Am Montag hatte eine Sprecherin der norwegischen Polizeibehörden mitgeteilt, einen 50-jährigen Mann wegen des Verdachts der Weitergabe geheimer Informationen an Russland festgenommen zu haben.

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Oslo – Wenige Tage nach der Verhaftung eines Norwegers wegen mutmaßlicher Spionage für Russland hat Norwegen einen russischen Diplomaten des Landes verwiesen. "Wir haben den russischen Botschafter darüber informiert, dass ein Mitarbeiter der russischen Botschaft als Diplomat unerwünscht ist und aufgefordert wird, Norwegen zu verlassen", teilte die Sprecherin des norwegischen Außenministeriums, Siri Svendsen, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP mit.

Grund dafür seien "Machenschaften", die "nicht mit seiner Rolle und seinem Status als Diplomat vereinbar sind". Der der Wirtschaftsabteilung der russischen Botschaft zugeordnete Diplomat habe nun bis Ende der Woche Zeit, das Land zu verlassen.

Russland protestiert

Die russische Botschaft in Oslo protestierte beim norwegischen Außenministerium gegen eine "Verletzung des Diplomatenstatus". Der russische Diplomat sei "grundlos festgenommen" worden, schrieb die Botschaft auf Facebook. Russland werde "natürlich seine Schlussfolgerungen" aus dem Fall ziehen. Nach Angaben der norwegischen Seite wurde der Mann wieder freigelassen.

Bei dem russischen Diplomaten handelt es sich um den Begleiter des am Samstag in einem Restaurant in Oslo festgenommenen Norwegers. Am Montag erst hatte der norwegische Geheimdienst PST mitgeteilt, einen 50-jährigen Mann wegen des Verdachts der Weitergabe geheimer Informationen an Russland festgenommen zu haben. Dieser habe sich mit einem russischen Geheimdienstoffizier getroffen. Ein Richter ordnete später eine vierwöchige Untersuchungshaft an.

3D-Drucker

Der Norweger arbeitete für DNV GL, eine Firma, die Zertifizierungen im Energiesektor vornimmt. DNV GL hatte danach mitgeteilt, dass der betreffende Mitarbeiter aus der Sparte für Öl und Gas keine Sicherheitsfreigabe hatte und "daher nicht an Projekten für die Verteidigungsindustrie, die norwegische Armee oder andere Regierungsstellen, bei denen eine Sicherheitsüberprüfung erforderlich ist, gearbeitet hat". Laut seinem Arbeitgeber leitete er ein Industrieprojekt zum 3D-Druck.

Russland und NATO-Mitglied Norwegen haben normalerweise gute Beziehungen, doch in den vergangenen Jahrzehnten kam es immer wieder zu gegenseitigen Spionagevorwürfen. Vergangenes Jahr war ein norwegischer Pensionist von einem Gericht in Moskau wegen Spionage zu 14 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Der Mann soll den norwegischen Geheimdiensten Informationen über Atom-U-Boote der russischen Flotte übermittelt haben. (APA, 19.8.2020)