Ein äußerst selten gewordener Anblick: eine Flussperlmuschel.
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Ja, Perlentaucher könnten theoretisch auch in europäischen Binnengewässern fündig werden. Dafür sorgt die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) – auch wenn sie bei weitem nicht so produktiv ist wie eine Perlauster und sowieso tabu sein sollte: Die einstmals weit verbreitete und in Sachen Wasserqualität recht anspruchsvolle Muschel ist nämlich mittlerweile vom Aussterben bedroht.

Im Rahmen des tschechisch-österreichischen Forschungsprojekts "Malsemuschel" wurden nun im Grenzfluss Maltsch 2.000 nachgezüchtete Tiere ausgesetzt und Wasserbau-Maßnahmen entwickelt, die ihnen das Überleben erleichtern sollen. Die Aktion dreht sich darum, mehr über die Begebenheiten an dem Wasserlauf herauszufinden, der auch ob seiner Lage am einstigen Eisernen Vorhang relativ naturbelassen ist.

Die richtige Infrastruktur schaffen

Gerade als Jungtiere sind die Muscheln auf für sie ideale Bedingungen im Fluss angewiesen: Über fünf bis zehn Jahre befinden sie sich in einer kritischen Phase, in der der Fluss nicht zu viele feine Sedimente und Sandpartikel führen darf. Da sich die Sedimenteinträge aus dem Umland in dem Gewässer in den vergangenen Jahrzehnten erhöht haben, setzte das den Muscheln zu. Verantwortlich dafür sind sowohl natürliche Verwitterungsprozesse und Bodenauswaschungen, die teils durch veränderte Landnutzung oder durch Klimaveränderungen beschleunigt werden, erklärte Projektleiter Christoph Hauer vom Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung der Boku.

"Das Ziel war, den feinen Sand wieder aus dem System herauszubekommen", so der Forscher. Um dem Fluss dabei zu helfen, das Material "eigendynamisch" abzulagern, setzt man auf kleine Einbauten, die die Strömung gezielt leicht verändern. Gleichzeitig wurden Teile des Uferbereiches abgesenkt. In Kombination führt das dazu, "dass dann auf den abgesenkten Flächen der Sand ausgetragen wird", erklärte Hauer. Eine derartige wissenschaftlich optimierte Maßnahme sei so noch nie umgesetzt oder publiziert worden.

Die Ergebnisse aus dem Projekt seien aber auch für andere Flussperlmuschel-Vorkommen in Österreich, Tschechien, Deutschland, Skandinavien oder Großbritannien interessant, da die Tiere überall ähnliche Probleme plagen. "Unser Ziel ist anhand dieser Forschungsergebnisse auch den internationalen Kollegen etwas zeigen zu können", sagte Hauer. (red, 28. 8. 2020)