Aufnahme aus dem Jahr 1947: Flüchtlinge vor dem Krimmler Tauernhaus, vermutlich vor dem Weitermarsch.
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Der Zweite Weltkrieg war beendet und das NS-Regime beseitigt, die Leidensgeschichte der europäischen Juden aber immer noch nicht ganz vorbei: In den Jahren 1945 bis 1948 verließen 250.000 bis 300.000 Juden und Holocaust-Überlebende aus Osteuropa in mehreren Wellen ihre alte Heimat. Sie waren vor allem vor neuerlichen Pogromen in Polen geflohen.

Ein Teil des damaligen Flüchtlingsstroms lief über Salzburg. Unterstützt wurden die Auswanderer von der jüdischen Fluchthilfeorganisation Bricha. Ziel war es, die Flüchtlinge über Tirol und weiter über den Brenner- oder Reschenpass nach Italien zu schleusen. Ab Ende 1946 ging die französische Besatzung in Tirol aber rigoroser gegen die illegalen Flüchtlingstransporte vor – und schickte die Gruppen zurück in die amerikanische Besatzungszone.

Die Bricha fand darauf einen neuen, weitaus beschwerlicheren Weg. In Gruppen von rund 200 Personen brachen die Menschen damals gegen 2.00 Uhr früh zu Fuß von Krimml auf, um über die Wasserfälle zum Krimmler Tauernhaus zu gehen. Nach einigen Stunden Rast machten sich die Menschen am Nachmittag erneut auf den Weg. Der nächtliche Weitermarsch über den Krimmler Tauern dauerte für manche bis zu zehn Stunden.

Gedenkwanderungen

Seit 2007 organisiert der Verein Alpine Peace Crossing jeden Juni die Gedenkwanderung über den 2.634 Meter hohen Krimmler Tauern. Die Passage vom Salzburger Pinzgau ins Südtiroler Ahrntal erinnert an die Flucht von 5.000 Juden im Sommer 1947 nach Italien und weiter nach Palästina. Nun hat der Verein einen Aufruf an alle gestartet, die Zeitzeugen-Dokumente von diesem historischen Ereignis haben.

Gesucht werden etwa Fotos, Briefe und andere Texte, Ton- und Filmdokumente, aber auch persönliche Erinnerungen und Lebensgeschichten. Diese sollen im nächsten Jahr nicht nur im Mittelpunkt der Veranstaltungen rund um die Gedenkwanderung stehen, sondern zugleich das Schwerpunktthema des heuer erstmals herausgegebenen Magazins "Alpendistel. Magazin für antifaschistische Gedenkkultur" sein. (APA, red, 20. 8. 2020)

Gedenkwanderung zum Krimmler Tauern durch das Salzburger Windbachtal.
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