Eine Gelbfiebermücke bei ihrer Blutmahlzeit. Mittels Gentechnik sollen die Weibchen – und nur die saugen und übertragen Krankheiten – quasi "ausgeknipst" werden.

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Sie können jetzt im Sommer auch hierzulande ganz schön lästig werden. In tropischen Breiten sind Stechmücken aber vor allem Überträgerinnen lebensgefährlicher Krankheiten. In der Rangliste der für den Menschen tödlichsten Tiere des Planeten nehmen die summenden Plagegeister mit rund einer Million Opfer pro Jahr Platz eins ein.

Zu den besonders fiesen Arten zählt die Gelbfiebermücke, die unfreiwillige Blutspender außer mit Gelbfieber auch noch mit Zika, Chikungunya und Denguefieber infizieren kann. Verfügbare Medikamente können nur den Verlauf dieser Viruserkrankungen abmildern. Als Gegenmaßnahme setzte man deshalb bisher vor allem auf Insektizide, um die Mückenbestände möglichst gering zu halten. Das wird aufgrund zunehmender Resistenzen aber immer schwieriger.

Seit geraumer Zeit arbeitet man deshalb an gentechnischen Lösungen. Führend ist dabei die britische Firma Oxitecs, die diese Woche einen Durchbruch feiern konnte: Nach jahrelangen Verhandlungen wurde dem Unternehmen nun nicht nur von der US-Umweltschutzbehörde und dem Bundesstaat Florida, sondern auch von lokalen Behörden erlaubt, seine transgene Gelbfiebermücke namens OX5034 in Florida freisetzen zu dürfen, um der Plagegeister und der Dengue-Infektionen Herr zu werden.

Zwei zusätzliche Gene

OX5034 sieht aus wie eine ganz normale Gelbfiebermücke, ist aber ausschließlich männlich und besitzt zwei zusätzliche Gene: Ein Gen namens Tetrazyklin-Transaktivator (tTAV) führt zum Tod der weiblichen Tiere noch im Larvenstadium, ein anderes namens DsRed2 lässt die Mücken unter bestimmter Lichteinwirkung fluoreszieren, um so die transgenen Insekten identifizieren zu können.

Die damit verfolgte Strategie, die auch schon in Brasilien und Panama recht erfolgreich zum Einsatz kam, ist einfach und besteht in radikaler Geburtenkontrolle: Millionen männlicher OX5034-Exemplare paaren sich mit weiblichen Tieren; vom gesamten Nachwuchs überleben wegen des tTAV-Gens nur die männlichen Tiere, sodass nach und nach nur Männchen übrigbleiben und die Population kollabiert.

Umstrittenes Experiment

Selbst in den gentechnisch aufgeschlossenen USA ist der Freilandversuch nicht unumstritten: Sogar Gentechnik-Experten sind von OX5034 nicht restlos überzeugt, weil sie befürchten, dass auch gegen die Genveränderung Immunitäten entstehen könnten. Und zum Genehmigungsantrag von Oxitec bei der US-Umweltbehörde gingen nicht weniger als 31.174 Kommentare ein, die sich gegen den Einsatz aussprachen – nur 56 waren dafür.

Doch auch das konnte letztlich nichts daran ändern, dass im kommenden Jahr nicht weniger 750 Millionen OX5034-Exemplare in Florida freigesetzt werden dürfen. (tasch, 21.8.2020)