Auch die Nutzung von Datentunneln, mit denen die Sperre von verbotenen Seiten umgangen werden kann, solle künftig bestraft werden

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Im Iran wollen nach einem Zeitungsbericht 40 erzkonservative Abgeordnete den Zugang zum Kurznachrichtendienst Twitter per Gesetz verbieten lassen. Auch die Nutzung von Datentunneln, mit denen man sich Zugang zu verbotenen Seiten verschaffen kann, solle nach ihrem Willen künftig bestraft werden, berichtete die Zeitung "Etemad" am Dienstag in ihrer Online-Ausgabe. Im Iran sind Tausende Internetseiten von staatlicher Seite gesperrt.

Großteil der Abgeordneten selber auf Twitter

Die Sache hat allerdings einen Haken: Mehr als zwei Drittel der Antragsteller twittert selber. Den Recherchen der Zeitung zufolge haben 28 der 40 Abgeordneten bereits eigene Tweets abgesetzt: insgesamt 5920 Nachrichten. Auf Twitter sind auch fast alle führenden Politiker des Landes aktiv: Präsident Hassan Rouhani ebenso wie Außenminister Mohammed Jawad Zarif und sogar Offizielle aus dem Lager der Konservativen und Hardliner.

Verbot

Die Internet-Verbote werden von den Iranern meist einfach ignoriert. Zugang zu den gefilterten Seiten verschaffen sie sich über Datentunnel. Nach einer aktuellen Studie ist mehr als die Hälfte der 82 Millionen Iraner Mitglied in mindestens einem der verbotenen sozialen Netzwerke. (APA/dpa, 26.08.2020)