Der Ausgang der Rennen in der MotoGP ist im Gegensatz zur Formel 1 kaum vorhersehbar.

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Spielberg – Natürlich ist auch die Absenz des Superstars Marc Marquez ein Grund dafür, dass es in der MotoGP heuer ungemein abwechslungsreich hergeht. In erst vier Rennen der Saison standen insgesamt nicht weniger als neun verschiedene Piloten auf dem Podest, die MotoGP präsentiert sich damit als perfektes Gegenmodell zur nur selten gestörten Mercedes-Monokultur in der Formel 1. Ein entscheidender Faktor dabei sind auch die Reifen.

Setzt sich der Trend fort, wird bald das halbe Fahrerfeld am Podest gestanden sein.
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Großer Unterschied

Fabio Quartararo, Maverick Vinales, Andrea Dovizioso, Valentino Rossi, Brad Binder, Franco Morbidelli, Johann Zarco, Joan Mir und Jack Miller – so heißen die Männer, die heuer bereits auf das Podium steigen durften. Zum Vergleich: Die Formel-1-Saison 2020 ist bereits sechs Rennen alt, es gab jedoch nur fünf verschiedene Fahrer auf dem Stockerl.

Gut möglich, dass sich am Sonntag (Start 14.00 Uhr, live Servus TV) beim Großen Preis der Steiermark in Spielberg, der eine oder andere neue Name dazugesellt. Schon allein deshalb, weil Zarco und Morbidelli nach ihrem Horror-Crash vom vergangenen Sonntag angeschlagen sind. Wenn die beiden nicht ihr volles Leistungspotenzial ausschöpfen können, würden sich für andere Kandidaten Chancen bieten. Das hofft auch KTM, nachdem Brünn-Sieger Binder zuletzt beim ersten Spielbergrennen als Vierter knapp am Podest vorbeigeschrammt war.

Zarco und Morbidelli gezeichnet

Zarco muss um seinen Start noch bangen. Der Franzose wurde am Mittwoch am rechten Handgelenk operiert, bei einem komplikationsfreien Verlauf und dem Okay der Ärzte sollte der Ducati-Pilot aber einsatzbereit sein. Die Freitagstrainings muss er wegen nicht bestandenen Fitnesstests jedenfalls auslassen. Am Samstag wird Zarco einen weiteren Test absolvieren. Besteht er diesen, darf er im Qualifying starten.

Zarcos Start ist noch nicht gesichert.
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Morbidelli ist nach seinem spektakulären Abflug mit Prellungen übersät, wird sich einen Start allerdings nicht nehmen lassen. So bleibt der große Abwesende – neben dem wegen Dopings gesperrten Andrea Iannone – weiterhin der mit einem Armbruch schwer bediente Marc Marquez.

Wenn man Fahrern, Rennstall-Vertretern und Experten Glauben schenken darf, dann ist die Wahl der Reifen heuer das reinste Pokerspiel. Hersteller Michelin hat für 2020 nämlich neu konstruierte Hinterreifen eingeführt, und diese werden in unterschiedlichen Mischungen angeboten. Den Teams fehlen aber die Erfahrungswerte und Daten, daher ist beim Durchprobieren der verschiedenen Optionen der Ausgang ungewiss.

Performance-Schwankungen

"Alle versuchen, sich auf die neuen Reifen einzustellen. Das klappt mal besser, mal weniger gut. Insgesamt ist es sehr schwierig und auch merkwürdig", meinte Doviziso, der Noch-Ducati-Pilot hatte am Sonntag das erste Spielberg-Rennen gewonnen. Die starken Performance-Schwankungen habe es in der jüngeren Vergangenheit nicht gegeben. "Ich finde, die Reifen mischen diese WM stärker durch als es in der Vergangenheit der Fall war." Nachsatz: Die Unberechenbarkeit der Resultatslisten werde auch "bis zum Ende der Saison anhalten", so der Italiener.

Auch sein Markenkollege Miller schloss sich der Diagnose an. Das zweite Wochenende in der Steiermark "könnte ähnlich ablaufen wie der Umschwung von Brünn zu hier", meinte der Australier. In Teschechien standen schließlich andere drei Piloten am Podium als in der Steiermark.

Am Limit

"Die Karten werden Wochenende für Wochenende neu gemischt", erklärte Altmeister Rossi. "Jeder versucht das Maximum. Jeder will überholen. Jeder versucht alles, um Positionen gutzumachen. Jeder fährt sehr aggressiv", führte der 41-jährige Italiener aus, der am Sonntag enormes Glück gehabt hatte, nicht selbst zum Opfer dieser gesteigerten Risikobereitschaft zu werden. Denn Morbidellis Motorrad flog nur wenige Zentimeter an ihm vorbei. (APA, red, 20.8.2020)

WM-Stand (4/14):

1. Fabio QUARTARARO Yamaha FRA 67 Punkte
2. Andrea DOVIZIOSO Ducati ITA 56
3. Maverick VIÑALES Yamaha ESP 48
4. Brad BINDER KTM RSA 41
5. Valentino ROSSI Yamaha ITA 38
6. Takaaki NAKAGAMI Honda JPN 37
7. Jack MILLER Ducati AUS 36
8. Franco MORBIDELLI Yamaha ITA 31
9. Joan MIR Suzuki ESP 31
10. Johann ZARCO Ducati FRA 28
11. Danilo PETRUCCI Ducati ITA 20
12. Alex RINS Suzuki ESP 19
13. Pol ESPARGARO KTM ESP 19
14. Miguel OLIVEIRA KTM POR 18
15. Alex MARQUEZ Honda ESP 16
16. Aleix ESPARGARO Aprilia ESP 11
17. Francesco BAGNAIA Ducati ITA 9
18. Iker LECUONA KTM ESP 7