Andreas Kalbitz wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft.

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Es ist ein Abstieg, wie man ihn in der deutschen Politik noch nicht erlebt hat. Wenn am Mittwoch der Brandenburger Landtag tagt, dann werden Sicherheitskräfte ein besonderes Auge auf Andreas Kalbitz haben.

Es gibt einen Warnhinweis, dass der 47-jährige Ex-AfD-Mandatar ausflippen könnte. Er neige zu Gewaltexzessen und sei Waffenträger, heißt es.

Denn Kalbitz, der in der AfD einmal ein Star war, hat kaum noch etwas zu verlieren. Nachdem sich seine AfD-Freunde von ihm abgewandt haben, bleibt ihm nur noch sein Landtagsmandat.

Kontakte zu Höcke

Dabei ging es lange für ihn nur bergauf. Der aus München stammende ehemalige Bundeswehr-Fallschirmjäger und IT-Berater, der früher bei der CSU und den Republikanern war, trat 2013 in die damals neugegründete AfD ein. Dort knüpfte er bald Kontakte zum Thüringer AfD-Mann Björn Höcke.

In Brandenburg zog er 2014 in den Landtag ein. Zunächst war er in der Fraktion – ebenso wie in der Landespartei – Vize von Alexander Gauland. 2017, als "der Alte" in den Bundestag wechselte, wurde Kalbitz Chef in Brandenburg.

Von Anfang an hielt Gauland seine schützende Hand über Kalbitz, der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird. "Masseneinwanderung ist Messereinwanderung", sagt er, Greta Thunberg nannte er "zopfgesichtiges Mondgesicht". Bis 2015 war er Chef eines Vereins, den ein ehemaliger SS-Hauptsturmführer gegründet hatte.

Erfolg bei Brandenburg-Wahl

Es gab auch in der AfD Vorbehalte gegen den extremen Kalbitz, doch der konnte 2019 als Spitzenkandidat 23,5 Prozent bei der Brandenburg-Wahl vorweisen.

Und er wurde ein immer mächtigerer Strippenzieher im völkisch-nationalistischen Flügel. Höcke war zwar die Galionsfigur, intern aber galt der mit einer Britin verheiratete Kalbitz als der starke Mann.

Weil er seine Mitgliedschaft bei den Republikanern und der mittlerweile verbotenen, rechtsextremen "Heimattreuen Deutschen Jugend" verschwiegen hatte, warf ihn der AfD-Vorstand (mit knapper Mehrheit) im Frühjahr doch aus der Partei. Die vergleichsweise "Gemäßigten" fürchteten die Beobachtung durch den Verfassungsschutz.

Dagegen wehrt sich Kalbitz. Doch seit er vor kurzem einem Fraktionskollegen – unabsichtlich, wie er behauptet – einen Milzriss zugefügt hat, ist es einsam um ihn geworden. Selbst seine lange so treuen Brandenburger Freunde haben sich abgewandt, Kalbitz gilt jetzt als "Rechtsdraußen". (Birgit Baumann aus Berlin, 24.8.2020)