Kellyanne Conway, loyale Beraterin Trumps, hat gekündigt.

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Letztendlich entschied sie sich doch für den "Ehemann aus der Hölle" samt Familie und gegen Donald Trump. Kellyanne Conway, treue Wegbegleiterin des US-Präsidenten seit 2016, gab am Sonntagabend ihren Rücktritt als dessen Beraterin bekannt. Aus privaten Gründen, erklärte die 53-Jährige. In den USA stellt man sich freilich die Frage, ob die prominente Konservative und Spin-Expertin nicht eher das sinkende Schiff verlässt.

Vorangegangen war der Entscheidung Conways jedenfalls ein Hilferuf der 15-jährigen Tochter auf Twitter: "Der Job meiner Mutter hat mein Leben ruiniert", schrieb Claudia Conway am Samstag. Der Alltag der vier Conway-Kinder dürfte jedenfalls von tiefen ideologischen Differenzen zwischen den Eltern geprägt gewesen sein.

"Ehemann aus der Hölle"

Kellyanne, die erste Frau, die einen erfolgreichen US-Präsidentschaftswahlkampf leitete, und ihr Mann George galten 2016 beide als glühende Trump-Anhänger. Nach erfolgreicher Wahl wurde Kellyanne zur Beraterin ernannt, der angesehene Jurist George sollte eine Abteilung im Justizministerium übernehmen. Als dieser aber Trumps ungewöhnliches Amtsverständnis zu begreifen begann, zog er seine Zusage zurück. Die ausgebildete Juristin und Meinungsforscherin Kellyanne kämpfte also weiterhin für den US-Präsidenten in vorderster Reihe, während sich George zum erklärten und medial aktiven Trump-Feind entwickelte. Trump revanchierte sich mit dem Sager, seine Beraterin habe einen "Ehemann aus der Hölle".

Der Ehefrau verdankt die Welt auch eine Wortschöpfung, nämlich die der "alternativen Fakten", mit der Conway kleine und große Unwahrheiten umschrieb, derer Trump regelmäßig überführt wird. Auch sie selbst nahm es im Weißen Haus mit der Wahrheit nicht immer so genau. So erfand sie das "Bowling-Green-Massaker", um den umstrittenen Erlass Trumps zu begründen, der Menschen aus sieben muslimisch geprägten Ländern die Einreise in die USA verweigerte.

Harter Schlag

Ihr Rücktritt so kurz vor der Wahl trifft Trump hart, Conway hätte eine wichtige Rolle auf der Wahlkampftour spielen sollen. Am Montag stand sie noch auf der Rednerliste des republikanischen Parteitags. Am Mittwoch soll sie einmal noch Trump huldigen, dann ist Schluss.

Auch George Conway hat ein Abschiedsgeschenk. Er zieht sich aus dem "Lincoln Projekt", einer republikanischen Initiative gegen Trump, zurück. Ab September kann die Familie dann aufatmen. (Manuela Honsig-Erlenburg, 24.8.2020)