Es wird ernst im steirischen Spielberg: Die Maschinen werden abgebaut und nach Polen und Serbien transportiert.

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Für den chinesischen Wolong-Konzern ist die Sache gelaufen. "Am Montag wird mit der Verlagerung der Maschinen begonnen", sagt die für die Wolong-Kommunikation zuständige Sabine Schnabel, CEO der Agentur BSH Advisors, im Gespräch mit dem STANDARD .

Nach dem Richterspruch, wonach in der Folge der Insolvenz des Spielberger E-Motorenbauers Wolong-ATB der Maschinenpark konzernintern verlagert werden könne, sieht Schnabel kein Hindernis mehr, mit den Vorarbeiten für den Abzug zu beginnen. Der Maschinenpark soll in die Wolong-Werke Polen und Serbien verlegt werden. Eine kleine Abteilung für F&E und Vertrieb soll in Spielberg verbleiben. 360 der 400 Mitarbeiter sind bereits zur Kündigung angemeldet.

Belegschaft drohte mit "Anketten"

Der von der Arbeiterkammer angekündigte Rekurs gegen das Leobener Urteil spiele da keine Rolle mehr, sagt Schnabel. "Es ist völlig unstrittig, dass dieser Rekurs keine aufschiebende Wirkung haben kann. Das wäre ein Novum in der österreichischen Rechtsgeschichte." Es habe kein weiteres Angebot für die Maschinen gegeben, und ein Aufschub würde dem Wolong-Konzern "enorme Kosten verursachen".

Die Angebote der Hamburger HIH -Holding oder auch jenes des ehemaligen ATB-Eigentümers Mirko Kovats seien insofern nicht relevant gewesen, als sie ja nicht für die Maschinen, die zum Kauf standen, gegolten hatten. Dies sei von der Gläubigerseite, die dem Wolong-Angebot einer 30-prozentigen Quote mehrheitlich zugestimmt hatte, auch so gesehen worden.

Bedenken, dass es am Montag zu Konflikten mit der Belegschaft kommen könnte, habe Wolong nicht. "Betriebsratsvorsitzender Leitner hat die ursprüngliche Ankündigung, man werde sich anketten, ohnehin schon zurückgenommen. Das wäre ja ein Entlassungsgrund und klarer Rechtsbruch. Das will niemand", sagte Schnabel

"Alternativprojekt"

Der ehemalige Eigentümer der ATB, Mirko Kovats, sieht trotzdem noch Chancen, als Investor zum Zug zu kommen. Dann, wenn das Oberlandesgericht das Ersturteil abändere und Investoren zulasse.

Sollte sich dieses Fenster aber nicht öffnen, sei er mit einem "Alternativprojekt für Spielberg" zur Stelle, sagte Kovats am Freitag im Gespräch mit dem STANDARD. "Ich wäre bereit, die Investition, die ich für andere Standorte in den USA oder EU geplant habe, nach Spielberg zu verlegen." Es sei "eine Branche aus meiner Vergangenheit", mehr wolle er dazu nicht sagen.

Jetzt sei aber auch die Politik in der Steiermark gefragt. Seine angedachte Produktionsstätte brächte rund 150 Arbeitsplätze in die Region. (Walter Müller, 21.8.2020)