Rettungskräfte waren am Samstag österreichweit im Unwettereinsatz.

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Unwetter in Salzburg: Mehr als 100 Feuerwehreinsätze

Eine Gewitterfront mit starken Regenfällen hat am Samstag gegen Abend zu 116 Feuerwehreinsätzen im Bundesland Salzburg geführt. Laut Landesfeuerwehrkommando waren vor allem der Pongau mit Schwerpunkt Wagrain betroffen. Insgesamt 411 Mitglieder von 18 Feuerwehren rückten wegen Murenabgängen, überfluteten Straßen und Kellern, Verklausungen von Bächen, umgestürzten Bäumen und Personenbergungen aus.

An der B163 zwischen Wagrain und St. Johann im Pongau sind mehrere Muren abgegangen. Dabei wurde auch die Straße verlegt. Einige Autofahrer konnten weder vor noch zurück, "sie wurden durch die Mure abgeschnitten", schilderte der Bürgermeister von Wagrain und Ortsstellenleiter der Bergrettung, Axel Ellmer. Die Bergrettung hat die Feuerwehr bei der Personenbergung unterstützt. Die Einsatzkräfte brachten rund 50 Fahrzeuginsassen in Sicherheit. Etwa 15 Personen wurden an einer Baggerschaufel mit Gurten gesichert und über einen Graben transportiert. Weitere Insassen wurden mit Einsatzwägen der Feuerwehr und Bergrettung über einen Seitenweg aus dem Gefahrenbereich geholt. Ein Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos erklärte, dass auch einige Häuser evakuiert werden mussten. Verletzt wurde niemand.

Die B163 war im Bereich der Murenabgänge wegen der Aufräumarbeiten am Sonntagvormittag noch gesperrt. Im Pinzgau kam es gestern vorwiegend in Mittersill, Uttendorf, Stuhfelden, Maishofen und Viehhofen zu Feuerwehreinsätzen.

Unwetter in der Steiermark: Tausende Feuerwehrleute im Dauereinsatz

Eine Gewitterfront ist in der Nacht auf Sonntag über weite Teile der Steiermark hinweggezogen. Besonders betroffen waren die Bezirke Feldbach, Leibnitz, Voitsberg und Graz-Umgebung. Es gab Murenabgänge, Bäche traten über die Ufer, Bäume wurden entwurzelt und Dächer abgedeckt. Mehr als 2.000 Feuerwehrleute waren im Einsatz.

Laut dem Landesfeuerwehrverband Steiermark waren am Sonntagvormittag noch fast 1.000 Feuerwehrleute mit der Beseitigung von Schäden beschäftigt. Am stärksten betroffen war der Bezirk Feldbach. Dort waren sämtliche 73 Feuerwehren gleichzeitig aktiv – das gab es in der Geschichte bisher erst einmal, nämlich 2009. Bis zu 80 Liter Niederschlag pro Quadratmeter binnen kürzester Zeit sorgten für große Probleme. Dazu kamen Blitzschläge, die Gebäude und Elektroanlagen in Brand gesetzt hatten. Es gab mehrere Hangrutschungen, die von Geologen bzw. Behördenvertretern begutachtet wurden. In der Gemeinde Jagerberg im Bezirk Südoststeiermark wurde ein Wohnhaus evakuiert, da der Landesgeologe "Gefahr im Verzug" konstatiert hatte.

Der Großteil der Einsätze entfiel auf das Freimachen von Straßen, die von umgestürzten Bäumen blockiert wurden. Vereinzelt mussten auch überflutete Keller ausgepumpt werden, wie etwa in den Gemeinden Lannach und St. Josef (Bezirk Deutschlandsberg) oder in der Gemeinde St. Josef.

Unwetter in Tirol: Zahlreiche Murenabgänge hielten Einsatzkräfte in Atem

Schwere Gewitter mit Starkregen haben in Tirol am Samstagnachmittag zu zahlreichen Murenabgängen in verschiedenen Teilen des Landes geführt. Mehrere Fahrzeuge wurden eingeschlossen, ein deutscher Motorradfahrer kam zu Sturz und verletzte sich. Hunderte Personen saßen aufgrund von Straßensperren über Stunden fest. Die Aufräumarbeiten dauerten auch am Sonntag noch an, informierte die Polizei.

Besonders stark betroffen war das Zillertal, wo sich gegen 16.00 Uhr im Ortsgebiet von Ginzling drei Erdrutsche ereigneten und die Zillertalstraße (B169) verschütteten. Die größte der Muren war etwa 30 Meter breit und fünf Meter hoch. Ein 64-jähriger Motorradlenker kam im Schlamm einer Mure zu Sturz und musste mit Rückenverletzungen ins Krankenhaus nach Schwaz gebracht werden. Zwei Fahrzeuge wurden von Muren eingeschlossen, die Insassen blieben aber unverletzt. Ebenfalls eingeschlossen wurde ein Wagen im Stilluptal bei Mayrhofen, wo bei zwei Muren im Abstand von rund 200 Metern niedergingen. Auch in diesem Fall wurde niemand verletzt.

In Ginzling konnten rund 500 in 100 Pkw angereiste Teilnehmer des "Steinbockmarsches" die Ortschaft erst gegen Mitternacht verlassen. Für etwa 100 Pkw und einen Reisebus gab es im Kaunertal kein Weiterkommen mehr, nachdem ein Erdrutsch die Kaunertaler Gletscherstraße bis zu zwei Meter hoch verlegt hatte. Mit schwerem Gerät wurde zunächst eine Spur frei geräumt. Wegen einer weiteren Mure, die die Zufahrtsstraße blockierte, mussten auch in Neustift im Stubaital Fußgänger und Wanderer von Einsatzkräften geborgen werden.

Im Ötztal wurde in Aschbach (Gemeindegebiet Längenfeld) aufgrund eines Murenabgangs eine Gemeindebrücke geflutet. In Sölden im Ötztal riss eine Mure beim Wütenbach eine Fahrradbrücke und eine Brücke eines Forstwegs mit sich. Beide Verbindungen müssen auf unbestimmte Zeit gesperrt bleiben.

Unwetter in Niederösterreich: Aufräumarbeiten dauern an

In Niederösterreich sind nach den schweren Unwettern, die Samstagabend und in der Nacht auf Sonntag niedergingen, auch Sonntagvormittag weiterhin zahlreiche Feuerwehren bei Aufräumarbeiten im Einsatz gewesen. Vom Unwetter besonders betroffen waren laut Feuerwehrangaben die Bezirke Krems und Melk.

Vor allem im Bezirk Melk hatten massive Überflutungen die Einsatzkräfte gefordert. Häuser standen unter Wasser, Personen mussten aus vom Wasser eingeschlossenen Fahrzeugen befreit werden. In Mank wurde eine Hochzeitsgesellschaft vor dem eindringenden Wasser gerettet und mit warmer Kleidung versorgt.

Rund 700 Einsätze hatte laut Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner die Feuerwehr in Niederösterreich bis Sonntagvormittag bereits verzeichnet, berichtete noe.ORF.at. In Haunoldstein (Bezirk St. Pölten) standen laut Fahrafellner mehr als 120 Häuser und Gebäude bis zu eineinhalb Meter unter Wasser.

Unwetter im Burgenland: Feuerwehreinsätze in Jennersdorf

Unwetter haben am späten Samstagabend auch im Bezirk Jennersdorf erneut ihre Spuren hinterlassen. Betroffen war diesmal Grieselstein, wo drei Feuerwehren bis in die Nachtstunden im Einsatz waren. Heftige Regenfälle und sturmartiger Wind sorgen laut Feuerwehr für Überschwemmungen, auch der Strom fiel vorübergehend aus.

Die Helfer mussten unter Wasser stehende Keller auspumpen, dazu kam eine Fahrzeugbergung durch Kräfte der Feuerwehr Jennersdorf, die zwei Personen retteten und den vom Wasser eingeschlossenen Pkw bargen. Während des Unwetters musste vorübergehend auch die Ortsdurchfahrt gesperrt werden.

Auf der Verbindung zwischen Grieselstein-Dorf und der Therme Loipersdorf wurde die Straße nach Feuerwehrangaben durch die Wassermassen auf einer Länge von mehreren Metern komplett weggespült. Einen unwetterbedingten Feuerwehreinsatz gab es in der Nacht auf Sonntag weiters in der nordburgenländischen Gemeinde Pamhagen (Bezirk Neusiedl am See). (red, APA, 23.8.2020)