Im Juli fehlten 9800 Sommerjobs für Jugendliche, schätzt das Wifo. 72 Prozent der Jungen arbeiten in der Sachgütererzeugung, im Bau, Tourismus, Handel und in der öffentlichen Verwaltung.

Foto: Marlena König

Sie helfen im Büro, Verkauf oder in der Gastronomie aus, hüten Kinder, geben Jüngeren Nachhilfe oder arbeiten in Pflegeheimen. Gut zwei Drittel der Schüler verdienen während der Ferien im Sommer ihr erstes eigenes Geld. Die Corona-Krise hat heuer vielen von ihnen den Einstieg in den Arbeitsmarkt verbaut. Ähnlich ergeht es Studierenden, die sich zwischen Juli und August einen Teil des Semesters finanzieren. Die Folgen der Pandemie bringen sie nicht nur um geringfügige Arbeit unter dem Jahr, sondern auch um oft unerlässlichen Zuverdienst in den Uniferien.

Jugendlichen fehlten heuer in Österreich im Juli bis zu 9800 Sommerjobs, erhob das Wirtschaftsforschungsinstitut in einer vorläufigen Schätzung und beziffert den Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat mit zehn und 20 Prozent.

Spendenkeilen

Jobbörsen wie Logo in der Steiermark verzeichnen ein um 90 Prozent gesunkenes Angebot an Ferialstellen. Der Bedarf an Kinderbetreuung liegt quasi bei null. Wer sich um Praktika im Gesundheitsbereich bewarb, ging aufgrund hoher Sicherheitsvorkehrungen ebenso oft leer aus. Gastronomen wiederum bedienen sich über den Sommer hinweg weitgehend ihrer eigenen Leute, die sie aus der Kurzarbeit holen. Die wenigen, die Junge mit offenen Armen aufnehmen, sind Fundraiser, die um Spenden keilen. Die Werbebranche wittert in Zeiten von Corona offenbar Morgenluft.

"Die Jungen schicken 50 bis 60 Bewerbungen ab, nur zehn werden beantwortet – und das negativ", erzählt Thomas Doppelreiter, Leiter von Logo. Wer da keinen Knacks davontrage, brauche viel Selbstwertgefühl. Zumal Ferienjobs nach dem langen Shutdown geradezu verzweifelt gesucht waren. "Viele Jugendliche wollten mehr denn je raus aus der Krise und arbeiten."

Lange Nachwehen

Auch Silvia Hofbauer, Expertin für Arbeitsmarkt der Arbeiterkammer, warnt davor, die Nachwehen zu unterschätzen: Die Jungen erlebten nun, dass Zusagen nicht halten, dass es schwer ist, auch an einfachste Jobs heranzukommen. "Und das alles in Zeiten, in denen sie den Einstieg in den Arbeitsmarkt ohnehin nur über prekäre und schlecht bezahlte Praktika schaffen."

Vor allem der Mangel an Stellen für Pflichtpraktika reißt diesen Sommer Lücken in die Ausbildung. Diese dürfen im Zuge der Krise verkürzt und inhaltlich breiter als bisher absolviert werden. Was jedoch nichts hilft, wenn sie fast zur Gänze gestrichen sind. Hofbauer berichtet von starker Verunsicherung vor allem in den Tourismusschulen.

Das obligate Praxissammeln aufzuschieben sei aber keine Lösung, da vielen Schülern ein Jahr später die Zeit dafür fehle. Offen ist auch, ob der Markt das Nachholen der versäumten Arbeit überhaupt zulässt. Hofbauer fordert daher für heuer eine Befreiung der verpflichtenden Praktika und mehr organisatorische Unterstützung durch die Schulen.

Zehn Euro die Stunde

Rund zehn Euro netto schauen in der Stunde bei klassischen Sommerjobs für Schüler in der Regel heraus. Der Verdienst aus Praktika sollte jenem des zweiten bis dritten Lehrjahres entsprechen.

Neben Geld seien für Junge aber primär die Erfahrungen am Arbeitsmarkt entscheidend, gibt Wifo-Experte Walter Hyll zu bedenken. Der Lebenslauf zählt. "Der Sommer ist dafür heuer für viele ein verlorener."

Jobs für 20- bis 24-Jährige gab es im Juli um fast sieben Prozent weniger als im Jahr davor. Unter Studierenden arbeiten rund 60 Prozent nebenbei. Anspruch auf Kurzarbeit oder Arbeitslosengeld haben sie nicht. Fällt auch der Sommerjob flach, wird es eng, sagt Barbara Kasper von der Gewerkschaft ÖGB. "Viele stehen im Herbst vor der Frage, wie sie ihr Studium weiter finanzieren." (Verena Kainrath, 21.8.2020)