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DER STANDARD

Ein kurzer Sprung nach Ibiza, ein kleiner Ausflug auf die Bahamas und ein Paris-Besuch dazwischen – ganz ohne Umweltbelastung. Microsofts Flight Simulator ist wohl einer der größten Profiteure der Corona-Krise. Fernweh kann aufgrund der Epidemie nicht einfach mit einem kurzen Wochenendausflug beseitigt werden. Reisewarnungen und Quarantänebestimmungen haben den internationalen Tourismus lahmgelegt. Da kommt es doch perfekt, dass man die ganze Welt mit einem Spiel einfach virtuell bereisen kann.

Entwickler Asobo hat mit Blackshark.ai das geschafft, was noch vor Jahren undenkbar war: mit künstlicher Intelligenz einen Zwilling der Erde zu schaffen. Der gesamte Planet findet sich im Spiel wieder. Echtzeitwetter, Vegetation und auch Verkehr verstärken zusätzlich das Gefühl, dass man hier in einer fast schon perfekten Nachbildung unseres Planeten unterwegs ist. Fliegen ist da nur mehr Mittel zum Zweck, wenn man die unglaubliche Schönheit der Erde aus der Luft bestaunen kann.

STANDARD-User Gianluca Raberger in einer Cessna.
Foto: Gianluca Raberger

Microsofts Flight Simulator muss aber auch andere Zielgruppen für sich begeistern: Piloten und Nachwuchsflieger. Das Spiel ist trotz der faszinierenden KI-Landschaft nämlich immer noch eine Flugsimulation. DER STANDARD hat sich deswegen Unterstützung geholt. Mit Gianluca Raberger konnte ein User gewonnen werden, der bereits hunderte Stunden in verschiedenen Fliegern verbrachte. Getestet wurde das Game mit von Microsoft bereitgestellter Peripherie: einem Yoke von Honeycomb und Pedale von Thrustmaster. Ziel war es, sowohl die Amateur- als auch Expertenseite abzudecken.

STANDARD-User Gianluca Raberger landet mit einem Flieger von Diamond Aircraft mit dem "Flight Simulator".
DER STANDARD

Bei einer Sache waren sich Raberger und der Autor des Textes einig: Das Spiel sieht fantastisch aus. Gleich beim ersten Start war das Staunen des Experten groß. Landschaften und Städte der echten Welt sind von der Realität kaum zu unterscheiden, wobei da und dort Gebäude falsch wiedergegeben werden. Insgesamt bringt der Flight Simulator hier aber eine noch nie dagewesene Spieleerfahrung mit sich. Dritthersteller dürften die sehr gute Basis mit Inhalten in den nächsten Jahren noch zusätzlich aufpolieren.

Beim Thema Simulation leistet das Spiel für einen Amateur gute Arbeit. In der Flugschule lernt man die Grundkenntnisse des Fliegens kennen und erfreut sich dank weitreichender Unterstützung darüber, dass man mit Leichtigkeit ein Flugzeug in die Luft bringt. Als Flugsimulator-Neuling kann man durch das Game einiges lernen. All jene, die nur die Landschaft bestaunen und kein Flugzeug steuern wollen, können dies mit einem eigenen Drohnenmodus.

Profi Raberger sieht die Simulation etwas zwiegespalten. Der Sichtflug, also die Simulation kleinerer Flieger, sei sehr gelungen. Beim Instrumentenflug, also der Steuerung von kommerziellen Passagierflugzeugen, sieht er allerdings einige Mängel und nur eine "gute Basis". Es soll bei der Systemtiefe hapern und die Simulation auch nicht wirklich der Realität entsprechen. Ein erster Blick in einen Airbus kann man so werfen, richtiges Training erfährt man so aber nicht. Lob gibt es aber bei der Abbildung von kleineren Flugzeugen, die der Hobbypilot selbst in seiner Freizeit nutzt.

In den nächsten Monaten beziehungsweise Jahren dürften Drittfirmen aber Erweiterungen mit sich bringen, die die Kritik von Raberger in Angriff nehmen. Generell sollte der Start des Spiels also eher als Start einer Plattform gesehen werden. Asobo-Projektleiter Jörg Neumann sagte bereits im Gespräch mit dem STANDARD, dass ihn das Spiel wohl die nächsten zehn Jahre begleiten wird. In Bälde sollen der VR-Modus in Angriff genommen werden und auch Helikopter im Spiel landen. Der Flight Simulator dürfte also noch ordentlich wachsen.

Microsoft Flight Simulator

Was ist gelungen?

Der virtuelle Zwilling der Erde sieht fantastisch aus. Selbst wenn man mit Google Earth bereits die Welt bereist hat, ist das Spiel ein absoluter Meilenstein. Man kann sich an der (virtuellen) Schönheit der Erde einfach nicht sattsehen und so die Welt entdecken und bereisen. Auch wenn man sich für Flugsimulatoren nicht interessiert, lohnt sich aufgrund der hier gegebenen Innovation ein Blick auf das Spiel.

Für Amateure und Neulinge hat Asobo zudem ein Händchen bewiesen, und auch Hobbypiloten kommen zumindest bei kleineren Fliegern auf ihre Kosten. Das Spiel schafft bei Neueinsteigern eine gute Basis und ist auch für Experten empfehlenswert. So lassen sich nämlich Notsituationen üben, die dann in der echten Welt besser gehandhabt werden. Insgesamt hat es der Hersteller gut geschafft, alle Zielgruppen anzusprechen und nicht Amateure oder Profis außen vorzulassen.

Immer wieder entzückt das Spiel mit kleineren Details, die einem Neuling gar nicht auffallen würde. So sind die unterschiedlichen Begebenheiten von Landepisten laut Raberger perfekt nachempfunden. Auch bei den Funkfrequenzen und den Wetterbedingungen bietet man eine sehr gute Simulation der echten Welt. So fiel dem Hobbypiloten etwa ins Auge, das genau an der richtigen Stelle eines kleinen Landeplatzes ein Windsack zu finden ist, der das korrekte Echtzeitwetter anzeigt.

Xbox

Was ist weniger gelungen?

Aktuelle Hardware stößt bei dem Spiel an seine Grenzen. Im Test mit High-End-Hardware (RTX 2080 Super, i7-7700K und 16 Gigabyte RAM) kamen bei 4K-Auflösung und den höchsten Einstellungen immer wieder kleinere Ruckler vor. Um das gesamte Potenzial des Games überhaupt nutzen zu können, ist teure Hardware nötig. Trotz SSD sind auch die Ladezeiten des Spiels lange – laut Raberger war dies bei den Vorgängern nicht so.

Da und dort kommen auch noch Bugs vor. Zudem sind die von Bing Maps eingespeisten Daten mancherorts mehr beziehungsweise weniger ausgiebig. Manche Gebäude wirken so fehl am Platz. Sollte man sich also Fotorealismus und eine perfekte Kopie der Welt selbst von Kleinstädten erwarten, dürfte man enttäuscht werden. Zugegebenermaßen ist das aber Jammern auf hohem Niveau, da die KI doch recht zuverlässige Ergebnisse liefert.

Zuletzt hat Asobo bei Kleinfliegern sehr gute Arbeit geleistet und bei Passagierflugzeugen nur eine rudimentäre Basis geliefert, wie Hobbypilot Raberger feststellt. Die Modellierung der größeren Flugzeuge sei zwar sehr gelungen – bei der Nutzung verordnet der Profi aber Mängel. Wer also den Instrumentenflug üben möchte, muss wohl oder übel warten beziehungsweise weiterhin den Simulator nutzen.

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Fazit

Microsofts Flight Simulator ist ein absoluter Meilenstein und wohl eines der faszinierendsten Spiele der vergangenen Jahre. Noch nie war man einer virtuellen Kopie der Welt näher, die man ohne viel Aufwand bereisen kann. Dabei kommt man immer wieder ins Staunen und will mehr und mehr von dieser künstlichen Erde sehen. Das Fliegen ist dabei fast schon Nebensache – trotzdem wurde auch hierbei größtenteils gute Arbeit geleistet. In Summe ist das Spiel eine Innovation, die erst am Anfang steht, die man aber auf jeden Fall einmal gesehen haben muss. (Daniel Koller, 23.8.2020)