Die Nacht-U-Bahn war seit September 2010 Teil des Wiener Öffi-Netzes. Mit dem Corona-Lockdown wurden die Nacht-U-Bahnen durch Nachtbusse ersetzt. Wann die Nacht-U-Bahnen wieder verkehren werden, bleibt vorerst offen.

Foto: APA / Herbert Neubauer

Wien – Mit dem Corona-Lockdown Mitte März sind sie verschwunden und seither nicht wieder zurückgekehrt. Und dabei bleibt es vorerst auch: Die Wiener Nacht-U-Bahnen werden weiterhin nicht im Öffi-Netz unterwegs sein. Das bestätigten die Wiener Linien auf Anfrage des STANDARD.

Stattdessen bleiben die Nachtbusse im Einsatz: Diese würden "für ein gutes und ausreichendes Angebot in der Nacht" sorgen, wie ein Sprecher der Verkehrsbetriebe sagte. Die Auslastung der Nachtbusse liegt aktuell lediglich bei rund zehn Prozent. Dies wird damit begründet, dass Nachtclubs mit langen Öffnungszeiten weiterhin geschlossen bleiben. Zwar wurde die Sperrstunde von Gasthäusern und Lokalen bereits Mitte Juni von 23 auf 1 Uhr ausgeweitet. Diese Zeit könnte für Kunden der Wiener Linien aber "noch gut vom Tagesverkehr abgedeckt werden", wie es heißt. Eine weitere Lockerung der Sperrstundenregelung ist österreichweit vorerst nicht im Gespräch – wohl auch wegen der zuletzt wieder steigenden Corona-Infektionszahlen. Laut Wiener Linien wird die Auslastung der Nachtbusse laufend beobachtet: Die Intervalle der drei stärksten Nachtbuslinien (N8, N25 und N60) seien zuletzt verstärkt worden, laut Homepage gibt es für diese Linien bis 2 Uhr früh ein 15-Minuten-Intervall.

Der Nacht-U-Bahn droht aber nicht das endgültige Aus: "Die Nacht-U-Bahn wird wieder zurückkehren", sagte ein Sprecher der Wiener Linien. "Ein konkretes Datum gibt es dazu jedoch noch nicht." Die Nacht-U-Bahn wurde im September 2010 eingeführt – pünktlich vor der damaligen Wien-Wahl .

Noch immer knapp ein Drittel weniger Fahrgäste

Eines ist jedenfalls sicher: Den zuletzt traditionellen jährlichen Passagierrekord wird es heuer nicht geben. Aufgrund der Corona-Krise ist der Öffi-Verkehr in Wien dramatisch eingebrochen, zu Zeiten des Lockdowns wurden bis zu 80 Prozent weniger Fahrgäste im Öffi-Netz registriert.

Mittlerweile sind zwar wieder mehr Öffi-Kunden mit verpflichtendem Mund-Nasen-Schutz unterwegs. Im Vergleich zur Zeit vor Corona benützen aber immer noch rund 30 Prozent weniger Fahrgäste U-Bahn, Bim und Bus. Die Wiener Linien haben also aktuell weiterhin knapp ein Drittel weniger Fahrgäste und damit verbunden massive Einnahmenverluste zu verzeichnen.

Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl rechnete Ende Mai mit einem Minus im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich bis Jahresende. Auch das Ausbleiben der Touristen macht sich in den Statistiken bemerkbar: In den Sommermonaten Juli und August 2019 machten laut Wiener Linien rund 1,5 Millionen Menschen Urlaub in Wien. Dass es im heurigen Sommer teilweise besonders leer in den Öffis ist, was in Zeiten von Corona grundsätzlich nichts Schlechtes ist, wird damit erklärt, dass auch in normalen Ferienmonaten rund 25 Prozent weniger Öffi-Fahrgäste unterwegs sind.

Die Wiener Linien verweisen aber auch darauf, "dass bisher keine Infektionsketten auf die Öffis zurückzuführen sind". Das habe zuletzt auch der Infektiologe und Ages-Leiter Franz Allerberger bestätigt. Täglich würden alle Stationen, Fahrzeuge und Flächen, mit denen Fahrgäste in Berührung kommen, gereinigt und desinfiziert.

Nacht-S-Bahn fährt weiterhin

Während die Wiener Linien bis auf Weiteres auf Nacht-U-Bahnen verzichten, sind die Nacht-S-Bahnen der ÖBB laut Fahrplanauskunft weiterhin unterwegs. An Wochenenden und vor Feiertagen gibt es zwischen Floridsdorf und Mödling sowie auf der Vorortelinie (S45) zwischen Hütteldorf, Heiligenstadt und Handelskai zwischen 1 und 4 Uhr in der Nacht einen 30-Minuten-Intervall. Die Wiedereinführung der Nacht-S-Bahn war mit der österreichweiten Fahrplanumstellung im Dezember 2019 erfolgt. (David Krutzler, 24.8.2020)