Alexej Nawalny bei der Stimmabgabe bei einer Regionalwahl 2019. Aktuell wird der Kremlkritiker in der Berliner Universitätsklinik Charité behandelt. Er könnte vergiftet worden sein.

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Berlin/Moskau – Das Team des mutmaßlich vergifteten Kremlkritikers Alexej Nawalny hofft weiter auf eine erfolgreiche Behandlung des Oppositionellen in der Berliner Universitätsklinik Charité. "Alexej ist jetzt in Sicherheit, er bekommt die bestmögliche Versorgung", schrieb sein Mitarbeiter und Vertrauter Leonid Wolkow am Mittwoch in einem Newsletter. Er könne aber über den Gesundheitszustand des 44-Jährigen nichts Neues mitteilen.

Vergiftungsverdacht

Nawalny ist einer der bekanntesten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er liegt seit rund einer Woche im Koma. Zunächst wurde er in einem Krankenhaus in Omsk versorgt, dann kam er auf Drängen seiner Familie und seines Teams nach Deutschland. Die deutschen Ärzte gehen nach einer Auswertung von klinischen Befunden davon aus, dass Nawalny vergiftet wurde.

Nato und Großbritannien für Untersuchung

Die Nato fordert eine lückenlose Aufklärung des Falls: "Was wir jetzt brauchen, ist eine transparente Ermittlung, um herauszufinden, was passiert ist", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch am Rande eines Treffens der EU-Verteidigungsminister in Berlin.

Es gebe keinen Grund, an den Untersuchungsergebnissen der Ärzte zu zweifeln. Es müsse sichergestellt werden, dass die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden, so Stoltenberg.

Auch die Menschenrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatovic, hat die Bedeutung einer lückenlosen Aufklärung betont. Eine umfassende Untersuchung der Umstände sei nicht nur Nawalny, sondern auch der russischen Zivilgesellschaft geschuldet, teilte Mijatovic am Mittwoch mit.

Auch Großbritannien will zur Aufklärung des Falls beitragen. Premierminister Boris Johnson hat Nawalny und dessen Familie die Solidarität Großbritanniens zugesagt. "Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden", twitterte Johnson am Mittwoch.

Russland zweifelt Befunde an

Russland hat sein Interesse an einer Aufklärung der Gründe für Nawalnys schwere Erkrankung bekundet. Man wolle nicht, dass der Fall das Verhältnis zum Westen beschädige, erklärte der Kreml am Mittwoch. Es sei allerdings noch zu früh um zu beurteilen, ob Nawalny tatsächlich vergiftet worden sei. Die medizinische Untersuchung sei nicht schlüssig. (APA/dpa, red, 26.8.2020)