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Masken ja, aber nicht am Arbeitsplatz, fordern Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter.

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Ab kommender Woche werden mehr als 1.400 Soldaten im Inlandseinsatz stehen.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • In Österreich gab es von Donnerstag auf Freitag 331 neue Infektionen. 172 davon entfielen auf Wien. Die Reproduktionszahl ist in Österreich laut Ages auf 1,31 gestiegen.
  • Sowohl Arbeitnehmer- als auch Arbeitgebervertreter sind gegen die Einführung einer Maskenpflicht am Arbeitsplatz.
  • Zur Unterstützung der Gesundheitsbehörden an der Grenze werden am Freitag zusätzlich 60 Soldaten an der steirisch-slowenischen und am Montag weitere 60 an den Kärntner Grenzübergängen eingesetzt.
  • Ein hochrangiger Mitarbeiter der US-Gesundheitsbehörde FDA kündigte seinen Rücktritt an, falls es politischen Druck geben sollte, einen Corona-Impfstoff zuzulassen, bevor dessen medizinische Wirksamkeit und Sicherheit ausreichend getestet wurde.
  • In Spanien steigen die Corona-Zahlen rapide an. Zuletzt wurden bereits mehr als 3.000 neue Fälle pro Tag verzeichnet.
  • In Lateinamerika hat die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus die Schwelle von 250.000 überschritten.
  • Mexiko will den umstrittenen Impfstoff "Sputnik" aus Russland testen. Dafür sollen 2.000 Dosen in das Land geliefert werden.
  • Marokko könnte ein neuer Lockdown bevorstehen. Der König des Landes warnte nach einem Rekordanstieg der Neuinfektionen vor drastischen Maßnahmen.
  • Am Donnerstag verkündete Großbritannien, dass Einreisende aus Österreich künftig in Quarantäne müssen.
  • Auch Norwegen stufte Österreich als Risikoland ein: Für Einreisende aus Österreich gilt eine Quarantänepflicht.

331 Neuinfektionen seit gestern, Reproduktionszahl deutlich über 1

Innerhalb von 24 Stunden sind in Österreich bis Freitagvormittag 331 weitere Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt worden. Das sind 16 weniger als am Vortag, wo der höchste Zuwachs seit Anfang April vermeldet worden war. Die Zahl der Todesfälle von Infizierten stieg um eine Person auf 730, wie aus den Daten von Gesundheits- und Innenministerium hervorgeht (Stand 9.30 Uhr).

Mehr als die Hälfte der Neuinfektionen gab es mit 172 am Freitag in Wien. 59 gab es in Oberösterreich, 34 in Tirol und 27 in Niederösterreich. Überall sonst lag der Wert unter 20. Bisher gab es landesweit 24.762 positive Testergebnisse, 21.260 Betroffene galten als wieder genesen. Die Zahl der aktiven Fälle lag damit bei 2.772 gemeldeten Personen. 112 Covid-19-Erkrankte befanden sich am Freitagvormittag im Krankenhaus, vier weniger als am Vortag. Die Zahl der Intensivpatienten stieg um eine Person auf 22.

Die effektive Reproduktionszahl (R-Zahl) liegt daher nach der aktuellen Schätzung in Österreich im Zeitraum vom 7. bis 19. August deutlich über 1,0 nämlich bei 1,31. Das teilte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) am Freitag mit. (Hier ein detailliertes pdf) Auch die geschätzte tägliche Steigerungsrate ist mit plus 9,9 Prozent gestiegen. Sieht man sich die einzelnen Bundesländer an, so liegt auch hier die effektive Reproduktionszahl überall zwischen 1 und 1,5. Weil es in eigenen Bundesländern nur geringe Fallzahlen gibt, sind teils deutliche Schwankungen enthalten. In Wien wird der Wert auf 1,3 geschätzt, in Tirol auf 1,42. In Oberösterreich liegt er demnach bei 1,36 und in Niederösterreich bei 1,16.

Die Interpretationen müssen laut Ages jedoch immer auch in Zusammenschau mit der epidemiologischen Kurve erfolgen. Die effektive Reproduktionszahl gibt keine Aussage über das Niveau der täglichen Inzidenz (Zahl der Neuerkrankungen).


ÖGB, AK, WKÖ und IV gegen generelle Maskenpflicht am Arbeitsplatz

Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB), die Arbeiterkammer (AK), die Wirtschaftskammer (WKÖ) und die Industriellenvereinigung (IV) sind gegen eine generelle Maskenpflicht am Arbeitsplatz, wie sie in Frankreich ab 1. September gelten soll. Man halte Prävention für wichtig, sei aber der Meinung, dass die derzeitigen Regeln gut funktionieren.

"Für eine generelle Maskenpflicht am Arbeitsplatz sehen wir aktuell – abgesehen von der Arbeit im Gesundheitsbereich, für die Experten das empfehlen – keinen Bedarf, wenn Schutzmaßnahmen wie Abstandsregeln und Hygienevorschriften eingehalten werden", sagte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. Er sieht "eine große Verantwortung der Arbeitgeber, für sichere Arbeitsplätze zu sorgen".

Diese Verantwortung sehen die Arbeitgebervertreter erfüllt. "Die Unternehmen in der Industrie tragen Verantwortung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Sehr früh hätten die Industriebetriebe Sicherheitsvorkehrungen verstärkt und Schutzmaßnahmen für und gemeinsam mit ihren Beschäftigten getätigt.

Frankreich setzt bei der Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus auf das verpflichtende Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken in allen Gemeinschaftsräumen in Büros und Fabriken, mit Ausnahme von Einzelbüros.


Soldaten für Grenzeinsatz werden aufgestockt

Das Bundesheer bringt in den kommenden Tagen weitere Soldaten an Österreichs Grenzen zur Unterstützung der Gesundheitsbehörden. Steiermark und Kärnten hatten beim Bundesheer um weitere Assistenzkräfte angesucht. Bereits am heutigen Freitag kommen 60 Soldaten an die steirisch-slowenischen Staatsgrenze, um gesundheitsbehördliche Aufgaben zu erfüllen. Sie werden von der Garde in Wien gestellt.

Mit Montag assistieren weitere 60 Soldaten der Militärpolizei im medizinischen Bereich an Kärntner Grenzübergängen. Damit werden kommende Woche mehr als 1.400 Soldaten im Inlandseinsatz (inklusive Katastropheneinsätze) stehen. Davon unterstützen etwa 300 die Gesundheitsbehörden, und über 1.000 überwachen die Grenzen zur Verhinderung illegaler Einreisen, teilte das Bundesheer auf APA-Anfrage mit. Auch das Land Tirol hat kürzlich angekündigt, 120 Soldaten im Rahmen eines Assistenzeinsatzes an den südlichen Grenzen des Bundeslandes anfordern zu wollen. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bekräftigte, dass 800 Soldaten jederzeit bereitstünden.


Hochrangiger FDA-Mitarbeiter droht mit Rücktritt

Ein hochrangiger Mitarbeiter der US-Arzneimittelbehörde FDA hat mit seinem Rücktritt gedroht, falls die US-Regierung einen Corona-Impfstoff ohne ausreichende vorherige Tests zulassen sollte. Er habe bisher keinen Druck vonseiten der Politik verspürt, und die FDA lasse sich allein von der Wissenschaft leiten, sagte Peter Marks, der Direktor des Zentrums für die Evaluierung und Erforschung biologischer Präparate bei der FDA, der Nachrichtenagentur Reuters. Sollte sich das ändern, wäre das eine rote Linie für ihn. Er würde nicht einfach zusehen, wie ein unsicheres oder unwirksames Mittel zugelassen werde.

Wissenschafter, Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens und Gesetzgeber hatten sich zuvor besorgt gezeigt, dass die Trump-Regierung die FDA unter Druck setzen werde, um einen Covid-19-Impfstoff noch vor den Präsidentschaftswahlen im November zu genehmigen, selbst wenn die Daten aus klinischen Studien eine flächendeckende Anwendung nicht unterstützen.


Mehr als 250.000 Corona-Tote in Lateinamerika

In Lateinamerika hat die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus am Donnerstag die Schwelle von 250.000 überschritten. Brasilien meldete nach Angaben des Gesundheitsministeriums in den vergangenen 24 Stunden 1.204 Todesfälle, in der vergangenen Woche waren es mehr als 3.000 Todesfälle pro Tag.

Einer Reuters-Zählung zufolge nimmt die Zahl der täglichen Fälle in Peru, Kolumbien und Argentinien weiter zu. Brasilien kämpft nach den Vereinigten Staaten mit dem weltweit zweitgrößten Ausbruch der Krankheit – in der größten Nation Lateinamerikas sind bisher mehr als 112.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben.

Argentinien meldete am Donnerstag einen Tagesrekord von 8.225 Neuinfektionen. Das Land verzeichnet nun insgesamt 320.884 Fälle und 6.517 Todesfälle.

Neuinfektionen steigen auch in Spanien an

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt in Spanien rapide. Innerhalb eines Tages seien 3.650 neue Ansteckungen mit dem Virus Sars-CoV-2 gemeldet worden, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag in Madrid mit. Es war bereits der dritte Tag in Folge mit mehr als 3.000 neuen Fällen. Diese Marke war davor zuletzt am 1. Mai übertroffen worden.

Noch im Juni – kurz vor Ende des Corona-Notstands mit sehr strenger Regelung des Lockdown – waren zeitweise deutlich weniger als hundert Neuinfektionen registriert worden. Seit Anfang Juli steigt die Zahl aber wieder nahezu konstant. Die Gesamtzahl der Infizierten stieg auf etwa 386.000.

Islands Regierung muss fast vollzählig zum Test

Beinahe die gesamte isländische Regierung muss sich auf das Coronavirus testen lassen. Der Grund: Neun der elf Mitglieder des Kabinetts um Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir hatten sich am Dienstag in einem Hotel zum Abendessen getroffen, in dem mittlerweile mehrere Corona-Fälle aufgetaucht sind. Das teilte die isländische Regierung am Freitag mit.

Auf Island war das Corona-Geschehen in diesem Sommer fast gänzlich zum Erliegen gekommen, seit einigen Wochen steigen die Infektionszahlen aber wieder.

Mexiko als Versuchslabor für russischen Impfstoff

Mexiko erhält nach Angaben aus Regierungskreisen mindestens 2000 Dosen des russischen Covid-19-Impfstoff-Kandidaten mit dem Namen "Sputnik". Das Mittel solle in der mexikanischen Bevölkerung getestet werden, heißt es. In Russland sollen mehr als 40.000 Menschen den in der Erprobung steckenden Impfstoff verabreicht bekommen.

Mexiko verzeichnet die dritthöchste Todesrate der Welt. Am Donnerstag meldete das Land 6.775 Neuinfektionen und 625 zusätzliche Todesfälle, womit sich die Gesamtzahl auf 543.806 Fälle und 59.106 Todesfälle erhöht.


Marokko könnte neuer Lockdown bevorstehen

In Marokko warnt König Mohammed vor einem neuen Lockdown, falls die Zahl der Corona-Infektionen weiter steigt. Mitte August verzeichnete das Land mit 1766 Corona-Fällen binnen 24 Stunden einen Rekordanstieg seit der Aufhebung der dreimonatigen harten Ausgangssperre Ende Juni. (red, APA, Reuters, 21.8.2020)