Die Wienerinnen und Wiener müssen sich auf Radwegen sicher fühlen.

Foto: Regine Hendrich

Jeder vernünftige Mensch weiß es. Die CO2-Emissionen müssen gesenkt werden, will man der Klimakrise etwas entgegensetzen. Die Temperaturen steigen von Jahr zu Jahr, auch wenn der Sommer heuer wieder erträglicher ist als in Saisonen zuvor. Und wie erreicht man den Rückgang von Co2 in einer Stadt am besten? Man verringert den Autoverkehr, um wieder besser durchatmen zu können.

Doch dafür braucht es Begleitmaßnahmen: Die Wienerinnen und Wiener müssen sich auf Radwegen sicher fühlen. Die Taktung der Öffis muss in den Randbezirken dichter werden. Und es braucht Angebote für Pendler. Der Arbeitsweg darf nicht plötzlich doppelt so lange dauern. Mit kleinen Interventionen kommt man da nicht weit. Initiativen wie Pop-up-Radwege sind kleine Aufreger, die die Grünen in den vergangenen Monaten erzeugt haben. Dass sich Autofahrer davon provozieren lassen, ist schon erstaunlich. Die wahren Provokateure sind die Autofahrer, wie Harald Frey, Verkehrsplaner an der TU Wien, richtig sagt. Sie dominieren seit Jahrzehnten mit ihren umweltschädlichen Gefährten das Stadtbild.

Es braucht also noch mehr Mut. Denn wenn uns bald zehn Jahre grüne Regierungsbeteiligung in Wien etwas zeigen, dann, dass große Würfe in der Reorganisation des öffentlichen Raums bisher trotz hehrer Ziele ausgeblieben sind. Noch immer ist es die bequemere und etwa im Falle von Familien mit Kindern die ungefährlichere Variante, ins Auto zu steigen.

Betroffene Bürgerinnen und Bürger, die Änderungen wollen, müssen sich daher noch viel mehr einmischen. Wie gut es angenommen wird, wenn ein paar engagierte Menschen ihr Wort erheben, zeigt die Initiative Platz für Wien, die immerhin schon 35.000 Unterschriften gesammelt hat. Die Politik allein schafft den Umschwung nicht. Da kann noch so oft ein Planschbecken auf dem Gürtel installiert werden.

Auch DER STANDARD leistet einen Beitrag, um Bürger in ihrem Engagement zu stärken. Bei "Wien spricht" stehen die Inhalte im Vordergrund, die man bei dieser Aktion mit seinem Gegenüber diskutieren kann. Vielleicht bringen da auch Autobefürworter Argumente ins Treffen, die nachvollziehbar sind.

Eine Verkehrswende ist dennoch alternativlos. Im Stau zu stehen und die Parkplatzsuche werden niemandem abgehen. (Rosa Winkler-Hermaden, 22.8.2020)