witzelte die Entertainerin in ihrem Stand-up-Programm Relatable auf Netflix über die Einschränkungen durch ihr Image: "Der Nachteil ist, dass ich niemals etwas nicht Nettes tun kann. Ich sollte nicht einmal eine Hupe im Auto haben." Zumindest dieses Problem dürfte DeGeneres heute nicht mehr haben. (Karl Gedlicka, 19.8.2020)