Präsidentensohn Donald Trump Jr. griff Joe Biden frontal an.

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Washington – Die US-Republikaner haben bei ihrem Parteitag in Charlotte, North Carolina, Donald Trump für eine zweite Amtszeit als Präsident nominiert – und diesen im Anschluss mit Lob überhäuft. Dabei suchten sie nach einer Balance zwischen harten Angriffen auf die Demokraten und dem Versuch, den Präsidenten als moderate Alternative zu präsentieren. Für Aufsehen sorgten dabei Präsidentensohn Donald Trump Jr., der den demokratischen Kandidaten Joe Biden als "Peking-Biden" verunglimpfte, und der Staatschef selbst, der entgegen allen Umfragen erneut sagte, man könne diese Wahl nur dann verlieren, wenn es zu Betrug der Demokraten komme.

CNBC Television

Tim Scott, der einzige schwarze Republikaner im Senat, warf derweil den Demokraten Bevormundung der schwarzen Wählerinnen und Wähler vor. Und die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley, Tochter indischer Emigranten, sorgte mit der Aussage für Aufsehen, die USA seien "kein rassistisches Land".

Corona-Held Trump

Vor allem aber ging es in der aufwendig produzierten Bühnenshow darum, das Corona-Krisenmanagement des Präsidenten zu preisen, dem eine Mehrheit der US-Amerikanerinnen und -Amerikaner bisher kein gutes Zeugnis in der Krisenbewältigung ausstellt. In einem eingespielten Video hieß es: "Ein Anführer ergriff entschiedene Maßnahmen, um Leben zu retten – Präsident Donald Trump."

PBS NewsHour

In dem Video wurden mehrere Politiker der Demokraten aus den Anfängen der Pandemie zitiert, die damals den Ernst der Lage nicht richtig einschätzten. Verharmlosende Aussagen Trumps – der im Lauf der Pandemie mehrfach sagte, das Virus werde wieder verschwinden und es werde keine Pandemie geben – fanden keine Erwähnung.

Warnung vor den Demokraten

Die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel versuchte dann auch gute Stimmung zu verbreiten: Ein neues Kapitel in der "großartigen Geschichte Amerikas" werde in der zweiten Trump-Amtszeit beginnen, "das Beste liegt noch vor uns", sagte sie. "The Best Is Yet to Come", einer der größten und populärsten Hits des US-amerikanischen Sängers und Entertainers Frank Sinatra (1915–1998), wurde dann auch prompt eingespielt.

PBS NewsHour

Dann die Angriffe auf Biden: Diese läutete der republikanische Kongressabgeordnete Matt Gaetz ein, der in einer Rede dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten die Unterstützung früherer US-Militäreinsätze vorwarf. Trump sei dagegen der erste US-Präsident seit Ronald Reagan, der die USA nicht in einen neuen Krieg geführt habe, sagte Gaetz. Die Demokraten würden "die Menschen entwaffnen, sie in ihrer Wohnung einsperren und dann (die mittelamerikanische Gang, Anm.) MS-13 einladen, nebenan einzuziehen", behauptete er zudem über die politischen Gegner.

Der Kandidat Pekings

Präsidentensohn Donald Trump Jr. sprach anschließend überhaupt von Biden als Wunschkandidat der chinesischen kommunistischen Partei. "Sie wissen, dass er uns wirtschaftlich und auf der Weltbühne schwächen wird", sagte er. Biden sei so schwach, dass die Geheimdienste davon ausgingen, dass die kommunistische Partei Chinas ihn bevorzuge. Donald Trump Jr. verspottete den Herausforderer seines Vaters als "Beijing Biden", auf Deutsch: "Peking-Biden". Er warf Biden linksradikale Politik vor, die die wirtschaftliche Erholung in der Corona-Krise stoppen würde. Biden spreche bereits von einem erneuten Shutdown – "es ist Wahnsinn".

C-SPAN

Die ehemalige amerikanische UN-Botschafterin Haley trat auf dem Parteitag der Republikaner auf, um Wähler von Trumps außenpolitischer Kompetenz zu überzeugen. Er habe eine harte Position gegenüber China eingenommen und er habe die Terrormiliz IS besiegt, führte sie aus. "Und er sagt der Welt, was sie hören muss."

Anti-Antirassisten

Für die USA hingegen hielt sich Haley mit bitteren Wahrheiten zurück: Diese seien "kein rassistisches" Land, erklärte sie, wofür sie auf Twitter prompt massiven Gegenwind erhielt. Schon zuvor hatte Senator Tim Scott in seiner Rede Trump verteidigt – und Mitglieder von Minderheiten für eine Stimme für seine Partei zu begeistern versucht.

ABC News

Zugleich mit Haley und Scott kamen beim Parteitag aber auch Patricia und Mark McCloskey zu Wort, die fotografiert worden waren, als sie von ihrem Balkon aus mit einer Maschinenpistole posierten, während Demonstrantinnen und Demonstranten der Black-Lives-Matter-Bewegung vorbeizogen. Die Demokraten sähen den Schutz einfacher Bürger nicht mehr als Aufgabe der Regierung, sagte Mark McCloskey. Ihnen gehe es vielmehr darum, "Kriminelle vor ehrlichen Bürgern zu schützen", behauptete er. "Machen Sie sich nichts vor: Wo auch immer Sie mit Ihrer Familie leben, wird es nicht mehr sicher sein in einem Amerika der radikalen Demokraten", sagte Patricia McCloskey. Die Demokraten wollten alle Vorstädte zerstören und den Sozialismus einführen, sagte sie.

Der Parteitag der Republikaner findet – wie schon der der Demokraten – wegen der Corona-Pandemie in deutlich abgespeckter Form statt. Ursprünglich wollten die Republikaner in Charlotte ein viertägiges Mega-Event mit tausenden Gästen abhalten. Wegen der dortigen Corona-Bestimmungen ließ Trump den Hauptteil dann nach Jacksonville verlegen. Als sich Florida zu einem Hotspot in der Pandemie entwickelte, wurde das wieder gestrichen. (mesc, APA, Reuters, 25.8.2020)