US-Boulevardmedien hatten sich schon unverhohlen auf die bevorstehende Tötung von Dzhokhar Tsarnaev gefreut. Doch dann setzte ein Berufungsgericht die Hinrichtung wegen Fehlern im Verfahren aus.

Foto: Imago / Levine Roberts

Washington – Im Streit um das aufgehobene Todesurteil gegen den Attentäter vom Bostoner Marathonlauf zieht die Staatsanwaltschaft vor den Obersten US-Gerichtshof. Damit solle erreicht werden, dass die Verurteilung von Dzhokhar Tsarnaev zum Tode aufrechterhalten werde, erklärte Staatsanwalt Andrew Lelling am Donnerstagabend (Ortszeit). Das Strafmaß gegen den 27-Jährigen solle nicht neu verhandelt werden.

Tsarnaev sei ein "ideologisch motivierter Massenmörder", der die Todesstrafe verdient habe, erklärte Lelling. Ein Bundesberufungsgericht in Boston hatte Ende Juli das 2015 verhängte Todesurteil gegen Tsarnaev aufgehoben. Das Gericht ordnete eine neue Verhandlung über das Strafmaß an, es ging also nicht um die Schuldfrage an sich.

Voreingenommene Geschworene

"Dzhokhar Tsarnaev wird für den Rest seines Lebens im Gefängnis bleiben, es bleibt nur noch die Frage, ob die Regierung sein Leben durch seine Hinrichtung beenden wird", schrieben die drei Richter des Berufungsgerichts in ihrer Entscheidung. Die Richter gaben der Verteidigung unter anderem in dem Punkt recht, dass das Auswahlverfahren der Jury fehlerhaft gewesen sei. So soll einer der Geschworenen Tsarnaev auf Twitter als "Abschaum" bezeichnet haben.

US-Präsident Donald Trump forderte nach der Entscheidung des Berufungsgerichts, Zarnajew erneut zum Tode zu verurteilen: "Kaum jemand hat die Todesstrafe mehr verdient als der Boston-Bomber."

Tsarnaev war Mitte Mai 2015 zum Tode verurteilt worden. Die Geschworenen befanden ihn für schuldig, im April 2013 gemeinsam mit seinem Bruder Tamerlan im Zielbereich des Boston-Marathons zwei selbstgebaute Sprengsätze zur Explosion gebracht zu haben. Bei dem schwersten Terroranschlag in den USA seit dem 11. September 2001 wurden drei Menschen getötet und mehr als 264 weitere verletzt. Tamerlan Tsarnaev wurde wenige Tage nach dem Anschlag bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. (APA, 21.8.2020)