Juan Diego Flórez griff in Salzburg auch zur Gitarre.

Foto: EPA/Balazs Mohai

Zur Gitarre greift er gerne, sei’s an der Mailänder Scala, im Wiener Konzerthaus oder nun zuletzt im Großen Festspielhaus in Salzburg. Cucurrucucú Paloma gesungen von einem Startenor mit Hang zum hohen C ist ein Erlebnis. Das Spielchen mit der verstimmten Gitarre gehört wohl dazu. "Ist nicht meine Gitarre ...", kann es da heißen oder "Neue Saiten ...", gefolgt von Kopfschütteln. Die Menschen lieben Flórez für seine Showeinlagen nicht weniger als für seinen Gesang.

Die Geschmeidigkeit dieser Jahrhundertstimme. Die mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit erreichten Spitzentöne. Die Virtuosität beim "Umschalten" auf Kopfstimme – Cucurrucucú. Das gleichbleibend klangfarbenreiche Timbre von der Mittellage bis hinauf in hohe Lagen: Mit technischer Brillanz verleiht Juan Diego Flórez Latino-Schlagern zur Gitarre (alles längst auf CD erhältlich) ebenso großen Reiz wie Beethovens Adelaide oder der Heimlichen Aufforderung von Richard Strauss. Im Klassikteil wurde Juan Diego Flórez wie immer auf dem Klavier begleitet vom kundigen Weggefährten Vincenzo Scalera.

Lieder- und Arienabend

Es war eine enorme zeitliche und stilistische Bandbreite, die Flórez und Scalera mit dem Lieder- und Arien-Abend im Großen Festspielhaus abschritten, bei hervorragender Textverständlichkeit des Sängers. Diese verwundert wenig etwa beim Lied von der traurige Taube, erfüllt aber mit Staunen und Bewunderung angesichts der Goldgewölke, Silberglöckchen und flötenden Nachtigallen bei Beethoven oder des Heers der trunknen Schwätzer bei Strauss.

Den Übergang zum Arienteil gestalteten Floréz und Scalera mit zwei Nummern aus Sei ariette da camera von Vincenzo Bellini, zwei liedhaften, elegant gespielten und gesungenen Stücken. Cavatina und Cabaletta des Pollione aus Bellinis Norma ließen dann auch das Publikum erstmals so richtig laut werden. Zwischen Cavatina und Cabaletta des Jacopo aus Giuseppe Verdis I due Foscari wurde gar munter hineingejubelt. Vielleicht unterlief der Opernstar sogar ein wenig die offensichtlich erwartete Fußball-Stadion-Stimmung mit einer besonders locker gesungenen Arie des Mylio Le Roi d’Ys von Édouard Lalo.

Den Lationo-Zugaben folgten dann noch ein paar hohe C via Tonios berühmte Arie aus Donizettis La fille du régiment und Puccinis Nessun dorma. Das Publikum durfte sogar mal mitsingen und -summen. War sicher gegen die Corona-Auflagen. Aber: Flórez war da! (Heidemarie Klabacher, 28.8.2020)