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Die griechische Küstenwache geleitet ein von der Türkei kommendes Flüchtlingsboot Richtung Küste.

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Athen – Griechenland bestreitet Medienberichte, wonach die griechische Küstenwache Flüchtlinge im Mittelmeer abweisen und dort ihrem Schicksal überlassen soll. Sein Land sei ein Rechtsstaat, sagte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis dem US-Nachrichtensender CNN am Mittwochabend. "Falls es einen Vorfall gibt, der untersucht werden muss, wenn es zu irgendeinem Zeitpunkt eine Übertreibung gibt, werde ich der Erste sein, der sich damit befasst", sagte Mitsotakis.

Die "New York Times" hatte vergangene Woche berichtet, die griechische Küstenwache habe seit März rund tausend Flüchtlinge auf Booten im Mittelmeer abgewehrt und diese der Rettung durch die türkische Küstenwache überlassen. In ihrem Bericht berief sich die US-Zeitung auf Interviews mit Betroffenen von fünf solcher Vorfälle sowie auf Hinweise von unabhängigen Beobachtern, Forschern und der türkischen Küstenwache.

"Die griechische Regierung hat in den vergangenen Monaten heimlich mehr als 1.000 Flüchtlinge abgewiesen", twitterte Kenneth Roth, der Geschäftsführer der US-NGO Human Rights Watch.

Das Zurückdrängen von Flüchtlingsbooten ist laut Menschenrechtsorganisationen ein Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention. Die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR rief die griechischen Behörden zur Untersuchung der Vorfälle auf.

Mitsotakis: "Türkische Propaganda"

Mitsotakis zufolge ist die "Times" türkischer Propaganda auf den Leim gegangen. "Diese Art von Berichten ist auch eine Beleidigung für unsere Küstenwache", sagte der Regierungchef. Diese habe "buchstäblich zehntausende von Flüchtlingen und Migranten auf See gerettet". Die wegen überfüllter Flüchtlingslager in die Kritik geratenen griechischen Inseln hätten "immer Schutz für Bedürftige geboten", sagte Mitsotakis.

Die vergangenes Jahr ins Amt gekommene konservative Regierung in Athen ist wegen ihrer laut Mitsotakis "strengen aber fairen" Flüchtlingspolitik bereits öfter in die Kritik geraten. Die Vorfälle fallen in eine Zeit wachsender Spannungen zum Nachbarland Türkei, das Millionen Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien aufgenommen hat. (APA, red, 20.8.2020)