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Immer wieder empfohlen, unter anderen von Donald Trump und dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, hat Hydroxychloroquin leider keinen Nutzen bei der Bekämpfung von Covid-19.
Foto: REUTERS/George Frey

Konfrontiert mit einem völlig neuen Erreger, mussten Wissenschafter auf der Suche sowohl nach Impfstoffen gegen Covid-19 als auch nach Medikamenten zur Therapie der Krankheit bei null beginnen. Zur Routine gehört dabei, den bestehenden Katalog auf Substanzen zu durchforsten, die gegen andere Krankheiten entwickelt wurden, möglicherweise aber auch gegen das neue Virus wirken könnten.

Das vermeintliche Wundermittel

Eine Substanz aus diesem Katalog hat immer wieder für Schlagzeilen gesorgt – und letztlich für jede Menge Verwirrung: Hydroxychloroquin, das unter anderem im Kampf gegen Malaria eingesetzt wird. Anfänglich als Hoffnungsträger gehandelt, weckten spätere Studien Zweifel an seinem Nutzen, wurden aber ihrerseits in Zweifel gezogen. Empfehlungen zum Stopp und zur Wiederaufnahme von Tests mit Hydroxychloroquin wechselten einander ab – bis sich ab Juni schließlich weitgehender Konsens darüber durchsetzte, dass das Medikament zur Behandlung von Covid-19 nicht geeignet ist.

Der Schlussstrich unter der Debatte dürfte gezogen sein – und ein neues Paper, das im Fachmagazin "Clinical Microbiology and Infection" erschienen ist, verstärkt ihn noch einmal. Basierend auf 29 Studien mit insgesamt 33.000 Patienten sei es die bisher robusteste Metaanalyse, wie die Universität Neuenburg erklärte. Und sie kommt zu einem vernichtenden Ergebnis.

Die Ergebnisse

Hydroxychloroquin allein beeinflusse die Sterblichkeit von hospitalisieren Patienten nicht, bilanziert das Forscherteam. Weder verringere noch erhöhe das Medikament das Sterberisiko. Patienten ausschließlich mit Hydroxychloroquin zu behandeln sei demnach nutzlos.

Und fehlender Nutzen könne sogar zu echtem Schaden werden, wenn Hydroxychloroquin mit dem Antibiotikum Azithromycin kombiniert wird – eine Praxis, die laut Koautor Matthieu Mulot von der Uni Neuenburg in der Anfangszeit der Pandemie weit verbreitet war. Mit der Studie sei nun belegt, dass die Kombination von Hydroxychloroquin und Azithromycin mit einem um 27 Prozent erhöhten Sterberisiko einhergeht.

Die Metaanalyse bestätigt die Ergebnisse des sogenannten Recovery Trial, koordiniert von der Uni Oxford, das schon Anfang Juni die Untauglichkeit von Hydroxychloroquin festgestellt hatte. Für die seriöse Forschung zu Covid-19-Therapien dürfte es damit künftig keine Rolle mehr spielen. Bis es auch aus dem Social-Media-Diskurs verschwunden ist, dürfte es hingegen etwas länger dauern. Ende Juli erst löschte Twitter Posts von unter anderen Donald Trump und Popdiva Madonna, die ein Video geteilt hatten, in dem Hydroxychloroquin als "Wundermittel" angepriesen wurde. (red, 27. 8. 2020)