Wien – Nachdem neben Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil Niederösterreichs roter Landeschef Franz Schnabl und Ex-Finanzminister Hannes Androsch die von SPÖ-Chefin Rendi-Wagner forcierte Viertagewoche als nicht zweckmäßig abgetan haben, begegnet man in ihrem Büro der Kritik allein mit sachlichen Klarstellungen.

Die Viertagewoche sei "eine von vielen Maßnahmen", die es zur Bewältigung der Corona-Misere brauche, heißt es im Büro von SPÖ-Chefin Rendi-Wagner – nachdem ihrem Modell erneut öffentlich mit Skepsis begegnet worden war.
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"Das oberster Ziel ist es", heißt es dort auf Anfrage, "so viele Menschen wie möglich in Beschäftigung zu bringen." Denn die Corona-Krise sei "morgen nicht vorbei" – also sei das Modell der freiwilligen geförderten Viertagewoche "eine von vielen Maßnahmen, die es dazu" brauche. Und: Diese sei "nicht für alle Branchen gleichermaßen zweckhaft, aber für viele, und schafft Flexibilität", wird betont.

Zuvor hatte Schnabl in einem Hintergrundgespräch gesagt: "Wir führen jetzt die 32-Stunden-Woche ein, und alles ist gut – das wird nicht die Lösung sein." Wie Doskozil findet auch er die Umsetzung des 1.700-Euro-Mindestlohns wichtiger. Der Industrielle Androsch gab bei demselben Termin zu bedenken: "Wenn ich höre, dass eine Viertagewoche die Produktivität steigert – wie soll das gehen bei einem Pfleger oder einem Chirurgen?"

Seriöse Debatte gefordert

Unterstützung für Rendi-Wagner kommt von ÖGB-Chef Wolfgang Katzian – in den "Salzburger Nachrichten" trat er dafür ein, die Diskussion "seriös zu führen". Dabei handle es sich um eine Weiterentwicklung des Solidaritätsprämienmodells, bei dem Dienstnehmer auf Arbeitszeit verzichten können – wenn dafür ein zusätzlicher Arbeitnehmer eingestellt wird. Die Frage sei daher, ob aus der Kurzarbeit nicht etwas Neues entstehen könne.

Via Ö1-"Mittagsjournal" richtete Katzian Doskozil, Schnabl & Co außerdem aus, in der Diskussion die Umsetzung des Mindestlohns und die Einführung der Viertagewoche nicht gegeneinander aufzuwiegen – er halte das für so unnötig "wie einen Kropf". Ersteres sei wichtig, um die Kaufkraft zu stärken, Letzteres, um Jobs zu erhalten – und dabei dürfe nicht einfach "der ideologische Rollbalken" herunterfallen. (Nina Weißensteiner, 21.8.2020)