In Italien ist die Anzahl der Bootsmigranten in den letzten Wochen vor allem aus Tunesien sprunghaft gestiegen.

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Lampedusa – Die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa verzeichnet eine steigende Anzahl Bootsmigranten aus Nordafrika. Mehr als 270 Menschen kamen nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa allein in der Nacht zum Freitag in mehreren Booten an. Damit sei die Zahl der Migranten auf der etwa 20 Quadratkilometer großen Insel auf rund 1.400 gestiegen.

Bereits vor der Ankunft der neuen Migranten hatte das einzige Aufnahmezentrum auf Lampedusa – das offiziell 95 Menschen aufnehmen kann – mit Überfüllung und Gesundheitsproblemen zu kämpfen.

Bürgermeister ruft zum Handeln auf

Am Donnerstag seien etwa 40 Tunesier aus dem Aufnahmezentrum geflohen, berichtete Ansa. Sie hätten keine Masken zum Schutz gegen Corona getragen und damit Proteste von Anwohnern ausgelöst.

Lampedusas Bürgermeister Totò Martello hatte am Donnerstag in einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten Giuseppe Conte die Regierung zum Handeln aufgerufen. "Ministerpräsident Conte, wie lange glauben Sie, kann die Geduld der Bevölkerung von Lampedusa noch andauern", schrieb Martello und forderte unter anderem die Übersiedlung von Migranten auf die Insel Sizilien.

Salvini macht Migranten für Corona-Infektionen verantwortlich

In Italien ist die Anzahl der Bootsmigranten vor allem aus Tunesien sprunghaft gestiegen. Zwischen dem 1. Jänner und dem 18. August kamen laut italienischem Innenministerium rund 16.450 Menschen an, während es im gleichen Zeitraum des Jahres 2019 nur etwa 4.360 waren.

Der rechte Oppositionsführer Matteo Salvini macht die Bootsmigranten für einen Anstieg der Coronavirus-Infektionen verantwortlich. Gesundheitsexperten sagen aber, dass nur ein kleiner Teil der neuen Fälle mit Migranten zusammenhängt. (APA, 21.8.2020)