Die Franz-Fischer-Hütte und der bröckelnde Dolomit des Faulkogel.

foto: thomas neuhold

Hüttenwirtin Evelyn Faber "schupft" die Franz-Fischer-Hütte. Der Südtiroler Thomas Burger steht ihr zur Seite.

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Alle drei beschriebenen Touren starten und enden wieder bei der gemütlichen Schliereralm.

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Auf der Sonnenterrasse der Fischer-Hütte. Das Felsspitzl im Hintergrund ist das Große Mosermandl.

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Blick vom Mosermandl-Gipfel über das Gasthofkar nach Westen zum Faulkogel (links), zum Kraxnkogel und zur Ennskraxn.

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Die kleine Lungauer Gemeinde Zederhaus am Südportal des Tauerntunnels der A10 hat in den vergangenen Jahren gewaltig an Attraktivität gewonnen. Seitdem die Autobahn eingehaust, also unter die Erde verlegt wurde, ist zumindest im Ortskern das Hintergrundrauschen verschwunden. Es ist ruhig wie in einem Kurort.

Im Winter ist Zederhaus ein Dorado für Skitourengeher, im Sommer ist vor allem der Naturpark Riedingtal ein Ziel für Wanderer und Bergsteiger. Immerhin stehen für ambitionierte Berggeher und -geherinnen mit dem Großen Mosermandl (2680 m) und dem Faulkogel (2654 m) im Norden sowie dem Weißeck (2711 m) im Süden drei der höchsten Gipfel der Radstädter Tauern zur Auswahl.

Traditionelle Almwirtschaft

Am auf etwa 1500 Meter Seehöhe gelegenen Talboden geht es etwas beschaulicher zu. Der hintere Talboden ist für den privaten Pkw-Verkehr gesperrt, bis zur Schliereralm in der Talmitte führt eine Mautstraße. Das Konzept lautet: Traditionelle Almwirtschaft, gepaart mit sanftem Wander- und Radtourismus. Der hintere Talboden ab der ebenfalls bewirtschafteten Schliereralm ist gespickt mit kleinen Almwirtschaften, die allesamt eine Einkehr wert sind.

Wasserreichtum

Besonders auffallend für die Besucher und Besucherinnen ist der Wasserreichtum im Riedingtal. Neben dem – auch als Speichersee energiewirtschaftlich genutzten – Schlierersee gibt es rund 40 mehr oder weniger große Seen und Tümpel. An einem der größeren Gewässer, dem Zaunersee, liegt umrahmt von bizarren Dolomitfelsen auf 2018 Meter die Franz-Fischer-Hütte.

"Niemanden bekehren"

Die Schutzhütte ist ein wichtiger Stützpunkt an Österreichs längstem Wanderweg, dem mit der Kennung 02 markierten Zentralalpenweg. Hier regiert seit einigen Jahren die Pinzgauerin Evelyn Faber. Sie hat etwas gewagt, was dem einen oder anderen Traditionalisten wohl nie in den Sinn gekommen wäre: Die Franz-Fischer-Hütte ist eine voll vegetarische Hütte geworden. "Wir möchten niemand zu einem anderen Leben bekehren", sagt Faber. "Aber wenn es uns gelingt, unsere Gäste mit unseren einfachen Speisen auf vegetarischer oder veganer Basis zu überraschen, dann sind wir schon zufrieden."

Route 1: Vom Tal auf die Hütte

Von der Schliereralm (Zufahrt Mautstraße) über den Almenweg taleinwärts bis zum Tälerbus-Haltepunkt Fischer-Hütte. Hier (Wegweiser) nach Norden, die Almstraße mehrmals abkürzend) durch lichten Wald auf die hohen Almweiden und auf der Almstraße zum Zaunersee beziehungsweise zur Hütte. Abstieg wie Anstieg. Etwa 600 Höhenmeter und 2 bis 2,5 Stunden Anstieg. Der Talweg kann mit dem Tälerbus deutlich verkürzt werden (Fahrplan auf der Seite des Naturparkes), der Bus fährt heuer allerdings nur mehr bis zum 13. September. Wesentlich eleganter ist es, die Strecke bis zum Haltepunkt Fischer-Hütte mit dem Bike zu absolvieren – ein normales Straßenrad reicht aus.

Route 2: Über den Wasserweg

Etwas länger und eine schöne Rundtour ergibt sich über den sogenannten "Wasserweg": Vom Parkplatz bei der Schliereralm kurz wieder talauswärts bis zur Abzweigung der Almstraße hinauf Richtung Jakoberalm. Man folgt dem Almweg, bis kurz vor der Jakoberalm ein Steig nach Westen (links) abzweigt. Dieser Steig – Teil des Zentralalpenweges – führt nach Westen an der Mosermandl-Abzweigung vorbei über den Essersee zur Fischer-Hütte, Abstieg ins Riedingtal und retour zur Schliereralm am Almenweg. Gesamtgehzeit 4,5 Stunden.

Route 3. Die große Rundtour über das Mosermandl

Ein ganz anderes Kaliber ist die Rundtour über das Große Mosermandl. Vom Parkplatz bei der Schliereralm wie oben zur Abzweigung Jakoberalm und bis an den Rücken, der vom Mosermandl nach Süden herunterzieht. Hier teilt sich der Weg. Der Anstieg zum Großen Mosermandl leitet nach rechts (Nordosten) durch ein Kar auf den Rücken und direkt an den zunehmend steiler und felsiger werdenden Gipfelaufbau heran. Dann durch einige Schroffen und über kurze Seilsicherungen auf den Gipfel.

Abstieg vom Gipfelkreuz nach Westen zu einer steilen Rinne. Diese entlang von Stahlseilen und Stiften hinunter in die Senke zwischen Mosermandl und Windischkopf (2609 m). Nun durch das Karstgelände nach Westen in die Windischscharte (2304 m) und hinunter in das Zaunerkar zur Franz-Fischer-Hütte. Von der Hütte am Hüttenweg nach Süden in das Riedingtal und am Talboden weiter wie oben zur Schliereralm. Konditionell fordernde, anspruchsvolle Bergtour. Im oberen Abschnitt wird Trittsicherheit benötigt. 1200 Höhenmeter und 3 Stunden Anstieg. Abstieg ins Riedingtal 2,5 Stunden. Gesamtgehzeit 7 Stunden. (Thomas Neuhold, 3.9.2020)