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Lionel Andrés Messi Cuccittini prägte einen Klub und eine Stadt.

Foto: AP/Dana

"Die Zeit ist wie das Maultier: Sie weicht nicht zurück", sagen die Katalanen. Und zurückdrehen, das weiß Lionel Andrés Messi Cuccittini, lässt sie sich auch nicht die Zeit.

Der vermutlich bisher beste Fußballer dieses Jahrtausends kann dem FC Barcelona nichts mehr geben, was er Barça nicht schon gegeben hätte, in den vergangenen 20 Jahren. Den notwendigen Neuaufbau nach der Zäsur, die das 2:8 gegen den FC Bayern im Viertelfinale der Champions League war, kann sich der 33-Jährige nicht mehr antun, wenn er noch anderswo Titel gewinnen und damit seine Vita runden will. Zumal der neue Coach, der Niederländer Ronald Koeman, keinen informellen Chef auf dem Platz dulden will. Das anhebende Gefeilsche um eine Ablöse macht Messi den schwierigen Abschied etwas leichter.

Dank

Denn Messi hat Barça viel, wenn nicht alles zu verdanken. Mit 13 war der Bursche aus Rosario, Argentinien, schon ein begnadeter Fußballer, aber wegen Wachstumsstörungen mit 1,40 Meter Höhe deutlich zu kurz geratenen. Sein Klub Newell’s Old Boys wollte sich die Behandlungskosten von monatlich 900 Dollar für das Ausnahmetalent nicht leisten, der FC Barcelona aber schon. Der erste Vertrag, vom legendären Jugendförderer Carles Rexach auf einer Serviette aufgesetzt, brachte ihm 600 Euro im Monat ein.

Zuletzt hat Messi, auf 1,69 gewachsen und sechsmaliger Weltfußballer, an die 35 Millionen kassiert. Seine durchaus ausbaufähige Steuermoral und die vergleichsweise geringere Leidenschaft für die katalanische Unabhängigkeit haben ihm die Fans verziehen.

Noch mehr Dank

35 Titel hat der FC Barcelona mit Messi geholt, 634 Tore schoss er in 731 Pflichtspielen. Und dennoch passt sein Spitzname, "La Pulga", der Floh, noch immer besser zu ihm als die Vergöttlichung, die ihm in all den Jahren zuteilwurde. Das gut abgeschirmte Privatleben mit seiner gleichaltrigen Jugendliebe Antonella Roccuzzo und den drei Söhnen Thiago (7), Mateo (4) und Ciro (2) untermauert nur die Geschichte vom netten Kerl, dem eine fast unheimliche Gabe mitgegeben wurde.

Sie reicht noch locker aus, um Klubs wie Manchester City oder Paris Saint-Germain endlich die ersehnte Champions League zu besorgen. Dass er mit der Albiceleste, dem Nationalteam seines Geburtslandes, noch einen großen Titel gewinnt, bezweifelt Messi selbst. Aber: Wer ein Maultier ohne Fehler wünscht, muss zu Fuß gehen – sagen die Spanier. (Sigi Lützow, 26.8.2020)