Rudolf Anschober sieht die Gesundheitsbehörden vor einer Herausforderung.

Foto: APA / Helmut Fohringer

Am Vorabend des Parteitags des Republikaner gab US-Präsident Donald Trump die Notfallgenehmigung der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) für eine neue Coronavirus-Behandlungsmethode bekannt.

Foto: AFP/SAUL LOEB

Das Wichtigste in Kürze:

242 Fälle in Österreich, Anschober sieht "Herausforderung"

In Österreich sind von Sonntag auf Montag 242 neue Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt worden. Der Wert liegt etwas unter jenen vom Ende der vergangenen Woche, allerdings gab es zuletzt meistens an Tagen nach dem Wochenende oder an Feiertagen etwas niedrigere festgestellte Infektionswerte. Bei den Bundesländern lag erneut Wien an der Spitze, 96 Fälle wurden dort vermerkt. Niederösterreich und Oberösterreich meldeten 32 und 29 Fälle, in Salzburg waren es 20 und in der Steiermark 36. Ansonsten gab es nirgendwo mehr als 20 neue Fälle.

"Es zeigt sich eine weitere Verstärkung des Trends zu immer mehr Positivtests aus dem unmittelbaren Kontaktumfeld von Infizierten (K1) und zu immer jüngeren Betroffenen und auch zu mehr Menschen ohne Symptome", hieß es am Nachmittag in einer Aussendung des Gesundheitsministeriums. Dessen Chef Rudolf Anschober (Grüne) sagte, er sehe eine "Herausforderung" für die Gesundheitsbehörden bei der Eindämmung der neuen Fälle. "Sie machen diese derzeit entscheidende Arbeit mit großem Engagement und hoher Kompetenz. Europaweit sind teilweise deutliche Zuwächse bei den Infektionszahlen zu sehen – vor allem in Spanien, Frankreich, aber auch zum Beispiel in Kroatien und dem Kosovo."

Auffällig ist laut der Aussendung auch ein Großscreening durch die Gesundheitsbehörde nach einem positiven Testergebnis in einem Fitnessclub in Niederösterreich.

Wiederansteckung mit Corona in Hongkong

In Hongkong ist es laut einem Bericht der "New York Times" erstmals zu einem dokumentierten Fall einer erneuten Ansteckung mit dem Coronavirus nach bereits überstandener Infektion gekommen. Ein Mann sei nach überstandener leichter Krankheit nach Spanien gereist und hab sich dort offenbar erneut infiziert. Die Wissenschafter gehen nicht von einem Messfehler aus, da sie das Virus in beiden Fällen genetisch sequenzierten. Sie stellten dabei fest, dass sich dessen Erbgut deutlich unterschied. Die Immunität habe in diesem Fall also maximal viereinhalb Monate angehalten.

Der Patient hatte allerdings bei der zweiten Infektion keine Symptome. Es ist also denkbar, dass die Antikörper zwar nicht eine Infektion verhinderten, wohl aber den Ausbruch der Krankheit Covid-19. Die Erkenntnis hat Auswirkungen auf die Arbeit an Medikamenten und Impfungen, sollte aber nicht überbewertet werden. Auch bei bisher bekannten Krankheiten, die im Fall einer Infektion gewöhnlich eine Immunität auslösen, werden in Einzelfällen immer wieder Reinfektionen festgestellt. Die Frage ist also – neben der Unterscheidung zwischen einer Infektion und einem Krankheitsausbruch – auch, ob es sich um einen Einzelfall oder einen allgemeinen Trend handelt.

Drei Infektionen bei Wiener UN-Organisationen

Bei den Organisationen der Uno, die in Wien stationiert sind, gibt es drei neue Infektionsfälle mit Sars-CoV-2. Das teilte das United Nations Information Service am Montag mit. Bei zwei der Infizierten handelt es sich demnach um Mitarbeiter des UN-Büros zur Drogen- und Verbrechensbekämpfung, beim dritten um ein Mitglied der Internationalen Atomenergiebehörde.

Alle engen Kontaktpersonen seien informiert worden, hieß es. Mit den drei nun positiv Getesteten gab es bei den Wiener UN-Organisationen bisher 20 Coronavirus-Infektionen. 16 Personen seien wieder genesen.

AUA setzt Masken strenger durch

Eine Schutzmaske ist für Kunden der AUA bereits seit Mai Pflicht – und zwar vom Betreten des Terminals bis zur Ankunft am Ziel. Ausnahmen gab es aus medizinischen Gründen, die ab 1. September jedoch eingeschränkt werden: Zum Fliegen ohne Maske muss das vorher bereits nötige ärztliche Attest auf einem AUA-Formblatt vorgelegt werden, ein negativer Covid-19-Test ist notwendig.

Der Test darf beim planmäßigen Start der Reise nicht älter als 48 Stunden sein. Die Änderung gilt bei allen Airlines der Lufthansa Group, der Muttergesellschaft der AUA. Kinder unter sechs Jahren sind aber weiter von der Tragepflicht ausgenommen. Zusätzlich zur Maskentragepflicht ist in den Allgemeinen Beförderungsbedingungen künftig festgelegt, dass das Betreten des Flugzeugs Personen mit einer wissentlichen Covid-19-Infektion nicht gestattet ist.

Lockdown im Gazastreifen

Im dicht besiedelten Gazastreifen sind die ersten Corona-Fälle außerhalb spezieller Quarantäne-Einrichtungen nachgewiesen worden. Wie das Informationsbüro der islamistischen Hamas-Regierung am späten Montagabend mitteilte, wurden die vier Fälle – alles Mitglieder einer Familie – im Flüchtlingslager Al-Maghazi registriert. Dort leben etwa 120.000 Menschen.

Das Informationsbüro verkündete einen kompletten Lockdown für den gesamten Gazastreifen. Die Maßnahme solle von Montagnacht für 48 Stunden gelten. Bildungseinrichtungen, Moscheen und Märkte müssen geschlossen bleiben. In dem Küstenstreifen leben insgesamt zwei Millionen Menschen unter prekären Umständen. Eine starke Ausbreitung des Virus gilt als Horrorszenario. Entgegen vieler Befürchtungen verlief die Pandemie bisher glimpflich.

EU will auch Impfstoff von Moderna beziehen

Die EU hat mit einem weiteren Unternehmen Vorgespräche über den Erwerb eines möglichen Impfstoffs zum Schutz vor Covid-19 abgeschlossen. Wie die zuständige EU-Kommission am Montag mitteilte, geht es konkret darum, dem US-Biotechnologieunternehmen Moderna im Fall einer erfolgreichen Impfstoffentwicklung 80 Millionen Dosen abzunehmen. Für weitere 80 Millionen Dosen ist ein Vorkaufsrecht geplant.

Ähnliche Gespräche hatte die Kommission zuvor bereits mit einem Joint Venture von Sanofi und GSK sowie mit Johnson & Johnson und CureVac abgeschlossen. Mit AstraZeneca wurde bereits eine Kaufvereinbarung unterzeichnet. Finanziert werden die Geschäfte über ein im Kampf gegen die Coronakrise geschaffenes Soforthilfeinstrument. Es ist mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt ausgestattet.

Trump gibt Notfallgenehmigung für Plasmatherapie bekannt

Die US-Regierung erteilt eine Notfallgenehmigung für die Behandlung von Covid-19 mit Blutplasma, das Antikörper gegen das Coronavirus enthält. Bei der sogenannten Immunplasma-Therapie bekommen Patienten Plasma von Menschen, die nach einer natürlichen Infektion Antikörper gebildet haben. Plasma wird seit über 100 Jahren genutzt und gilt als sicher für Patienten.

Bisher noch unklar ist aber, wie wirksam Plasma tatsächlich ist, um die Covid-Sterblichkeitsrate zu senken. Der Chef der zuständigen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA), Stephen Hahn, sprach von begrenzten, aber bisher "vielversprechenden" Daten zur Wirksamkeit.

US-Präsident Donald Trump, der zuletzt öffentlich Druck auf die Behörde gemacht hatte, um schnellere Fortschritte verkünden zu können, bezeichnete die Notfallgenehmigung als "sehr historischen Durchbruch".

Spital in Rom startete Impfstofftest an Menschen

Das auf Infektionskrankheiten spezialisierte römische Krankenhaus Lazzaro Spallanzani hat am Montag begonnen, einen Impfstoff gegen Covid-19 an Menschen zu testen. Dem ersten Freiwilligen wurde die erste Dosis bereits gespritzt, berichtete die Leitung des Krankenhauses. 3.000 Personen hatten sich freiwillig für den Test gemeldet, 90 wurden von den Ärzten ausgewählt. Sie erhalten für ihre Teilnahme 700 Euro.

Der Impfstoff wurde in Italien entwickelt und ist dank einer Vereinbarung entstanden, die die Regierung mit dem Spallanzani-Institut unterzeichnet hatte. Er wurde von der Biotechnologie-Gesellschaft Rei Thera mit Sitz in Castelromano bei Rom zusammen mit der Münchner Gesellschaft Leukocare und mit Univercells (Brüssel) entwickelt und patentiert. Die Produktion wird erst nach den Tests beginnen.

Der vorbeugende Impfstoff soll die Produktion von Antikörpern und die Aktivität der Immunzellen fördern, hieß es. Die drei Pharmakonzerne beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln, um die Entwicklung einer Vakzine zu beschleunigen. Die Herausforderung sei, Millionen Dosen im Eiltempo zu produzieren.

711 registrierte Corona-Neuinfektionen in Deutschland

Erwartungsgemäß hat das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) am Montag vergleichsweise wenig neue Corona-Infektionen gemeldet. Nach Angaben vom Montagmorgen hatten die deutschen Gesundheitsämter binnen 24 Stunden 711 Fälle an das RKI übermittelt. An Sonntagen und Montagen sind die gemeldeten Fallzahlen oft niedriger, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten übermitteln.

An den Tagen zuvor war die tägliche Zahl der Neuinfektionen noch weit höher gelegen. Am Samstag war mit 2.034 neuen Fällen erstmals seit Ende April die 2.000er-Marke überschritten worden. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen war Ende März, Anfang April bei mehr als 6.000 gelegen. Die Zahl war nach den immer noch über 1.000 liegenden Werten im Mai in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigt sie wieder. Experten zeigen sich besorgt, dass es zu einem starken Anstieg der Fallzahlen kommen könnte, der die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Ansteckungsketten an ihre Grenzen bringt.

Ausgangssperre in Auckland erneut verlängert

Um sicherzugehen, dass der neue Corona-Ausbruch in Neuseeland unter Kontrolle ist, hat Premierministerin Jacinda Ardern die Ausgangssperre für die Großstadt Auckland erneut verlängert. Die Anordnung für die größte Stadt des Landes bleibe mindestens bis zum kommenden Sonntag in Kraft, sagte Ardern am Montag. Ursprünglich sollten die Beschränkungen am Mittwoch gelockert werden.

Diese zusätzlichen vier Tage seien notwendig, um einen erneuten Ausbruch zu vermeiden, sagte Ardern weiter. "Wir wollen sowohl Vertrauen als auch Gewissheit für alle."

Das neuartige Coronavirus war am 12. August nach 102 Tagen ohne Infektionen innerhalb des Landes wieder direkt in Neuseeland aufgetreten. Zuvor war der Erreger nur vereinzelt bei Menschen festgestellt worden, die aus dem Ausland eingereist waren. Einen Tag nach der Entdeckung der neuen Fälle verhängte Ardern die Ausgangssperre. Alle seitdem aufgetretenen Neuinfektionen sind auf vier Familienmitglieder aus Auckland zurückzuführen. Wo diese sich angesteckt haben, ist unklar.

Die für den 19. September geplante Parlamentswahl in Neuseeland wurde wegen des Corona-Ausbruchs um einen Monat verschoben.

Fast 115.000 Coronavirus-Tote in Brasilien

In Brasilien breitet sich das Coronavirus weiter aus. Das Gesundheitsministerium hat 23.421 Neuinfektionen gemeldet. Damit steigt die Gesamtzahl der Ansteckungen auf über 3,6 Millionen. Weitere 494 Menschen starben mit Covid-19. Damit stieg die Zahl der Toten auf 114.744. Brasilien hat nach den USA in der Coronavirus-Pandemie weltweit die meisten Infektionen und Todesfälle auf. (red, APA, Reuters, 24.8.2020)