Wegen der Coronavirus-Pandemie sind die Konzerte nicht live in der Royal Albert Hall, sondern nur im Rundfunk zu erleben.

Foto: CARL COURT / AFP

London – Zwei wegen Großbritanniens kolonialer Vergangenheit umstrittene Lieder werden heuer Jahr doch auf dem berühmten "Last Night of the Proms"-Konzert gespielt. Allerdings werden die beiden Lieder nur in Orchesterversionen zu hören sein, teilte der Sender BBC als Veranstalter am Montag mit. Zuvor hatte es im Zuge der Black-Lives-Matter-Proteste einen heftigen Streit um die Texte der Stücke gegeben.

In "Rule, Britannia" von 1740 heißt es unter anderem: "Herrsche Britannia .... Briten werden niemals Sklaven sein." Zu dem Lied singen die Briten zum Finale der jährlichen Sommer-Konzertreihe kräftig mit und schwenken dabei Union-Jack-Fähnchen. Auch das Lied "Land Of Hope And Glory" ("Land der Hoffnung und des Ruhms"), das stets zum Abschluss gespielt wird, stand auf der Kippe.

Johnson für die Stücke

Premierminister Boris Johnson sprach sich am Montag für die Stücke aus. Er glaube an die "Inhalte" und nicht an "Symbole von Problemen", ließ er über einen Sprecher verlauten. Letztlich sei dies sei aber eine Entscheidung der BBC und der Organisatoren der "Proms"-Konzerte. Zuvor hatte Kulturminister Oliver Dowden auf Twitter geschrieben: "Selbstbewusste, nach vorn schauende Nationen löschen ihre Vergangenheit nicht aus – sie fügen ihr etwas hinzu."

Wegen der Coronavirus-Pandemie sind die Konzerte am 12. September nicht live in der Royal Albert Hall, sondern nur im Rundfunk zu erleben. Die diesjährige Dirigentin des Abschlusskonzerts, die Finnin Dalia Stasevska, hatte die Änderungen im Programm unterstützt und war dafür angefeindet worden. "Wir bedauern die "ungerechtfertigten persönlichen Attacken auf Dalia Stasevska ... in sozialen Medien und anderswo", erklärte die BBC. Man werde an den Liedern festhalten, aber das Abschlusskonzert um neue Elemente bereichern. (APA, 25.8.2020)