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Israel attackierte am Mittwoch Ziele im Süden des Libanons.

Foto: REUTERS/AZIZ TAHER

Jerusalem – Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben am Mittwoch Vergeltungsschläge gegen Beobachtungsposten der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon und Stellungen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen durchgeführt.

Blaue Linie

Ersteren bezeichnet die Armee als Antwort damit, dass in der Nacht israelische Soldaten vom Libanon aus beschossen worden seien. Zuvor hatte die israelische Armee Einwohner im Grenzgebiet zum Libanon aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben und sich auf die möglicherweise notwendige Flucht in Schutzräume für die Zivilbevölkerung vorzubereiten. Die Maßnahmen wurden mit einem nicht näher beschriebenen "Sicherheitsvorfall" nahe der sogenannten Blauen Linie, der De-facto-Grenze zwischen Israel und dem Libanon, begründet.

Nach Angaben der israelischen Armee ereignete sich der "Sicherheitsvorfall" in der Gegend des Kibbuz Manara. Mehrere Straßen in dem Gebiet wurden gesperrt. Alle Aktivitäten in "offenen Räumen" seien bis auf Weiteres untersagt, darunter Arbeiten in der Landwirtschaft, teilten die israelischen Streitkräfte mit.

Netanjahu droht

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat der Hisbollah im Falle weiterer Angriffe mit einer "entschiedenen" Reaktion gedroht. "Ich rate der Hisbollah, nicht die Stärke Israels zu testen", erklärte Netanjahu.

"Wir werden entschieden auf jeden Angriff gegen uns reagieren", hob er hervor. Die Hisbollah bringe durch ihre "Aggression" wieder einmal den Libanon in Gefahr.

Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz hatte am Wochenende mitgeteilt, eine israelische Drohne über dem Grenzgebiet abgeschossen zu haben. In dem Gebiet patrouillieren rund 10.500 Blauhelme der UN-Mission Unifil – darunter rund 230 Bundesheer-Soldaten. Die Mission war nach einem einmonatigen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006 aufgestockt worden. Österreich beteiligt sich seit 2011 an der UN-Mission.

Im vergangenen Monat war es im israelisch-libanesischen Grenzgebiet zu heftigen Gefechten gekommen. Diese waren nach Angaben der israelischen Armee ausgebrochen, nachdem mehrere mit Gewehren bewaffnete Männer aus dem Libanon die Blaue Linie überquert hatten. Nach israelischen Angaben soll es sich bei den damals über die Grenze infiltrierten Männern um Hisbollah-Kämpfer gehandelt haben. Dies wurde von der Miliz jedoch bestritten.

Weitere Gaza-Angriffe

Zudem teilte die israelische Armee am Mittwoch mit, dass Kampfjets und Armeeflugzeuge militärische Positionen der Hamas im südlichen Gazastreifen beschossen haben. Damit habe man auf den Beschuss aus dem Gazastreifen mit an Ballons befestigten Brand- und Sprengsätzen reagiert.

Auch unterirdische Anlagen der Hamas seien attackiert worden. Seit knapp drei Wochen greift die israelische Armee beinahe täglich Ziele im Gazastreifen an, aus dem immer wieder Ballons mit Brand- und Sprengsätzen und seltener auch Raketen auf israelisches Gebiet fliegen. Die Brandsätze lösten in Israel bereits hunderte Brände aus.

Als Reaktion auf die Angriffe blockiert die israelische Marine auch die Ausfahrt der Fischer aus dem Gazastreifen aufs Mittelmeer. Außerdem wurde der einzige Grenzübergang für Waren geschlossen. Das einzige Stromkraftwerk im Gazastreifen musste inzwischen wegen Brennstoffmangels herunterfahren werden.

Waffenstillstandsabkommen

Nach Angaben aus dem Umfeld des katarischen Gesandten Mohammed el-Emadi traf dieser am Dienstagabend mit Hilfsgeldern in Höhe von rund 30 Millionen Dollar (25 Mio. Euro) im Gazastreifen ein. Die Hilfen sind Teil eines Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas, das im vergangenen Jahr von Vermittlern aus Ägypten, Katar und der UNO ausgehandelt worden war.

Das Abkommen sieht zudem eine Reihe wirtschaftlicher Maßnahmen vor, darunter die Erweiterung einer Industriezone im Gazastreifen sowie die Erteilung israelischer Arbeitserlaubnisse an die palästinensische Bevölkerung des Küstenstreifens. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus mit den Verhandlungen vertrauten Kreisen erfuhr, steht ein Streit über die Umsetzung der wirtschaftlichen Maßnahmen im Mittelpunkt der derzeitigen Spannungen zwischen Israel und der Hamas.

Seit die Hamas im Jahr 2007 die Kontrolle im Gazastreifen übernommen hat, hat sie bereits drei Kriege mit Israel geführt. Zuletzt nahmen die Spannungen wieder massiv zu. (APA, AFP, red, 26.8.2020)