Sie Jahren kommen zahlreiche Migranten in Griechenland an, im Bild eine Bootsankunft aus dem Jahr 2016. Athen dementiert nun Berichte über Verletzungen der Menschenrechte von Migranten.

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Athen – Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) hat sich äußerst besorgt über "glaubwürdige Berichte" gezeigt, dass die griechische Küstenwache Flüchtlinge im Mittelmeer ausgesetzt und dort ihrem Schicksal überlassen habe. Es gebe mehrere Zeugenaussagen, dass "Menschen für lange Zeit in oft seeuntauglichen und überfüllten Schlauchbooten auf dem Meer treiben gelassen wurden", erklärte das UNCHR am Freitag.

Athen hatte derartige Vorwürfe am Mittwoch zurückgewiesen. Das UNHCR zeigte sich "besonders besorgt" über eine seit März zunehmende Zahl von Berichten, wonach Migranten, die bereits die griechischen Küsten auf ihren Booten erreicht hatten, "wieder zurück aufs Meer geschleppt wurden". Unter ihnen sollen laut Berichten auch Kinder und Babys gewesen sein. Zudem gebe es Aussagen von Migranten, dass sie in die Türkei abgeschoben worden seien, nur kurz nachdem sie griechischen Boden oder griechische Hoheitsgewässer erreicht hätten. Das UNHCR forderte eine unverzügliche Untersuchung und appellierte an Griechenland, "solche Praktiken" zu unterlassen.

Athen dementiert

Die "New York Times" hatte vergangene Woche berichtet, die griechische Küstenwache habe seit März rund tausend Flüchtlinge auf Booten im Mittelmeer abgewehrt und diese der Rettung durch die türkische Küstenwache überlassen. In ihrem Bericht berief sich die US-Zeitung auf Interviews mit Betroffenen von fünf solcher Vorfälle sowie auf Hinweise von unabhängigen Beobachtern, Forschern und der türkischen Küstenwache.

Das Zurückdrängen von Flüchtlingsbooten ist laut Menschenrechtsorganisationen ein Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention. Griechenland hatte die Vorwürfe am Mittwoch zurückgewiesen. Sein Land sei ein Rechtsstaat, sagte Regierungschef Kyriakos Mitsotakis dem US-Nachrichtensender CNN. Die "Times" sei auf türkische Propaganda hereingefallen. (APA, 21.8.2020)