Machen Sie mit! Wenn Sie in Wien leben und volljährig sind, können Sie bei "Wien spricht" teilnehmen: Rufen Sie dafür dSt.at/wienspricht auf und beantworten Sie Ja/Nein-Fragen.

Foto: DER STANDARD / Christian Fischer

Nach fünf Jahren wird am 11. Oktober der Wiener Gemeinderat neu gewählt. Wohnen, Verkehr, Bildung, Integration, aber natürlich auch Wiens Umgang mit der Corona-Krise sind die bestimmenden Themen des Wahlkampfs. Auch wir vom STANDARD schauen in dieser politisch spannenden Zeit ganz besonders genau hin. Und Sie sollen dabei mitmachen.

1,9 Millionen Menschen. 23 Bezirke. In vielen Studien wird Wien eine hohe Lebensqualität bescheinigt. Doch sind Sie mit allem zufrieden? Was regt Sie auf? Was würden Sie verbessern? Wie geht es Ihnen eigentlich im Zusammenleben?

Ob beruflich oder privat: Wir neigen dazu, uns mit Gleichgesinnten zu umgeben. Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal mit einer Person diskutiert, die nicht derselben Meinung wie Sie war?

"Wien spricht" bringt am 3. Oktober 2020, also acht Tage vor der Wien-Wahl, tausende Wienerinnen und Wiener unterschiedlicher politischer Meinung zusammen. So können Sie neue Sichtweisen kennenlernen und andere besser verstehen. Wenn Sie in Wien leben und volljährig sind, können Sie teilnehmen. Beantworten Sie die eingeblendeten Ja/Nein-Fragen:

Wir haben Themen dafür ausgewählt, die polarisieren und ordnen sie in dieser Übersicht für Sie ein. Nach Ihrer Anmeldung matchen wir Sie mit einer Person, die ganz anders geantwortet hat als Sie. Und wer weiß, vielleicht kommen Sie in dem einen oder anderen Punkt dann auch auf einen gemeinsamen Nenner.

Verkehr und Klima:

Soll Wien den Autoverkehr einschränken?

Die Ziele stehen schwarz auf weiß in der Smart-City-Strategie der Stadt Wien, die 2014 unter Rot-Grün beschlossen wurde. Um den CO2-Ausstoß erst deutlich zu senken, dann im Verkehrsbereich überhaupt auf null zu bringen, soll der motorisierte Individualverkehr auf 20 Prozent bis 2025, 15 Prozent bis 2030 und auf deutlich unter 15 Prozent bis 2050 reduziert werden.

Derzeit ist man in Wien davon aber noch weit entfernt. 2018 stieg der Anteil der Autofahrer im "Modal Split" sogar wieder auf 29 Prozent an, 2019 schlug er sich laut Stadt Wien mit 25 Prozent nieder. Stattdessen sollen Öffis und Fahrrad (38 Prozent bzw. sieben Prozent im Vorjahr) benutzt werden. Wie schwierig der Weg zu weniger Autos ist, zeigt die Forderung einer verkehrsberuhigten City. Vor der Wahl scheint eine Umsetzung unrealistisch.

Bildung:

Bieten Wiens öffentliche Schulen eine gute Ausbildung?

In Bildungsrankings schneidet Österreich im Mittelfeld ab. Zuletzt wieder bei der Pisa-Studie, die im Dezember 2019 veröffentlicht wurde. Benachteiligt sind hierzulande nach wie vor Kinder mit Migrationshintergrund. Sie schneiden deutlich schlechter ab als Jugendliche, deren Eltern in Österreich geboren wurden.

Eine eigene Auswertung für Wien gibt es nicht. In der Bundeshauptstadt ist diese Problematik aufgrund der Bevölkerungsstruktur aber verstärkt. In manchen Schulen hat der Großteil der Kinder Migrationshintergrund. Anderswo ist die Quote deutlich geringer, was oft auch vom Bezirk abhängt, in dem sich die Schule befindet. Um den regionalen Unterschieden gegenzusteuern, setzt die Stadt Wien auf beitragsfreie Ganztagsschulen. Ab Herbst soll es 70 Bildungsstätten dieser Art in Wien geben.

Wohnen:

Sind die Wohnkosten in Wien zu hoch?

Ende Juli fiel der Spatenstich für den ersten geförderten Wohnbau in Währing seit 35 Jahren. In der Leopoldstadt, im Nordwestbahnhofviertel, entstehen ab 2024 auf einem ehemaligen Bahnhofsgelände 6500 Wohnungen. 1300 davon werden Gemeindewohnungen sein – insgesamt sind zwei Drittel als geförderte Wohnungen geplant.

Die Stadterweiterung ist in Wien in vollem Gange, und Rot-Grün setzt auf leistbares Wohnen neben steigenden Mieten bei Privaten. Ein weiterer Hebel: Seit 2019 gibt es die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" in der Wiener Bauordnung. Auch damit soll leistbares Wohnen ermöglicht werden. Durch die neue Widmungskategorie soll der Bau geförderter Wohnungen vorangetrieben werden. Strengere rechtliche Auflagen sollen zudem die Immobilienspekulation verhindern.

Alle Informationen finden Sie auch im Erklärvideo.
DER STANDARD

Integration:

Sollen ausländische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger mit Hauptwohnsitz in Wien den Gemeinderat mitwählen dürfen?

Rund 30 Prozent der in Wien lebenden Personen haben nicht die österreichische Staatsbürgerschaft. Das sind rund 570.000 Menschen. Ob sie in Zukunft bei bundes- oder landesweiten Wahlen trotzdem ein Wahlrecht erhalten sollen, wird heftig diskutiert.

Die Hilfsorganisation SOS Mitmensch ermöglicht Wienerinnen und Wienern ohne österreichischen Pass eine symbolische Teilnahme an der Wien-Wahl. Anders als zuletzt etwa im Vorfeld der Nationalratswahlen wird die Aktion "Pass Egal" angesichts der Coronavirus-Situation als Briefwahl stattfinden. Bis zum 6. Oktober kann mitgestimmt werden. SOS Mitmensch verweist darauf, dass der Anteil der in Wien lebenden Personen im wahlberechtigten Alter, die aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft von der Gemeinderatswahl ausgeschlossen sind, so hoch wie nie sei.

Gesundheit:

Bietet Wien eine gute ärztliche Versorgung?

Sieben Privatkliniken und 24 Krankenhäuser gibt es in Wien. Doch die Spitalsambulanzen sind oft überfüllt. Und in Wien fehlen die Kassenärzte. So boomt etwa in der Kinder- und Jugendheilkunde der Wahlarztsektor. Gab es 2010 in Wien noch 76 Wahlärzte des Fachs, waren es 2019 bereits 132.

Die Zahl der Ärzte mit Kassenvertrag wurde damit überholt: Anfang 2020 waren es in der Hauptstadt 84. Doch noch im Jahr 2020 soll die medizinische Versorgung in der Stadt ausgebaut werden und 16 neue spezielle Versorgungsangebote entstehen – darunter Kinderzentren. Die neuen Einrichtungen sollen in der Nähe von Krankenhäusern etabliert werden, um in Zusammenarbeit mit den Spitälern die Ambulanzen zu entlasten. Zudem soll die Erstversorgung durch Primärversorgungseinheiten ausgebaut werden.

Corona:

Sollen in der Corona-Krise für jüngere und ältere Menschen dieselben Einschränkungen gelten?

Das Durchschnittsalter jener, die sich mit dem Coronavirus anstecken, sinkt stetig, zuletzt auf 31 Jahre. Zu Beginn der Epidemie in Österreich waren viele Ältere betroffen, was zu restriktiven Maßnahmen in Pflegeheimen führte. Für Ältere ist die Infektion aufgrund von Immunschwächen oft auch gefährlicher als für Jüngere.

Dennoch haben die Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr auch für junge Menschen gegolten. Kindergärten und Schulen waren über Wochen de facto geschlossen. Der Unterricht wurde ins Virtuelle verlegt. Berufstätige Eltern mit Kleinkindern mussten Homeoffice mit Kinderbetreuung unter einen Hut bringen. Schon wurden Stimmen laut, dass die Maßnahmen für Jüngere übertrieben waren. Zu flächendeckenden Schulschließungen soll es im kommenden Schuljahr nun nicht mehr kommen.

Gleichstellung:

Haben Frauen in Wien dieselben Chancen wie Männer?

Frauen haben im Schnitt ein geringeres Einkommen als Männer. Darauf weißt auch jährlich der Equal Pay Day hin. 2019 fiel dieser österreichweit auf den 21. Oktober. Das heißt, ab diesem Tag arbeiten Frauen in Österreich im Verhältnis zu den Männern "gratis". Männer haben zu diesem Zeitpunkt bereits so viel verdient wie Frauen im ganzen Jahr.

Die gute in der schlechten Nachricht für Wienerinnen: In der Bundeshauptstadt fiel der Tag 2019 auf den 9. November. Das heißt: In Wien ist die Schere kleiner beziehungsweise die Zeitspanne um 19 Tage kürzer. Frauen in Wien verdienten 2019 im Schnitt um 7917 Euro pro Jahr bzw. um 14,5 Prozent weniger als Männer (auf Basis von durchgängig Vollzeitbeschäftigten). Das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Wienern lag bei 54.654, das von Wienerinnen bei 46.738 Euro. (Oona Kroisleitner, Rosa Winkler-Hermaden, 22.8.2020)