Heinz-Christian Strache sieht sich nach teilweiser Veröffentlichung der Protokolle des Ibiza-Videos rehabilitiert.

Foto: Christian Fischer

Alles ganz legal, bitte schön. Das Wenige, das bisher aus den Protokollen des Ibiza-Videos bekannt geworden (und am Wochenende im STANDARD veröffentlicht worden) ist, legt nahe: Heinz-Christian Strache, zum Zeitpunkt der Aufnahme freiheitlicher Parteichef mit Aussicht auf das Vizekanzleramt, hat bei jeder sich bietenden Gelegenheit gesagt, dass auch noch die allerabstrusesten Vereinbarungen und beabsichtigten Überdehnungen des legalen Rahmens eben nicht direkt rechtswidrig sein dürften.

Na, bravo! Dann ist ja alles in Ordnung. Oder nicht?

Nein, nichts ist da in Ordnung – auch wenn Strache und seine Fans die Geschichte gern so interpretiert sehen würden.

Der Vorwurf an Strache und seinen russlandfreundlichen Klubchef Johann Gudenus war ja nicht, dass sie auf Ibiza Verbrechen geplant hätten. Der Vorwurf war (und ist weiterhin), dass die beiden damaligen Spitzenpolitiker mit einer vorgeblichen Oligarchennichte vereinbaren wollten, dass sie ihr alle Staatsaufträge, die derzeit die Strabag bekommt, zuschanzen würden, wenn sie im Gegenzug dafür sorgen würde, dass die Kronen Zeitung strikt die FPÖ-Parteilinie vertritt.

Dass sich Strache mit einem solchen Geschäft nicht strafbar machen wollte, ist nachvollziehbar – dass er es überhaupt ausgelotet hat, zeichnet ein Sittenbild vom Politikverständnis der FPÖ. In der galt schon unter Jörg Haider, dass alles, was nicht strafbar ist, aber der Partei nützt, eh ziemlich okay wäre. (Conrad Seidl, 23.8.2020)